Mit dem Vorlesungsstart der Hochschulen für angewandte Wissenschaften ist die coronabedingte Online-Phase an den Hochschulen offiziell vorbei - doch schwangere Studentinnen werden mancherorts weiterhin an den heimischen Schreibtisch verbannt. So heißt es etwa im Corona-Update der Hochschule München (HM): "Als schwangere Studentin dürfen Sie die HM nicht betreten, selbst wenn Sie geimpft oder genesen sind." Auch andernorts wird Schwangeren zumindest nachdrücklich empfohlen, zu Hause zu bleiben. Ein einheitliches Vorgehen aller bayerischen Hochschulen gibt es jedoch nicht.
"Personen, die sich nicht impfen lassen können, und auch schwangeren Studentinnen ist die Teilnahme am Präsenzlehrbetrieb nicht etwa allgemein versagt", betont das Wissenschaftsministerium auf Anfrage. Es sei vielmehr ein wesentliches Anliegen, dass möglichst alle Studierenden an den jeweiligen Campus ihrer Hochschule zurückkehren könnten. Dennoch lägen die Vorkehrungen zum Infektions- und Gesundheitsschutz in Verantwortung der jeweiligen Hochschule.
Walter Schober, Präsident der Technischen Hochschule Ingolstadt, handhabt die Sache pragmatisch: "Schwangere Studentinnen dürfen kommen, wenn sie wollen. Aber ich biete ihnen individuelle Lösungen an." Eine Abfrage habe ergeben, dass zwei Schwangere im Wintersemester an Vorlesungen und Seminaren teilnehmen wollten. Schobers Lösung: "Dann wird eben in diesen Veranstaltungen gestreamt."
Auch in Augsburg werden schwangere Studentinnen gebeten, mit ihren Lehrenden Kontakt aufzunehmen, um Einzellösungen zu arrangieren. Mit einem klaren Ausschluss von Präsenzveranstaltungen arbeitet hingegen die Hochschule München. Diese habe "eine Gefährdungsbeurteilung vorgenommen, die zu dem Ergebnis gekommen ist, dass eine unverantwortbare Gefährdung von schwangeren Studentinnen nur durch ein Betretungsverbot vermieden werden kann", schilderte das Ministerium nach Rücksprache mit den Verantwortlichen. Um einen ordnungsgemäßer Studienfortschritt zu gewährleisten, sollten aber auch dort nicht teilnehmenden Risikogruppen Ersatzangebote gemacht werden.
Die Sprecherin für Hochschulpolitik der Grünen-Fraktion im Landtag, Verena Osgyan, monierte: "Hier zeigt sich ganz klar: Trotz Wiederaufnahme der Präsenzlehre können nicht alle einfach so weiter studieren wie bisher." Die Staatsregierung müsste den Hochschulen dringend einen einheitlichen Leitfaden vorlegen. "Stattdessen sehen sich die Hochschulen gezwungen, eigene Lösungen zu finden, mit dem Ergebnis, dass wir einen wahren Flickenteppich an Insellösungen haben."
(dpa)
Verdruss über Corona-Tests für Studierende
Zum Vorlesungsbeginn gibt es in Bayern Verdruss über die Regelung zu kostenlosen Corona-Tests für Studierende. An den Hochschulen gilt nämlich ab einer Inzidenz von 35 die 3G-Regelung: Zutritt haben nur Geimpfte, Genesene und Getestete. Wer sich daher testen lassen muss, kann das im Gegensatz zur Normalbevölkerung zwar unter Vorlage des Studierendenausweises nicht nur bis zum 11. Oktober, sondern noch bis zum 30. November kostenlos tun. Danach ist allerdings auch für Studis Schluss mit den Gratistests.
"Geld für Testungen von Studierenden zu verlangen, die es sich nicht leisten können, ist de facto eine Impfpflicht", kritisiert Johanna Weidlich, eine der Sprecherinnen der Landesstudierendenvertretung. Auch Alexander Fehr, Geschäftsführer der bayerischen Universitätenkonferenz, wünscht sich eine Verlängerung der Kostenübernahme mindestens bis zur Winterpause. "Uns als Verband der Universitäten wäre gelegen, dass man da noch in Gespräche tritt."
Schließlich reisten auch zahlreiche ausländische Studierende an, die noch eine in der EU anerkannte Impfung benötigten und je nach Wirkstoff erst im Januar als vollständig immunisiert gälten, argumentierte Fehr. Wissenschaftsminister Bernd Sibler (CSU) aber sieht zum jetzigen Zeitpunkt keine Notwendigkeit einer Verlängerung.
"Wir sind das einzige Bundesland, dass das überhaupt anbietet", betonte Sibler im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur und ergänzte: "Natürlich möchten wir, dass diejenigen, die noch nicht geimpft sind, sich impfen lassen." Sibler zufolge haben rund 80 Prozent der Studierenden die nötigen Spritzen bereits erhalten, 10 weitere Prozent gelten als genesen.
(dpa)
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