In München und anderen Corona-Hotspots in Bayern mit mehr als 50 Corona-Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in einer Woche soll es eine Maskenpflicht auf öffentlichen Plätzen geben, wo Abstandsregeln nicht eingehalten werden. "Wir werden versuchen, aus der Kann-Regelung eine Soll-Regelung zu machen", sagte Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder am Montag mit Blick auf die bestehenden Vorgaben in der bayerischen Infektionsschutzverordnung. Das Kabinett werde am Dienstag eine entsprechende Neuregelung beschließen.
Welche Orte in einer Stadt für diese Regelung infrage kommen, müssten die Kommunen festlegen. Einzig in Orten, wo die steigenden Corona-Zahlen auf ein klar abgrenzbares Einzelereignis oder einen einzelnen Ort zurückzuführen seien, werde eine Ausnahme möglich sein. Bislang ist es den Kommunen freigestellt, ob sie eine Maskenpflicht an öffentlichen Plätzen anordnen.
Ganz konkret betrifft das aktuell München. Man werde darüber am Montag noch einmal mit der Stadt beraten - doch Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) sei da "auf unserer Seite", so Söder. Seit dem Morgen tagt ein Krisenstab der Landeshauptstadt.
Bislang hat die Stadt als Reaktion auf die höheren Zahlen die Maskenpflicht im Unterricht an weiterführenden Schulen verlängert. Vor zusätzlichen Maßnahmen wollte sich die Stadtspitze zunächst die weitere Entwicklung ansehen.
Besondere Brisanz haben die gestiegenen Werte in München auch deshalb, weil in der bayerischen Landeshauptstadt am Wochenende eigentlich das Oktoberfest begonnen hätte. Anstelle des wegen der Pandemie abgesagten Volksfestes findet derzeit in mehr als 50 Gaststätten in der Stadt eine sogenannte "WirtshausWiesn" unter den üblichen Hygieneauflagen statt. Die Veranstaltung ist angesichts der Infektionszahlen umstritten. Am Wochenende begann sie allerdings laut Veranstaltern und Polizei ohne größere Zwischenfälle.
Söder: "Die Bilder vom Viktualienmarkt, die waren schon verstörend"
Er habe sehr gemischte Gefühle, sagte Söder mit Blick auf Fotos von gewissen Wiesn-Ersatzfeiern am Wochenende in München. "Die Bilder vom Viktualienmarkt, die waren schon verstörend", kritisierte er. Fotos zeigten Menschen dort dicht gedrängt, ohne Abstand und ohne Maske.
"Ich will keinem die Freude nehmen", betonte der Ministerpräsident. "Aber Freude und Vernunft sollten besser zusammenkommen." Man müsse nun reagieren, um die Corona-Zahlen wieder unter 50 je 100 000 Einwohner zu bekommen.
Ungeachtet der wieder gestiegenen Corona-Zahlen in vielen Kommunen hatte die Staatsregierung zuletzt noch an einem weiterern Lockerungsschritt festgehalten: Seit Samstag dürfen auch Bars und Kneipen wieder öffnen - wenn auch nur unter bestimmten Auflagen.
Söder betonte, Sorgen bereiteten ihm nicht professionell organisierte Veranstaltungen. "Das Problem sind die privaten Feiern." Er wiederholte in dem Zusammenhang auch seine klare Prioritätensetzung: Ziel sei es, den Betrieb in Schulen und Kitas weiter zu ermöglichen und die Wirtschaft vor einem zweiten Lockdown zu bewahren.
Super-Cupspiel: Quarantäneregeln für Fans werden verschärft
Am Sonntag hatten die Corona-Zahlen in München den Wert von 55,6 Neuerkrankungen pro 100 000 Einwohner in einer Woche erreicht. Söder sprach in diesem Zusammenhang von starkem Leichtsinn einiger. "München hat sehr hohe Zahlen, zu hohe Zahlen." Er kündigte an, die Bundeswehr solle in München nun das Gesundheitsamt personell unterstützen. "Wir werden die Bundeswehr bitten, 100 Leute zur Verfügung zu stellen, um die Nachverfolgung zu verbessern."
Angesichts des bevorstehenden Supercup-Spiels zwischen dem FC Bayern München und dem FC Sevilla im Corona-Risikogebiet Budapest kündigte Söder zudem schärfere Quarantäneregeln für zurückkehrende Fans an. Man werde die entsprechende Quarantäneverordnung ändern, sagte Söder. Bisher gelte: Wer sich weniger als 48 Stunden in einem Risikogebiet im Ausland aufgehalten hat, müsse nicht in häusliche Quarantäne. "Wir werden das ändern und ändern müssen", betonte er und mahnte, jeder solle sich genau überlegen, ob er da wirklich hinfahren wolle. Man könne es sich nicht leisten, dass 2000 bis 3000 Menschen möglicherweise am Ende für eine "Riesen-Infektionswelle" sorgten.
Die Europäische Fußball-Union UEFA hält bislang an ihren Plänen fest, das Supercup-Finale am Donnerstag (21.00 Uhr) in der Puskás Arena vor Zuschauern zu spielen. Die Stadionkapazität von 67 000 Zuschauern soll bis zu 30 Prozent ausgelastet werden. Beiden Clubs stehen jeweils rund 3000 Tickets zur Verfügung. Rund 2100 Fußballfans wollen den FC Bayern nach Angaben vom Sonntag nach Budapest begleiten.
(dpa)
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