Politik

08.12.2023

Inakzeptables Desaster

Ein Kommentar von Thorsten Stark

Menschen, die in Zügen übernachten müssen, Pendler*innen, die ihre Fahrten auf wärmere Tage verschieben sollen und dazu jede Menge Informationschaos: Was sich nach dem Wintereinbruch auf Bayerns Schienen tat beziehungsweise eben nicht tat, war ein Desaster. Tagelang herrschte gerade im Süden des Freistaats weitgehender Stillstand im Regional- und Fernverkehr. In München fuhren zudem bis Mitte der Woche viele Trambahnen nicht, auch etliche S-Bahnen fielen aus, die Gehwege waren vielerorts vereist. Man kann nur hoffen, dass wir uns jetzt in Bayern nicht an solche Szenen gewöhnen müssen, wenn irgendetwas Unvorhergesehenes passiert.

Klar konnte die Bahn nach dem Schneefall nicht sofort für freie Fahrt sorgen. So große Schneemassen hatte es in so kurzer Zeit im Freistaat noch nicht gegeben. Aber der Wintereinbruch kam mit Ansage. Und so hätte der Konzern dafür sorgen müssen, dass genügend Geräte und Personal zum Räumen vorhanden sind, damit nicht auch nach Tagen noch viele Strecken unbefahrbar sind. Das wurde unglaublicherweise versäumt. Nur 13 Räumfahrzeuge besitzt die Bahn in Bayern – für Tausende Kilometer Gleise. Zu glauben, dass das im Ernstfall reicht, ist mehr als blauäugig. Mit dem Vorlauf, den die Bahn hatte, hätte sie sich zumindest weitere Geräte leihen müssen. Das hat sie versäumt. Was hier ablief, war inakzeptabel.

Das sieht auch die Staatsregierung so, die von der Bahn und der Bayerischen Eisenbahngesellschaft als zuständige Kontrollinstanz eine Aufarbeitung dieser Chaostage verlangt. Zur Wahrheit gehört freilich auch, dass die Politik die Bahn jahrzehntelang kaputtgespart hat – unter der Ägide von CSU-Verkehrsministern. Es gab zu wenig Geld für Reparaturen, für Modernisierungen, für Personal – und für unvorhersehbare Ereignisse. Das muss sich dringend ändern, sonst kann man den Schienenverkehr gleich einstampfen und die Verkehrswende absagen.

Es passt zur Gesamtgemengelage, dass direkt im Anschluss an das Winterchaos die Gewerkschaft GDL zum Warnstreik aufrief – und dann wieder nichts ging. Eine völlig unsensible Entscheidung der Lokführergewerkschaft. Aber das ist ein anderes Thema. 
 

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