Politik

Ukrainer demonstrieren vor dem Generalkonsulat in Bonn gegen den Angriff Russlands auf ihr Land. (Foto: dpa/Federico Gambarini)

25.02.2022

Raus mit den Beschäftigten

Was der Krieg in der Ukraine für Bayerns Wirtschaft bedeutet und wie die Unternehmen jetzt agieren

Russland hat die Ukraine angegriffen. Das hat auch Auswirkungen auf die bayerische Wirtschaft und die hier lebenden Menschen. Denn die Energiepreise dürften weiter steigen – und wenn es unglücklich läuft, auch die Nahrungsmittelpreise. Russland und die Ukraine produzieren in etwa doppelt so viel Weizen wie die gesamte Europäische Union. Fest steht, dass der Krieg im Osten Europas Gift für die Wirtschaft ist, die auf Planungssicherheit angewiesen ist. Damit könnte der Aufschwung ausgebremst werden.

„Unsere Mitarbeiter kommen gerade nicht aus der Ukraine raus“, sagt Diana Pöllath, Geschäftsführerin der Vineo Services GmbH aus Kirchen-thumbach. Der IT-Dienstleister aus der Oberpfalz hat alle 68 Beschäftigten in L’viv (Lemberg) im Westen der Ukraine. Dort befinden sich die Büros und das Rechenzentrum des Unternehmens. Und von L’viv aus arbeitet Vineo für Marktführer aus dem Elektronikversandhandel und der Ersatzteilbranche. Jetzt versucht Pöllath, alle Mitarbeitenden mit deren Familien aus dem Kriegsgebiet zu bringen. „Ich brauche die Leute hier, damit wir unsere Dienstleistungen weiter anbieten können“, sagt sie. Neue Kräfte einzuarbeiten dauere zweieinhalb Monate. Zu lange. Kunden würden dann wohl abspringen. Das alles belastet ihr Unternehmen mit enormen Kosten.

Werk geschlossen

Der in 90 Ländern mit rund 40.000 Mitarbeitenden tätige Baustoffhersteller Knauf aus dem unterfränkischen Iphofen schließt sein Werk im Donbass. Man habe sich am Donnerstagmorgen „rein vorsorglich“ dazu entschlossen, die dortige Gipsplattenfabrik „bis auf Weiteres zu schließen“ und „die Mitarbeiter nach Hause geschickt“, so das Unternehmen, das 2021 einen Umsatz von 12,5 Milliarden Euro erwirtschaftete. Allen Mitarbeitenden und ihren Familien gehe es gut. Ende 2021 hatte das Werk 589 Beschäftigte, deutsche Staatsangehörige sind nicht darunter.

Das Spezialtiefbauunternehmen Bauer aus Schrobenhausen hat dagegen noch keinen konkreten Notfallplan. „Wir haben in der Ukraine nur einen kleinen Vertriebsstandort für Maschinen mit weniger als einer Handvoll einheimischer Mitarbeiter“, sagt Konzernsprecher Christopher Wolf. Zu möglichen Auswirkungen aufs Geschäft im Falle eines sich weiter verschärfenden Konflikts könne man derzeit nichts sagen.

Deutsche Mitarbeitende der Leoni AG befinden sich laut Konzernsprecher Gregor le Claire nicht mehr im Land. Das Nürnberger Unternehmen fertigt im Südwesten der Ukraine mit rund 7000 Beschäftigten Bordnetzsysteme für Pkw und Nutzfahrzeuge.

Wasserstoff-Allianz ist passé

Wegen der Kampfhandlungen hat Leoni die Produktion in beiden Werken vorübergehend eingestellt und die Leute nach Hause geschickt. Wie es weitergeht, ist offen.

Da das Auswärtige Amt zur Ausreise aufgefordert hat, rät Manfred Gößl, Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Industrie- und Handelskammertags, verbliebenen deutschen Beschäftigten, sich unbedingt in die Krisenvorsorgeliste auf der Website des Auswärtigen Amtes einzutragen.

Die Ukraine und Bayern haben ein Handelsvolumen von knapp einer Milliarde Euro. Aus der Ukraine wurden bisher Elektrotechnik, Holzwaren und Nahrungsmittel importiert. Die wichtigsten bayerischen Exportwaren sind Maschinen, Fahrzeuge und chemische Erzeugnisse. Die Ukraine nimmt den 43. Rang aller Länder im bayerischen Außenhandel ein. Wie sich das künftig entwickeln wird, ist nicht absehbar.

„Nahezu 500 bayerische Unternehmen haben Geschäftsbeziehungen in der Ukraine“, so Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler). Die Pläne des Freistaats, mit Russland sowie der Ukraine Wasserstoff-Allianzen zu schmieden, um grünen Wasserstoff aus beiden Ländern zu importieren, dürften sich erst einmal erübrigt haben. Der Westen ist sich einig, Russland zu isolieren. Somit muss sich Bayern auf die Suche nach neuen Partnern für Wasserstoffkooperationen machen. Die Vereinigten Arabischen Emirate könnten jetzt ins Spiel kommen.
(Ralph Schweinfurth)

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