Politik

Screenshot der AfD-Seite, auf die "linke.de" verlinkt. (Screenshot: BSZ)

04.02.2025

Online-Wahlkampf unter falscher Flagge?

BSZ-Recherche: Wer im Netz die Partei Die Linke sucht, landet oft auf der Seite der AfD. Das steckt dahinter

Viele Menschen informieren sich aktuell im Internet über die Positionen der Parteien zur Bundestagswahl. So mancher tut dies über Online-Angebote von Medien oder über den Wahl-O-Mat der Bundeszentrale für politische Bildung. Andere gehen direkt auf den Seiten der jeweiligen Parteien – dabei sollte man allerdings vorsichtig sein. Denn wer in seinem Browser "linke.de" eingibt, kommt nicht zur Partei Die Linke, sondern landet ausgerechnet auf der Seite der in Teilen rechtsextremen AfD.

Bereits nach dem Eintippen der ersten Buchstaben wird das blaue Logo der Partei mit einem roten Pfeil angezeigt. Dann blickt den Internetnutzer auch schon flugs die AfD-Spitzenkandidatin an. In dicken Lettern steht dort: „Zeit für Alice Weidel“.

Klar ist: Linke und AfD könnten in ihren politischen Ansichten kaum unterschiedlicher sein. Doch wie kann das sein, dass wer offensichtlich die Linke sucht, ausgerechnet zur Seite einer rechten Partei umgeleitet wird?

"Domain wurde gekapert"

Ein Rekonstruktionsversuch: Klar ist: Die Partei, die sich dem demokratischen Sozialismus verschrieben hat, ist nach wie vor unter „die-linke.de“ zu finden. Und ihre Inhalte waren auch nie unter „linke.de“ zu finden. Laut dem Internetarchiv „Wayback Machine“, bei der man Webseiten zu einem früheren Zeitpunkt durchforsten kann, hatte „linke.de“ im März 2023 gar keinen Inhalt. 2024 war dann je nach Abrufdatum die Berufserfahrung einer Privatperson oder gegen Ende des Jahres der Name einer Privatperson auf der Seite zu sehen.

Wie es zur Domain-Umleitung auf die AfD-Parteiseite kam, ist unklar. Ob die Adresse absichtlich oder unwissentlich an die AfD oder eine ihr nahestehende Person weitergegeben wurde, bleibe offen, berichtet auch das Faktenfinder-Portal „Mimikama“.

Ein schlechter Scherz oder ein geschickter Propaganda-Coup der AfD? Bei der Linken ist man jedenfalls in keiner Weise amüsiert: „Hier wird eine Domain gekapert, um politisch Interessierte ganz bewusst in die Irre zu führen“, sagt ein Sprecher der Bundespartei der Staatszeitung. Die Partei hat nach eigenen Angaben rechtliche Schritte „gegen diesen dreisten Domain-Missbrauch eingeleitet“. Die AfD war zunächst für eine Stellungnahme auf BSZ-Anfrage nicht erreichbar. Zunächst hatte das Online-Portal „Watson“ über die irreführende Verlinkung berichtet. (Tobias Lill)

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