Politik

Der neue Impfstoff von Novavax steht erst mal nur Personen zur Verfügung, die von der einrichtungsbezogenen Impfpflicht betroffen sind. (Foto: dpa/Kay Nietfeld)

18.02.2022

Enttäuschte Hoffnung

Viele Ungeimpfte hatten erklärt, auf konventionelle Vakzine zu warten – jetzt aber bleibt der Run aus

Wann kommt denn jetzt ein neuer Corona-Impfstoff?“ Immer wieder bekam Dominik Spitzer, Hausarzt in Kempten und FDP-Landtagsabgeordneter, diese Frage zu hören. Von Ungeimpften, deren Skepsis gegenüber den neuen Vektor- und mRNA-Impfstoffen er nicht zerstreuen konnte. Und die deshalb mit der Impfung auf herkömmliche Vakzine warten wollten. Seit dem 20. Dezember ist Nuvaxovid des US-Herstellers Novavax in der EU zugelassen, Anfang Februar sprach sich auch die Ständige Impfkommission für die Novavax-Impfung ab 18 Jahren aus. Doch seit Wochen fragt erstaunlicherweise niemand mehr in Spitzers Praxis nach einer Alternative zu Biontech und Co.

Groß war bislang die Hoffnung, dass die Impfkampagne mit Novavax noch einmal Schwung bekommen könnte. Im Oktober gab über die Hälfte der Befragten in einer vom Bundesgesundheitsministerium beauftragten Forsa-Umfrage unter Ungeimpften an, dass die Zulassung weiterer Impfstoffe, die im Gegensatz zu den bisher verfügbaren Corona-Impfstoffen auf einem klassischen Wirkprinzip beruhen, die Impfbereitschaft steigern würde. Doch jetzt scheint der erwartete Run auszubleiben.

Novavax ist im Unterschied zu den bisher zugelassenen Vakzinen ein proteinbasierter Impfstoff, der einem Totimpfstoff ähnelt. Er besteht aus im Labor gezüchteten Viruspartikeln, die das Spike-Protein von Sars-CoV-2 enthalten. Das Immunsystem bildet nach der Impfung Antikörper gegen das Protein. Ein Prinzip, das sich bereits bei Grippeviren bewährt hat. Novovax enthält also bereits das Spike-Protein im Gegensatz zu Vektor- und mRNA-Vakzinen, die genetische Informationen in den menschlichen Körper transportieren, wo körpereigene Zellen das Spike-Molekül erst selbst bilden.

Optimismus im Gesundheitsministerium

Im bayerischen Gesundheitsministerium bleibt man optimistisch: „Aufgrund seiner Bauweise kann der Impfstoff von Novavax auch in den Gruppen Akzeptanz finden, die wegen der teilweisen Neuartigkeit der bisher zugelassenen Impfstoffe noch impfskeptisch sind“, erklärt eine Ministeriumssprecherin. Ende Februar wird die erste Novavax-Lieferung des Bundes, rund 225.000 Impfdosen, erwartet. Zur Verfügung stehen sollen sie erst einmal nur Personen, die von der einrichtungsbezogenen Impfpflicht betroffen sind. Im Gegensatz zu vielen anderen Bundesländern kann man sich in Bayern noch nicht für eine Impfung mit Novavax registrieren. Seit Dienstag ist laut bayerischem Gesundheitsministerium im Registrierungsportal des Freistaats BayIMCO die Funktionalität zwar für online buchbare Novavax-Termine freigeschaltet. Wann und ob Termine eingestellt werden, sei aber dem jeweiligen Impfzentrum überlassen.

Wie hoch die Nachfrage sein wird, ist also höchst ungewiss. In Rheinland-Pfalz ist die Anmeldung für eine Novavax-Impfung bereits seit dem 24. Januar möglich. Der Ansturm hält sich in Grenzen. Rund 14.500 Menschen haben sich beim dortigen Impfportal bis Mitte der Woche dafür registriert. In Niedersachsen ließen sich seit dem 1. Februar knapp 7500 Menschen auf die Novavax-Warteliste setzen. Gemessen an der Gesamtbevölkerung ist das ein Anteil von gerade mal 0,34 beziehungsweise 0,09 Prozent. Für eine signifikante Erhöhung der Impfquote durch Novavax sprechen diese Zahlen also leider nicht.

Stadt und Landkreis Erlangen wollten bereits vor Freischaltung des BayIMCO Bürger*innen die Möglichkeit geben, sich für einen Novavax-Termin registrieren zu lassen. Auch hier ein ernüchterndes Ergebnis: Nur 200 Menschen ließen sich bis Mitte der Woche telefonisch vormerken. „Sicherlich wird die Nachfrage noch einmal ansteigen, wenn der Impfstoff tatsächlich ausgeliefert wird“, hofft ein Sprecher der Stadt. Doch angesichts der bislang mauen Interesses geht er davon aus, dass der Novavax-Impfstoff bald nicht nur dem Gesundheitspersonal, sondern allen angeboten werden könne.

FDP-Mann Spitzer glaubt indes nicht mehr daran, dass sich noch eine große Zahl von Ungeimpften für eine Spritze entscheidet. Nicht nur, weil sich viele Menschen angesichts des Hin- und Her bei der Impfpflicht und der Lockerung von Corona-Maßnahmen mittlerweile fragten, warum sie sich noch impfen lassen sollten. Spitzer ist heute überzeugt: „Oft war das Argument, auf einen neuen Impfstoff warten zu wollen, nur vorgeschoben.“
(Angelika Kahl)

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