Politik

Ein Aktivist der Klimaschutz-Initiative „Letzte Generation“ hat sich am Stachus mit seiner Hand auf die Straße geklebt. (Foto: dpa/Balk)

15.03.2023

Klimaaktivist*innen wollen für Radio-Sendezeit auf Blockade verzichten

Zwei Vertreter*innen der Letzten Generation sind heute bei Radio Gong 96.3 zu Gast – und blockieren deswegen nicht die Straße. Unterdessen summieren sich die Kosten für die Polizeieinsätze – die den Protestierenden aber in Rechnung gestellt werden

Nach einer Einladung zu einem Münchner Radiosender wollen Aktivisten der Gruppe Letzte Generation auf eine geplante Blockade verzichten. Stattdessen seien am Mittwoch zwei Klimaaktivisten beim Sender "Radio Gong 96.3" zu Gast, um über die Forderungen der Gruppe zu sprechen, sagte eine Sprecherin der Gruppe am Dienstag.

Ein Moderator des Senders hatte der Gruppe Sendezeit angeboten, falls diese im Gegenzug auf eine Blockade verzichtet. "Ihr könnt allen sagen, was Euch wichtig ist", sagte Mike Thiel nach Angaben des Senders. "Ohne Polizei und verärgerte Autofahrer, die sonst durch Euch im Stau stehen würden."

Mehrere Aktivisten der Gruppe hatten sich am Dienstag auf einer Straße am Mittleren Ring in München festgeklebt. Nach Angaben der Polizei verursachte die Blockade größere Staus. Die Beamten hätten vier Menschen von der Fahrbahn lösen müsse - zwei weitere wurden von der Straße getragen. Gegen alle sechs Aktivisten werde nun wegen Nötigung im Straßenverkehr und Verstöße gegen das Versammlungsgesetz ermittelt. 

Eine Gesamtrechnung über 7500 Euro für Einsätze bei Klebeaktionen

Die bayerische Polizei hat Klimaklebern bislang schon in rund 50 Fällen Einsätze in Rechnung gestellt. Die Gesamtsumme beträgt mehr als 7500 Euro, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur unter den Polizeipräsidien im Freistaat ergeben hat.

Spitzenreiter ist bei den Kosten - wie so oft - München. Dort zählte das Polizeipräsidium bis Anfang März 13 Leistungsbescheide mit einer Gesamtsumme von 3250 Euro. Zehn weitere Verfahren mit einer Gesamtsumme von 2750 Euro befänden sich "in der Anhörungsphase".

Im Polizeipräsidium Oberbayern Nord werden nach einer Aktion von Klimaaktivisten am Münchner Flughafen derzeit vier Leistungsbescheide bearbeitet. In drei der Verfahren geht es um je 250 Euro und in einem Verfahren um 500 Euro.
Das Polizeipräsidium Mittelfranken hat nach zwei Klebeaktionen in Nürnberg nach Angaben eines Sprechers 25 Kostenrechnungen zu je 59 Euro verschickt. Gesamtsumme: 1475 Euro.

Sechs Kostenbescheide stellte das Polizeipräsidium Oberpfalz Klimaklebern bislang zu. Die Gesamtsumme betrug 1118 Euro, die höchste Einzelsumme 259 Euro.

Im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West wurden bisher vier Kostenrechnungen mit einer Gesamtsumme von 320 Euro versandt; die höchste Einzelsumme betrug dabei 80 Euro. Das Polizeipräsidium Niederbayern meldete drei Kostenbescheide zu je 80 Euro.
Die Präsidien Schwaben/Nord, Unterfranken, Oberfranken und Oberbayern/Süd hatten nach Angaben ihrer Sprecher zunächst keine solcher Fälle.

Hintergrund dieser Rechnungen ist Paragraf eins der Polizeikostenverordnung. Diese sieht "für die Anwendung unmittelbaren Zwangs einen Gebührenrahmen von 36 bis 1500 Euro vor". In diese Gebühren fällt nach Angaben eines Münchner Polizeisprechers der "Aufwand aller beteiligten Behörden und Stellen": "Dies umfasst sowohl den konkreten Arbeitsaufwand des Lösens von der Fahrbahn, als auch den globalen Aufwand für die entsprechenden Sicherungsmaßnahmen vor Ort, die Bereitstellung von Lösungsmitteln und besonders geschultem Personal."

Bei dem Geld, das die Polizei den Aktivisten in Rechnung stellte, die sich aus Protest gegen den Klimawandel auf der Straße festklebten, handelt es sich nicht um eine Strafzahlung. Die kommt auf die Klimakleber möglicherweise darüber hinaus noch zu. Darüber entscheiden Gerichte.  (Frederick Mersi, Britta Schultejans, dpa)

Kommentare (0)

Es sind noch keine Kommentare vorhanden!
Die Frage der Woche
Vergabeplattform
Vergabeplattform

Staatsanzeiger eServices
die Vergabeplattform für öffentliche
Ausschreibungen und Aufträge Ausschreiber Bewerber

Jahresbeilage 2023

Nächster Erscheinungstermin:
29. November 2024

Weitere Infos unter Tel. 089 / 29 01 42 54 /56
oder
per Mail an anzeigen@bsz.de

Download der aktuellen Ausgabe vom 24.11.2023 (PDF, 19 MB)

E-Paper
Unser Bayern

Die kunst- und kulturhistorische Beilage der Bayerischen Staatszeitung

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.