Politik

Markus Söder (CSU) 2013 in Westerngrund, dem neuen geografischen Mittelpunkts der EU. (Foto: dpa)

30.05.2016

Söder und seine Mittelpunkte

München ist Bayerns Landeshauptstadt, aber nicht sein Mittelpunkt. Heimatminister Söder hat einen neuen Trend gesetzt: weiß-blaue Mittelpunkte

Die Amtszeit von Heimatminister Markus Söder (CSU) hat einen unerwarteten Nebeneffekt: Bayern hat ein halbes Dutzend neuer Mittelpunkte gewonnen. Seit der Landtagswahl 2013 haben Söder und seine Staatssekretäre insgesamt sechs neue Mittelpunkte berechnen lassen und eingeweiht: in Mittelfranken, Unterfranken, Schwaben, der Oberpfalz, in Nürnberg und im Landkreis Neumarkt. Nun steht die Mittelpunkt-Offensive vor dem Abschluss: Unbekannt sind bislang noch die Mittelpunkte Ober- und Niederbayerns, doch sollen diese nach Angaben des Finanzministeriums noch in diesem Jahr eingeweiht werden. Inspiriert wurde das Mittelpunkt-Programm von einer Entdeckung im Juli 2013. Seit dem EU-Beitritt Kroatiens ist eine unterfränkische Wiese in der Ortschaft Westerngrund geografisches Zentrum der Europäischen Union - wenige Wochen später vom Minister mit Gedenktafel gewürdigt.

In periodischen Abständen lässt Söder immer wieder neue Mittelpunkte berechnen

"Hunderte Zuschauer verfolgten die Einfahrt von Markus Söder, der es als richtig bezeichnete, diesen Anlass gebührend zu feiern", meldete anschließend die Stadtverwaltung der hessischen Kleinstadt Gelnhausen, die den Ehrentitel des EU-Mittelpunkts abgeben musste. Seither werden in periodischen Abständen neue Mittelpunkte berechnet. Die Mitteilungen des Ministeriums zum Thema ähneln sich mitunter. So hieß es am 2. Juni 2014: "Die Stadt Heilsbronn ist der geografische Mittelpunkt Mittelfrankens", stellte Dr. Markus Söder, Finanzminister, fest. Söder weiter: "Dies hat unsere Bayerische Vermessungsverwaltung berechnet." Und knapp vier Wochen später: "Der Maffeiplatz ist der geografische Mittelpunkt Nürnbergs" stellte Dr. Markus Söder, Finanzminister, fest. Söder weiter: "Dies hat unsere Bayerische Vermessungsverwaltung berechnet."

Opposition: "Dreist, wie Söder, sich medienwirksame Auftritte brechnen lässt"

Die Opposition wirft Söder vor, ihm sei mehr an der Selbstdarstellung als an der bayerischen Geografie gelegen. "Das ist nicht nur skurril, sondern dreist, wie sich die Spitze des Finanzministeriums von der Verwaltung medienwirksame Auftritte berechnen lässt", sagt Grünen-Verkehrsexperte Markus Ganserer. "Herr Söder lernt spitzfindige geografische Mittelpunkte auswendig, nur um sich selbst in den Mittelpunkt zu rücken", spottet auch SPD-Fraktionschef Markus Rinderspacher. "Ein übermächtiger Geltungsdrang führt jedoch nicht immer ans Ziel, wie Ministerpräsident Horst Seehofer jederzeit bestätigen würde." Der Finanzminister wertet derlei Kritik als Miesepeterei: "Viele Bürger freuen sich darüber. Schade, dass SPD und Grüne es den Menschen nicht gönnen", sagt Söder. "Die können auch nur nörgeln."

Ministerium betont: Die Berechnung der Mittelpunkte koste nichts, das mache ein Computer

Das Ministerium weist darauf hin, dass die Berechnung der Mittelpunkte nicht mit zusätzlichen Kosten oder Arbeit für die Vermessungsverwaltung verbunden sei. Die Berechnung werde vom Computer erledigt. Söder teilt das Rampenlicht durchaus mit seinen Staatssekretären. Der Mittelpunkt Schwabens in der Gemeinde Eppishausen wurde vom schwäbischen Staatssekretär Johannes Hintersberger eingeweiht, die Mittelpunkte der Oberpfalz und des Landkreises Neumarkt vom daselbst beheimateten CSU-Bezirkschef Albert Füracker. Ein Regierungsbezirk jedoch ist außer Konkurrenz: In Oberfranken wurde ohne Zutun Söders oder der Staatsregierung bereits 2009 ein Mittelpunkt identifiziert.
(Carsten Hoefer, dpa)

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