Politik

14.04.2023

Eltern in Deutschland: Gestresst und ohne Renommee

Ein Kommentar von David Lohmann

„Mal wieder eine Arbeitswoche der Kinderlosen“, schrieb die Chefin des Kosmetikunternehmens Annemarie Börlind diese Woche auf LinkedIn. Und dankte den kinderlosen Beschäftigten für ihre Arbeit, „während andere Familienzeit brauchen“. Der Beitrag löste zu Recht einen Shitstorm aus. Denn er offenbart, was viele Vorgesetzte noch immer denken: Angestellte mit Kindern sind lästig. Ständig bringen sie den Betriebsablauf durcheinander, weil der Nachwuchs krank ist oder die Betreuungseinrichtung wegen Personalmangels verkürzte Öffnungszeiten oder ganz geschlossen hat.

Richtig wäre es, Eltern Respekt dafür zu zollen, dass sie trotz Kind überhaupt arbeiten. Denn die Doppelbelastung ist enorm. Kindererziehung ist nichts, was man nach Feierabend macht. Und niemand gibt sein Kind freiwillig den ganzen Tag in fremde Obhut. Im Gegensatz zu früher reicht aber nicht nur in Großstädten schlicht das Gehalt nicht aus, wenn nur ein Elternteil berufstätig ist. Abgesehen davon zahlen die Kinder einmal die Rente der nörgelnden Vorgesetzten und sind die dringend benötigten Fachkräfte von morgen.

Wer mangels Kinderbetreuung nicht arbeiten kann, hat keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld

Zusätzlichen Stress bereitet Eltern die verzweifelte Suche nach einem Betreuungsplatz. Trotz Blumensträußen für die Kita-Leitung und verzweifelter Bewerbungssschreiben im dritten Schwangerschaftsmonat. Was wie ein schlechter Scherz klingt, ist leider Realität: Wer wegen fehlender Kinderbetreuung arbeitslos wird, hat keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld. Das trifft Alleinerziehende doppelt hart. Zwar gibt es seit 2013 einen Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung. Aber was nützt der, wenn es einfach zu wenig Personal gibt? Und die Situation verschärft sich weiter: Allein in Bayern fehlen bis 2030 rund 67 000 Kita-Kräfte.

Die Folge: Paare entscheiden sich oft gegen Kinder. Oder die Frauen kümmern sich um die Kindererziehung, weil der Mann in der Regel das höhere Einkommen hat, und zementieren damit in ihrer Not die traditionelle Rollenverteilung. Ja, es gibt auch private Betreuungsangebote. Aber bis zu 1400 Euro pro Monat und Kind können sich die wenigsten leisten. Während sich Kommunen, Länder und Bund gegenseitig den Schwarzen Peter zuschieben, sind Eltern weiterhin die Gelackmeierten.

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