Politik

Hier werden Halbleiter produziert. (Foto: dpa/Robert Michael)

02.09.2022

Fatale Abhängigkeit: Was Bayern droht

China giert immer unverhohlener nach Taiwan – im Fall eines Angriffs droht ein neuer Versorgungsengpass bei Halbleitern

Die chinesische Regierung hat in einem neuen Weißbuch zu Taiwan bekräftigt, dass sie ihren Anspruch auf die Insel wenn nötig gewaltsam durchsetzen will. Das bedeutet konkret, dass Peking bereit ist, Taiwan anzugreifen.

So ein Krieg könnte verheerende Folgen für die Weltwirtschaft und damit auch für Bayern haben. Denn von Taiwan kommen 64 Prozent der Halbleiter dieser Erde. Ohne sie lassen sich weder Smartphones noch Computer noch Autos noch medizinische Geräte herstellen.

Wie stark Bayern bei Computerchips vom Ausland abhängig ist, zeigen Zahlen der IHK für München und Oberbayern. So importierte der Freistaat 2021 „bestückte Leiterplatten“ im Wert von 6,6 Milliarden Euro. Wichtigster Lieferant war Taiwan mit einem Volumen von exakt 1,5 Milliarden Euro, gefolgt von China mit 1,1 Milliarden Euro, den USA mit 890 Millionen Euro, Malaysia mit 799 Millionen Euro und Korea mit 370 Millionen Euro. Die fünf nächstwichtigsten Lieferländer für die Chips sind laut IHK München die Philippinen, Thailand, die Niederlande, Frankreich und Japan.

Weiteres Ungemach droht

Mit Blick auf die komplexen globalen Lieferketten droht weiteres Ungemach: Denn indirekt gehen viele taiwanesische Chips auch in die Produktion anderer Länder, von wo aus sie dann, montiert in Handys, Computern, Robotern oder Maschinen, nach Bayern kommen. Insofern dürfte die Abhängigkeit der bayerischen Wirtschaft von Taiwan noch deutlich größer sein als die genannten Importzahlen darlegen. Das sehen auch die Außenhandelsexperten der IHK München so.

Der in München ansässige Halbleiterhersteller Infineon kann im Falle eines Lieferausfalls aus Taiwan nur bedingt für Abhilfe sorgen. Denn der Münchner Konzern lässt nach eigenen Angaben etwa 30 Prozent seiner gesamten Halbleiterproduktion bei externen Auftragsfertigern herstellen. Davon entfällt zirka die Hälfte auf Taiwan und China.

Infineon baut seine eigenen Kapazitäten derzeit allerdings stark aus. Eine neue Chipfabrik wurde vor knapp einem Jahr im österreichischen Villach eröffnet, eine weitere soll 2024 in Malaysia in Betrieb gehen. Infineon rechnet deshalb mit einer gewissen Entspannung in der zweiten Jahreshälfte. Aber das wird den Chiphunger nicht stillen. „Die hohe Nachfrage nach Leistungshalbleitern getrieben durch E-Mobilität oder erneuerbare Energien schließt erneute Verknappungen in der Zukunft nicht aus“, sagt Unternehmssprecherin Diana Kaaserer.

Ob angesichts dieser Entwicklung der EU Chips Act ausreicht ist fraglich. Anfang Februar hatte die EU-Kommission angekündigt, 43 Milliarden Euro zur Förderung der Halbleiterproduktion in Europa zu mobilisieren. Damit soll sich bis Ende des Jahrzehnts der europäische Anteil an der globalen Chipproduktion von zehn auf 20 Prozent verdoppeln. Sollte Chinas Staatschef Xi Jinping inzwischen Taiwan angreifen, müsste Brüssel wesentlich schneller handeln. Die europäischen Hersteller wie Bosch, Carl Zeiss SMT, Siltronic, NXP Semiconductors oder ST Microelectronics müssten ihre Kapazitäten schneller ausbauen als geplant. Sonst werden Handys und anderes zur Mangelware.
(Ralph Schweinfurth)

 

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