Politik

Am besten lässt sich ein Vermögen erhalten mit einem Portfolio aus Aktien, Anleihen, Gold, Bargeld und Immobilien. Im Foto: Die Goldreserve der Bundesbank. (Foto: dpa)

24.03.2016

Mein Haus, mein Gold, mein Rind

Die Zinsen sind niedrig, die Aktienmärkte schwanken: Von der Suche nach der richtigen Geldanlage

Experten raten Anlegern, nicht alle Eier in einen Korb zu legen. Man soll nicht sein ganzes Geld in eine einzige Immobilie stecken und auch nicht sein gesamtes Wertpapierdepot nur auf den Dax setzen. Was aber soll man tun? Darauf gibt es tatsächlich Antworten.

Geld allein mache nicht glücklich, hat der amerikanische Schauspieler Danny Kaye einmal gesagt: „Denn es gehören auch noch Aktien, Gold und Grundstücke dazu.“ Ein wenig merkt man diesem Satz an, dass Danny Kaye bereits vor fast drei Jahrzehnten gestorben ist. Heftige Kursschwankungen treffen heutzutage nicht nur Wertpapiere, sondern auch Gold und Immobilien. Um Kollaps und Staatspleiten zu verhindern, haben die Notenbanken die Zinsen auf null gesenkt und drucken immer mehr Geld. Zinsen von der Bank, die nennenswerte Freude machen, gibt es für Privatanleger schon lange nicht mehr. Was also tun mit dem Ersparten oder Ererbten? Es soll möglichst mehr werden; manche hoffen schlicht darauf, dass es nicht weniger wird.

Für den renommierten Ökonomen Daniel Stelter steht fest, dass, wer Geldvermögen hält, „so oder so zu den Gekniffenen“ gehört. Mit sicheren Bundesanleihen allein könnten Anleger ihr Vermögen nicht erhalten, „weil sie keine Zinsen abwerfen und zugleich die Vermögenspreise steigen. Die Deutschen halten nach wie vor viel zu viel Geld in Zins- und Geldkonten.“ Am besten lasse sich ein Vermögen erhalten mit einem Portfolio aus Aktien, Anleihen, Gold, Bargeld und Immobilien – „und zwar global gestreut“. Daniel Stelter hat mehrere Bücher über die richtige Anlagestrategie verfasst.

Ähnlich sieht es Steffen Stuchly von der KB-Vermögensverwaltung in München. Stuchly rät Anlegern, sich „am besten immer auf Terrain zu bewegen, das sie kennen, wo sie Chancen und Risiken selbst abschätzen können“. Sei das Rendite-Versprechen verlockend hoch, „lassen Sie den gesunden Menschenverstand arbeiten und hören Sie auch auf Ihr Bauchgefühl.“ Wer sich bei finanziellen Dingen unsicher fühle, solle sich Partner suchen, „deren Augenmerk ausschließlich auf Ihrem finanziellen Wohlergehen liegt und die nicht an speziellen Anlagen selbst verdienen“.

Und spezielle Anlagen gibt es zuhauf. Wer mehr Geld hat, als er zum Leben braucht, der investiert gerne in exotischere Werte, zum Beispiel Whisky. Alte und seltene Flaschen erzielen bei Auktionen stolze Preise, und manch wagemutiger Anleger nutzt die edlen Tropfen als Beimischung im Depot. Manche Whiskys nehmen mit dem Alter bedeutend an Wert zu. „Aber das größte Risiko liegt darin, dass sich diese Gegenstände in einer Notlage nicht schnell zu Geld machen lassen“, warnt Stelter, „weil sich für einen vernünftigen Preis kein Käufer findet.“

Im Film Wall Street: Geld schläft nicht aus dem Jahr 2010, der Fortsetzung des legendären 80er-Jahre-Streifens Wall Street, geht es nicht nur um die Gier an der New Yorker Börse, sondern auch um eine der größten und ersten gut dokumentierten Spekulationsblasen der Wirtschaftsgeschichte. In den Niederlanden des 17. Jahrhunderts entwickelte sich die Tulpe vom peripheren Liebhaberobjekt der Oberschicht in kurzer Zeit zur kommerziellen Handelsware. Die Nachfrage überstieg das Angebot, und das Spekulationsfieber trieb solchen Auswuchs, dass man zum Preis einer Zwiebel ein hübsches Haus an einer Gracht kaufen konnte. Doch im Februar 1637 platzte die Blase, und die Preise fielen ins Bodenlose, bis eine Handvoll Zwiebeln nur noch wenige Gulden wert war.

Whisky, Studentenkredite, Teakplantagen: Anleger werden immer erfinderischer

„Menschen suchen immer nach lukrativen Nischen. Vor allem dann, wenn das Verfügbare nicht attraktiv genug erscheint“, sagt Stuchly. Das ist auch jetzt wieder der Fall. Die Zinsen sind niedrig, die Aktienmärkte schwanken stark. „Leider nutzt das auch die Finanzindustrie immer wieder aus, macht ungewöhnliche Anlagen für alle zugänglich und bewirbt diese auch stark. Denn natürlich verdient sie daran gut.“ Hohe Renditen verbunden mit hohem Risiko locken zum Beispiel an den Börsen südasiatischer, arabischer oder südamerikanischer Länder. Investieren kann man aber auch in Rohstoffe, Immobilien in Bestlage, erneuerbare Energien oder Mittelstandsanleihen.

Wem das immer noch nicht unternehmerisch genug ist, der kann sein Geld zum Beispiel in Rinderherden in Paraguay anlegen, in Teakbäumen in Costa Rica oder in vielversprechenden Studenten mit hoffentlich später hohen Einkommen – dabei bekommen die Studierenden ein Darlehen, dessen Rückzahlungsmodalitäten sich an deren späterem Gehalt orientieren. „Viele gutgläubige Anleger haben sich durch exotische Investments schon viel erhofft, viel Geld investiert und häufig leider auch viel verloren“, erzählt Stuchly. „Vermögensverwalter wie wir bekommen oft alternative Anlagen angeboten, in die wir das Geld unserer Mandanten stecken sollen“, erzählt Stuchly. „Meist müssen wir ablehnen, weil es selten zu unserem Anlage-Verständnis und noch weniger zu unseren Mandanten passt.“

Und was ist jetzt mit Immobilien? „In Deutschland haben wir das Problem“, sagt Stelter, „dass die Deutschen entweder gar keine Immobilien haben oder viel zu viele. Beides ist gefährlich.“ Immobilienbesitzer müssten damit rechnen, dass der Staat irgendwann die Abgaben und Steuern auf Immobilienbesitz deutlich erhöht. Immobilienbesitzer könnten nicht davor wegrennen. „Außerdem sind Eigentumswohnungen in guten Lagen schon extrem teuer, was die Gefahr künftiger Preiseinbrüche birgt.“

Zum Glück gehört eben, da hat Danny Kaye wahrscheinlich doch recht, wenn man neben einem gerüttelt Maß an Ländereien auch noch genügend Bares, Gold und Wertpapiere sein Eigen nennt. Und gelernt hat, gut darauf aufzupassen. (Jan Dermietzel)

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