Politik

26.07.2013

Gleise kaputtgespart

Ein Kommentar von Tobias Lill

Wer an den kommenden Wochenenden mit der S-Bahn in die Münchner Innenstadt fahren will, wird wieder einmal viel Geduld brauchen. Wegen Wartungsarbeiten auf der Stammstrecke müssen Fahrgäste in Ersatzbusse umsteigen. Doch auch nach dieser längst überfälligen Sanierung werden weite Teile des S-Bahnnetzes noch immer den Charme der Siebziger versprühen. Der wachsenden Zahl von Fahrgästen ist es längst nicht mehr gewachsen. Schon die bisherigen Taktverdichtungen haben das S-Bahnnetz an den Rand des Zusammenbruchs gebracht.
Und auch im restlichen Freistaat befindet sich das Bahnnetz in einem erbärmlichen Zustand. Gleise rotten vielerorts vor sich hin. Die angebotenen Verbindungen sind wenig attraktiv – zu selten und zu unpünktlich fahren die Züge auf vielen Strecken. Es ist ein Armutszeugnis, dass zwischen München und Zürich auf der deutschen Seite noch immer alte Dieselloks durch das Allgäu tuckern. Noch ärger sieht es in Ostbayern aus: Wegen der eingleisigen und nicht elektrifizierten Verbindung von München nach Burghausen drohen namhafte Chemiekonzerne, nicht mehr im Freistaat zu investieren.

Versündigung an der nächsten Generation 


Schuld ist die Sparpolitik von Bundesverkehrsminister Ramsauer. Laut einer Studie investiert Deutschland so wenig Geld in den Schienenverkehr wie fast kein anderes europäisches Land. 51 Euro pro Einwohner lässt es sich sein Eisenbahnnetz jährlich kosten. In der Schweiz ist die Summe sieben Mal höher. Selbst das klamme Italien investiert je Einwohner 79 Euro pro Jahr.
Doch unter Schwarz-Gelb regiert in Berlin der verkehrspolitische Rotstift. Und anders als SPD und Grüne will die Union auch künftig kein zusätzliches Geld für die Schiene lockermachen. Fatal, denn die Brummi-Lawine auf deutschen Autobahnen wird von Tag zu Tag länger. Die zunehmenden Staus schaden Umwelt und Wirtschaft. Wer wie die Regierung Merkel an der Infrastruktur spart, gefällt zwar den Finanzmärkten, versündigt sich jedoch an der nächsten Generation.

Kommentare (1)

  1. Spatenstecher am 01.08.2013
    Die Wahlen werfen ihre Spaten voraus: Pünktlich zur heißen Wahlkampfphase wurde am Montag - ich weiß nicht der wievielte - Spatenstich an dieser Bahnlinie ins ostbayerische Chemiedreieck vollzogen. Alle waren Sie da: Bahnchef Grube, Bundesverkehrsminister Ramsauer, Bayerns Wirtschaftsminister Zeil und Landrat Huber. Einzig Landrat Huber zeigte sich zurecht skeptisch und erinnerte an den Spatenstich in Ampfing, nach welchem ein ganzes Jahr lang Stillstand herrschte und nicht gebaut wurde. Ein Dank an Tobias Lill, dessen Kommentar den Menschen im gesamten südostbayerischen Raum aus der Seele spricht.
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