Politik

09.09.2022

Gender-Streit: Unfassbare Hysterie

Ein Kommentar von Waltraud Taschner

Man glaubt’s ja kaum: Ein Mann verlor seinen Job auch deshalb, weil er sich geweigert hat zu gendern. Weil er es also inakzeptabel fand, mit Genderstern klarzumachen, dass er mit seinen Aussagen Frauen ebenso anspricht wie Männer – und auch Menschen, die sich weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht komplett zuordnen. Geht es eine Nummer kleiner? Muss ein Konflikt über Schreibweisen wirklich derart eskalieren?

Die Gender-Debatte ist mittlerweile völlig entgleist. Fakt ist, dass es häufig gar nicht, wie behauptet, um die deutsche Sprache geht. Eine „amtliche Rechtschreibung“ existiert nicht. Vielmehr ist es so, dass die Duden-Redaktion die Sprachentwicklung aufmerksam beobachtet – wenn sich etwas einbürgert, übernimmt der Duden das und macht es zur Regel. Und selbst wenn’s keine Regel gibt: Es wäre freundlich, den Stern zu setzen, um alle, auch Nichtbinäre, einzuschließen.

Das Argument, Gendern verschandele die Sprache, ist vorgeschoben

Wer sich übers Gendern empört, will nicht der deutschen Sprache huldigen. Sondern einfach nicht akzeptieren, dass eben nicht automatisch alle subsumiert sind, wenn von „Mitarbeitern“ die Rede ist. Leider ist es so, dass allzu viele Leute überhaupt nicht offen sind für das Thema transgeschlechtliche und nichtbinäre Menschen – also solche, die sich keinem Geschlecht zu 100 Prozent zugehörig fühlen. Es ist verstörend, welch hasserfüllte Parolen da mitunter zu hören sind.

Ein erhobener Zeigefinger hilft hier nicht weiter. Ebenso wenig wie eine Kündigung. Was schon helfen würde, wäre Gelassenheit. Wem bitte schadet eine Transfrau. Oder ein Genderstern in der Firmenrundmail. Auch Politiker sind gefragt. Es ist nicht hilfreich, hier Gräben aufzureißen. Ministerpräsident Söder klagte kürzlich, die „Normalbürger“ sollten per Gender-Vorgabe umerzogen werden. Verzeihung, wer sind Normalbürger? Wenn nur noch das „Normale“ Wertschätzung erfährt, wird’s gefährlich – für viele.

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