Politik

04.02.2022

Kontaktnachverfolgung: Gescheitert

Ein Kommentar von David Lohmann

Die Kontaktpersonennachverfolgung zählt zu den wichtigsten Maßnahmen des Staates gegen Corona. Doch durch Omikron mit derzeit über 160 000 Neuinfektionen pro Tag ist das System weitgehend zusammengebrochen. Das zeigt sich an der Corona-Warn-App. Viele Menschen erhalten in diesen Tagen eine rote Risikomeldung. Das Robert Koch-Institut empfiehlt für diesen Fall eine freiwillige Quarantäne für mindestens fünf Tage – auch für Geimpfte und Genesene. Würden sich die Menschen daran halten, wäre unser Land bei rund 654 000 Warnungen pro Tag längst lahmgelegt.

Die Alternative zur Selbstisolation war für viele ein PCR-Test. Allerdings: Bis die Warnmeldung in der App erscheint, können bis zu zwei Wochen vergehen. Dann dauert es ein bis zwei Tage, bis eine Teststation freie Termine hat, und noch mal so lange, bis der Test ausgewertet ist. Zusätzlich plant die Bundesregierung, Gesundheitsberufe bei den PCR-Tests zu priorisieren. Kontaktpersonen müssen also noch länger warten. Welchen Nutzen hat das Ergebnis nach drei Wochen noch, wenn Menschen nur zehn Tage infektiös sind?

Die Gesundheitsämter sind chronisch überlastet, und jetzt kommt auch noch die einrichtungsbezogene Impfpflicht

Die Kontaktverfolgung der Gesundheitsämter ist ohnehin zusammengebrochen. Briefe mit einer Quarantäneaufforderung erreichen die Menschen meist erst, wenn die Isolationsfrist bereits abgelaufen ist. Noch dramatischer war die Situation an Kitas und Schulen, wo Kinder trotz Positiv-Test offiziell nicht nach Hause geschickt werden durften, weil erst die Anweisung des Gesundheitsamts abgewartet werden musste – das sich oft nicht rechtzeitig meldete. Das immerhin wurde diese Woche abgeschafft. Eine schnellere Reaktion der Ämter ist dennoch nicht zu erwarten. Denn künftig muss sich das Behördenpersonal auch um die Einhaltung der Impfpflicht in Pflegeberufen kümmern.

Andere Bundesländer haben die Kontaktverfolgung nahezu eingestellt. Das sollte auch Bayern tun. Frisch geimpfte, genesene oder geboosterte Kontaktpersonen müssen sowieso nicht mehr in Quarantäne. Im Jahr drei nach Corona kann der Staat infizierten Menschen auch angesichts milderer Verläufe mehr Eigenverantwortung zutrauen. Abgesehen davon: Ob die Quarantäne tatsächlich eingehalten wird, können die überlasteten Behörden ohnehin nicht mehr prüfen.

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