Politik

Die Kanzlerkandidierenden trafen beim ersten TV-Triell aufeinander. (Foto:dpa/Henning Kaiser)

30.08.2021

Führende CDU-ler stellen sich nach TV-Triell hinter Laschet

Die Bundestagswahl rückt näher - entsprechend wenig haben sich die Kanzlerkandidaten Scholz, Laschet und Baerbock beim TV-Triell geschont

Bei ihrem ersten großen TV-Schlagabtausch haben die drei Kanzlerkandidaten von CDU/CSU, SPD und Grünen ihre Unterschiede betont. Beim Triell der Sender RTL und ntv zeigten sich vor allem der zurückliegende Unionskandidat Armin Laschet und die ebenfalls hinten liegende Grünen-Kandidatin Annalena Baerbock kämpferisch. Der SPD-Kandidat Olaf Scholz parierte die Vorwürfe in ruhigem Tonfall. Einer Blitzumfrage zufolge, die das Institut Forsa im Auftrag der Sender direkt im Anschluss veröffentlichte, ging das Rezept von Scholz auf.

36 Prozent der rund 2500 Befragten gaben an, Scholz habe das Triell gewonnen. 30 Prozent sahen Baerbock vorn, nur 25 Prozent Laschet. Auch auf die Frage, wer am sympathischsten rübergekommen sei, lag Scholz mit 38 Prozent an der Spitze, gefolgt von Baerbock (37 Prozent) und Laschet (25 Prozent). Die drei hatten über Fragen wie Außen- und Sicherheitspolitik debattiert, das Debakel in Afghanistan, über die Coronapolitik, den Kampf gegen den Klimawandel oder die Steuerpolitik. In einigen Fragen wurde auch Übereinstimmung deutlich.

STEUERPOLITIK
Die Steuerpolitik war eines der umstrittensten Themen des Triells. Laschet griff Scholz und Baerbock scharf an - und warf ihnen vor, "immer wenn man kann" Steuern zu erhöhen. Scholz wandte sich strikt gegen Steuersenkungen. "Ich bin dafür, dass wir unser Steuersystem etwas besser austarieren, indem Leute, die in meiner Einkommenskategorie oder da drüber liegen, etwas mehr zahlen, gar nicht so viel", sagte er. Auch Baerbock plädierte dafür, dass stärkere Schultern auch stärker belastet werden sollten. Sie nannte es zutiefst ungerecht, dass in Deutschland jedes fünfte Kind in Armut lebe. Unter ihrer Kanzlerschaft würde eine Alleinerziehende mit zwei Kindern 2000 Euro im Jahr einsparen.

KLIMAPOLITIK
Baerbock warf Union und SPD "Nichtstun" in der Klimapolitik vor. Sie versprach, künftig "keine halben Sachen" mehr machen zu wollen. So wolle sie etwa eine Pflicht durchsetzen, für Neubauten Solarpanele auf Dächern zu installieren. Letzteres habe die Regierungskoalition verhindert. Laschet warf den Grünen im Gegenzug vor, "der Industrie Fesseln anlegen" zu wollen. Er bekräftigte seine Position, Planungs- und Genehmigungsverfahren zu beschleunigen, etwa um den Ausbau von Windenergie voranzutreiben. Auch Scholz versprach, Bürokratie abbauen und Planungssicherheit für die Industrie schaffen zu wollen - etwa beim Strombedarf. Den zusätzlichen Strombedarf Deutschlands, um klimaneutral zu werden, wolle er per Gesetz festlegen.

INNERE SICHERHEIT
CDU-Chef Laschet sprach sich für eine verstärkte Videoüberwachung des öffentlichen Raums gegen Kriminalität und Gewalttaten aus. Frauen fühlten sich am unsichersten in Unterführungen, Tunneln und Parks, sagte er. Baerbock hielt ihm entgegen: "Am unsichersten sind leider Frauen in den eigen vier Wänden." Sie wies auf Übergriffe von Partnern und Ex-Partnern hin. SPD-Kandidat Scholz sagte, Videoüberwachung sei eine Möglichkeit, von der schon Gebrauch gemacht werde und die er befürworte. Baerbock warnte dagegen davor, mit Überwachungskameras einen "Pappkameraden" aufzubauen: "Ich möchte, dass wir unsere Polizei besser ausstatten."

SICHERHEITSPOLITIK
Nach dem Desaster beim Abzug der Nato aus Afghanistan forderten Laschet, Scholz und Baerbock übereinstimmend eine Stärkung der sicherheitspolitischen Rolle Deutschlands. Laschet bekräftigte seine Forderung nach einem Nationalen Sicherheitsrat, angebunden an das Kanzleramt. "Wir werden unsere Bundeswehr besser ausstatten müssen", sagte er. Baerbock warf der Bundesregierung vor, sich in Afghanistan weggeduckt zu haben. "Sie haben innenpolitische Motive über außenpolitische Verantwortung gestellt", sagte sie. Scholz, dessen Parteifreund Heiko Maas an der Spitze des Auswärtigen Amtes steht, forderte, die internationale Zusammenarbeit zu stärken und auch künftig Bundeswehrsoldaten für Einsätze zum Schutz von Frieden und Sicherheit bereitzustellen. Er nahm für sich in Anspruch, dass mit ihm als Finanzminister der Verteidigungshaushalt über 50 Milliarden Euro gestiegen sei.

CORONA-BEKÄMPFUNG
Alle drei Kanzlerkandidaten sprachen sich dafür aus, erneute weitreichende Alltagsbeschränkungen wegen der Corona-Pandemie zu vermeiden. Scholz sagte, es seien jetzt so viele geimpft, dass man sehr klar sagen könne und müsse: "Es wird keinen neuen Lockdown geben." Auch Laschet sprach sich dafür aus, alles dafür zu tun, dass es nicht mehr zu einem Lockdown komme. "Ich halte das auch für realistisch." Baerbock erklärte: "Stand heute ist es so, dass wir keinen neuen Lockdwon brauchen." Alle drei Bewerber um die Nachfolge von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) machten sich auch dafür stark, die Impfquote zu verbessern.

MÖGLICHE KOALITIONEN
Scholz schloss eine Koalition mit der Linkspartei erneut nicht ausdrücklich aus. Er knüpfte aber jede Regierungsbildung an "unverzichtbare" Prinzipien. Dazu gehörten klare Bekenntnisse zur Mitgliedschaft in Nato und EU, zu einem soliden Umgang mit Geld und Wirtschaftswachstum und zu innerer Sicherheit. Er betonte: "Ich werde darüber auch nicht irgendwie verhandeln, mit niemandem." Mit Blick auf die Linke sagte Scholz, die vergangenen Tage hätten es nicht gerade leichter gemacht. Dass die Linke den Evakuierungseinsatz der Bundeswehr in Afghanistan im Bundestag nicht unterstützt habe, habe ihn "echt sehr betrübt". Laschet konterte, die Bürger erwarteten eine Aussage, ob Scholz sich von der Linken zum Kanzler wählen lassen würde - ja oder nein. Er betonte, die Union werde nicht mit der Linken koalieren. Und sie wolle, dass die AfD aus den Parlamenten verschwinde. Aus Sicht von Baerbock ist für jegliche Koalitionsverhandlung die Frage Klimaschutz zentral.

ERSTE REAKTIONEN
Der Fraktionsvorsitzende der Linken im Bundestag, Dietmar Bartsch, reagierte enttäuscht. "Das Triell bot eine Debatte an den wirklichen Problemen der Menschen vorbei", sagte Bartsch der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Montag). "Drei Kandidaten, eine Meinung" - viel Phrasendrescherei habe es gegeben. Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt schrieb auf Twitter: "Scholz lebt nach dem Motto "Wer nichts sagt, sagt auch nichts Falsches" und Laschet windet sich aus der Verantwortung, wo es nur geht." CSU-Chef Markus Söder twitterte: "Starker Auftritt und klarer Sieg von Armin Laschet." Andere bemängelten, dass das Thema Digitalisierung komplett ausgespart worden sei.
(dpa)

Lob für Laschet aus der Union - auch von Söder
Führende CDU-Politiker haben sich nach der ersten großen Fernsehdebatte im Wahlkampf hinter den unter Druck stehenden Unionskanzlerkandidaten Armin Laschet gestellt. "Das war ein sehr guter Auftritt und das hilft uns", sagte Hessens Ministerpräsident und CDU-Vize Volker Bouffier am Montag beim Eintreffen zu einer Sitzung des CDU-Präsidiums, der engsten Parteispitze um Laschet. Saar-Ministerpräsident Tobias Hans sagte, Laschet habe die Dinge auf den Punkt gebracht und deutlich gemacht, dass es bei der Wahl um eine Richtungsentscheidung gehe. Und auch nach Ansicht von CSU-Chef Markus Söder hat Laschet das erste große TV-Triell eindeutig für sich entschieden. "Starker Auftritt und klarer Sieg von Armin Laschet", sagte Söder unmittelbar im Anschluss an die Sendung

Mit Blick auf die schlechten Werte für CDU-Chef Laschet in einer Forsa-Blitzumfrage, die am Sonntagabend im Anschluss an das erste große TV-Triell bei den Sendern RTL und ntv gezeigt wurde, sagte Hans: "Eine Bundestagswahl ist ein Dauerlauf. Da braucht man Steherqualitäten. Die hat Armin Laschet wie kaum ein anderer." Bei dem Fernsehauftritt hatten sich Laschet, SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz und die Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock einen Schlagabtausch geliefert.

36 Prozent der rund 2500 Befragten der repräsentativen Umfrage gaben an, Scholz habe das Triell gewonnen. 30 Prozent sahen Baerbock vorn, nur 25 Prozent Laschet. Auch auf die Frage, wer am sympathischsten gewirkt habe, lag Scholz mit 38 Prozent an der Spitze, dicht gefolgt von Baerbock (37 Prozent) und abgeschlagen Laschet (25 Prozent). Laschet, Scholz und Baerbock hatten über Fragen wie Außen- und Sicherheitspolitik debattiert, das Debakel in Afghanistan, über die Coronapolitik, den Kampf gegen den Klimawandel und die Steuerpolitik.

Bouffier sagte über die Schlussphase im Wahlkampf: "Das wird ein ganz hartes Rennen." Man werde gemeinsam mit Laschet kämpfen. Zugleich betonte er, im TV seien Kanzlerkandidaten und eine Kandidatin aufgetreten. Gewählt würden aber Parteien. Entscheidend sei bei der Wahl am 26. September die Frage: "Soll die Union dieses Land politisch führen oder die SPD mit irgendeiner Linkskoalition." Scholz habe sich auch bei dem Triell geweigert, eine klare Antwort zu geben, ob er eine Regierung mit der Linkspartei eingehen würde.

Bouffier räumte ein: "Wir waren vor vier Wochen ganz weit vorne. Seitdem sind die Dinge nicht so gelaufen, wie wir uns das wünschen." Er ergänzte: "Da kann man ja jetzt nicht als Zorngigl erscheinen." Laschet sei ein seriöser Regierungschef. "Ich bin überzeugt: Der kann hervorragend Kanzler." Scholz sei Mitglied der Regierung und versuche, "sowas Ähnliches wie Angela Merkel" zu machen. "Aber das ist eine Art politische Erbschleicherei. Das werden wir deutlich machen."
(dpa)

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