Politik

Zuerst belastete Corona die Sportvereine, jetzt ist es die Energiekrise. (Foto: Sebastian Gollnow)

12.01.2023

Mord am Sport?

Sportvereine taumeln von der Corona- in die Energiekrise – letztere setzt ihnen fast noch mehr zu

Zwei Krisen brachten und bringen die Welt durcheinander: erst Corona, dann die Energiekrise. Besonders betroffen ist der Sport. Die Lockdowns haben das sportliche Leben nahezu zum Erliegen gebracht, die Energiepreise greifen die Vereinsfinanzen an. Dennoch sind die Erfahrungen komplett unterschiedlich, wie Betroffene erzählen. 

Offenbar haben traditionelle Sportvereine zumindest die Corona-Krise recht unbeschadet weggesteckt. Das berichten Margit Wild, SPD-Landtagsabgeordnete und Vorstandsmitglied bei der Regensburger Turnerschaft (RT), und Theresa Galz, Geschäftsführerin des DJK Würzburg. 

Die RT ist Regensburgs ältester und mit 2200 Mitgliedern auch größter Sportverein und hat mit Sportarten wie Fußball, Zumba oder Shinkendo bekannte Sportarten ebenso wie Trend- und Nischensport im Programm. Wild berichtet im Rückblick auf die Pandemie, dass es zwar durch die wechselnden Restriktionen zu Unklarheiten gekommen sei, dass die RT aber durch das 2G-Regime keine Mitglieder verloren habe. Unter 2G durften nur Menschen zum Sport in die Sportstätten, die geimpft oder genesen waren. Dafür lobt Wild vor allem den Präsidenten Tom Aumer und die Geschäftsführerin Christine Schween, die die Bindung der Mitglieder an den Verein aufrechterhalten hätten. 

Ähnliches erzählt Galz von ihrem Verein. Der DJK Würzburg ist mit 1700 Mitgliedern auch eine starke Organisation mit einem Angebot von Aikido bis Volleyball. „Der Vereinszusammenhalt war gut zu spüren“, berichtet sie. Corona-Kündigungen gab es nur wenige.

Lockdowns und 2G-Regel kosteten viele Mitglieder

Am schwierigsten sei es gewesen, die wechselnden Regelungen an die Mitglieder weiterzugeben: sich informieren, Mails schreiben, Listen führen – das sei anstrengend gewesen, „aber wir haben das super umgesetzt“.  Ein ganz anderes Bild zeichnet Tanja Jorek vom Herzblut Sportclub in Memmingen. Der Verein, der auf Kampfsport mit Fitness spezialisiert ist, hat im ersten Lockdown die Hälfte seiner Mitglieder verloren. Mit 2G wollten viele Impfgegner*innen ohne Kündigungsfrist den Verein verlassen.

Jorek sieht vor allem bei den Kindern und Jugendlichen Probleme durch mangelnde Bewegung. Nun, da sich die Hallen wieder füllen, merke man, dass es Defizite im Sozialverhalten und in der Psychomotorik gebe. Joreks Glück: Sie führt den Verein, der kein e. V. ist, als Hobby und kann die Einbußen aus eigener Tasche kompensieren. „Deshalb wird es jetzt auch keine Beitragserhöhung geben“, verspricht sie. 

Während Corona gut verwunden scheint, macht die Energiekrise den Vereinen bisweilen sogar mehr zu schaffen. Beim DJK leidet am meisten die Schwimmabteilung. Diese Abteilung nutzt die kommunalen Schwimmbäder, die aus Energiespargründen aber vorübergehend geschlossen waren. Hier kämen jetzt die Kündigungen, so Galz. Auch Jorek erlebt eine neue Kündigungswelle: „Wo spart man zuerst? Am Hobby!“ Beim DJK regt man die Mitglieder zu energiesparendem Verhalten an: „Kürzer und kälter duschen, Licht ausmachen, Türen schließen – aber kontrollieren können wir das natürlich nicht“, sagt Galz. Bei der RT ist man auch bemüht, die Belastungen abzufangen und zahlt den Übungsleitern einen Inflationsausgleich. „Die RT ist kein armer Verein“, freut sich Wild. 

Erfreut zeigen sich alle, die davon profitieren, über die erneute Verdoppelung der Vereinspauschale. „Das hat uns durch Corona gebracht“, sagt Galz. Größere Probleme sieht sie im Mangel an Übungsleitenden. Sie wünscht sich, dass das Ehrenamt mehr Wertschätzung erführe und man die Trainer*innen besser bezahlen könne. 

Auch beim Bayerischen Landessportverband (BLSV) erkennt man die „existenziellen Nöte“ der Vereine. Für die Vereinspauschale sei man ebenso dankbar wie für die Energie-Härtefallhilfe in Höhe von 30 Millionen Euro sowie für die Gutscheinprogramme, die Beiträge von Kindern finanzieren und so zu Neueintritten anregen, heißt es in einer Stellungnahme. Denn auch, wenn einzelne Vereine wie DJK und RT wenig Verluste hatten, verzeichnete der BLSV einen Rückgang von 200 000 Mitgliedern zwischen 2019 und 2021. Mittlerweile sind laut Verband 90 000 davon wieder zurückgekehrt. 

Auch in Zukunft dürfen die Vereine auf Unterstützung durch die Politik hoffen: Berthold Rüth, sportpolitischer Sprecher der CSU im Landtag und Vorsitzender des Landessportbeirats, kündigte ein Sonderprogramm für die Energiekosten an. Dieser noch namenlose Fond soll für Breiten- wie Profisport gelten. (Bianca Haslbeck)
 

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