Politik

24.06.2021

Soll die FFP2-Maskenpflicht aufgehoben werden?

Reicht nicht eine medizinische Maske aus? Ja, meint Florian von Brunn, Chef der Landtags-SPD, der bezweifelt, dass FFP2-Masken, da oft falsch gehandhabt, tatsächlich einen besseren Schutz bieten. Bernhard Seidnenath (CSU), Chef des Gesundheitsausschusses im Landtag, widerspricht. Denn die partikelfiltrierenden Halbmasken würden anders als andere Masken mindestens 94 Prozent der Aerosole aus der Luft abfangen

JA

Florian von Brunn, Chef der Bayern-SPD und der SPD-Fraktion im Landtag

Entscheidend ist vor allem, ob die FFP2-Maske tatsächlich besser schützt als eine medizinische Maske. Expertinnen und Experten der Gesellschaft für Krankenhaushygiene sind da – genau wie wir – eher skeptisch: FFP2-Masken sitzen oft schlecht, verrutschen leicht und bieten dann deutlich weniger Schutz als eine medizinische Maske. Obendrein sind sie auch deutlich teurer. Es ist unwahrscheinlich, dass sie immer von allen so regelmäßig ausgetauscht werden, wie es erforderlich wäre.

Momentan ist die Inzidenz sehr niedrig, diese Woche ist sie auch in Bayern unter den Wert von zehn gefallen. Das und die sommerlichen Temperaturen sorgen dafür, dass die Menschen die strenge FFP2-Regelung kaum mehr nachvollziehen können. Besonders ältere Menschen und Personen mit Einschränkungen leiden unter der Hitze – in Bussen und Bahnen etwa wäre eine medizinische Maske deutlich angenehmer zu tragen.

Wir fordern darüber hinaus, die Maskenpflicht in den Schulen komplett auszusetzen. Die Kinder und Jugendlichen werden zweimal die Woche getestet – hier wissen Lehrpersonal und Schülerinnen und Schüler genau, wer wen wann getroffen hat, Nachverfolgung ist viel leichter als etwa im Supermarkt. Bei örtlichen Corona-Ausbrüchen wäre es zudem einfach, die Maskenpflicht wieder einzuführen. Hier lässt sich ohne großen Bürokratieaufwand auf Sicht fahren.

Und selbstverständlich gilt: Die bayerische Staatsregierung muss das Impfen in Bayern weiter voranbringen. Das ist der beste Schutz gegen die Delta-Variante des Virus, die spätestens im Herbst zum Problem werden könnte. Bisher liegt Bayern beim Impferfolg unter dem Bundesdurchschnitt. Es ist wichtig, dass hier nachgearbeitet wird. Jede Person, die geimpft wird und vollen Impfschutz hat, ist geschützt. Je mehr Menschen geimpft sind, desto mehr können wir auch wieder zu unserem normalen Leben zurückkehren und bestehende Einschränkungen aufheben. Es ist unbefriedigend, dass noch immer Personen der Prio-Gruppe 2 oder 3 weiterhin auf eine Impfung warten!


NEIN

Bernhard Seidenath (CSU), Vorsitzender des Gesundheitsausschusses im Landtag

FFP2-Masken bieten einen besseren Schutz vor Infektionen als herkömmliche Mund-Nasen-Bedeckungen, und die Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus in Europa bereitet mir Sorgen. Lissabon hat wegen des rasanten Anstiegs am letzten Wochenende komplett dicht gemacht. In Großbritannien treibt die Mutation die Zahl der Neuinfektionen wieder in die Höhe. Und auch in Deutschland nimmt der Anteil der besonders ansteckenden Variante allmählich zu. Das macht deutlich, dass wir Corona trotz spürbar sinkender Inzidenzen noch nicht besiegt haben.

Ob man eine geprüfte FFP2-Maske, einen medizinischen Mundschutz oder lediglich eine Community-Maske trägt, macht für viele Menschen keinen großen Unterschied. Für das Virus aber schon! Die partikelfiltrierenden Halbmasken fangen schließlich mindestens 94 Prozent der Aerosole aus der Luft ab.

Auch der Vorsitzende des Weltärztebunds, Frank Ulrich Montgomery, fordert daher das Beibehalten von FFP2-Masken, solange noch nicht genug Menschen geimpft sind, um die Ansteckungsrisiken im Alltag möglichst kleinzuhalten. Es ist also sinnvoll, dass im ÖPNV, in Geschäften, in Innenräumen und überall dort, wo sich viele Menschen auf engem Raum ohne Belüftungsmöglichkeit begegnen, unbedingt weiterhin FFP2-Masken getragen werden. Im Freien gibt es ohnehin kaum noch eine Maskenpflicht in Deutschland.

Auch das Argument aus der Frühphase der Pandemie, dass die FFP2-Masken zu teuer sind, kann heute nicht mehr gelten. Die Preise sind nach anfänglichen Engpässen enorm gesunken. Jetzt gibt es FFP2-Masken bereits für weniger als 50 Cent.

Das Tückische an Corona ist: Es kommt sehr schnell zu einer hohen Viruslast im Rachen. Damit können Infizierte andere anstecken, bevor sie die Corona-Erkrankung selbst bemerken. Vorsicht und Umsicht müssen also weiterhin unser Handeln bestimmen. Dieser Weg – inklusive der Vorgabe des Schutzes durch FFP2-Masken – hat sich in Bayern bewährt.

Kommentare (2)

  1. Christof L. am 04.08.2021
    ….zunächst möchte ich mich den Ausführungen von Rainer D. voll und ganz anschließen.
    Ich frag mich auch, warum diese Diskussion (FFP2-Maskenpflicht) nicht intensiver und vor allem in der Öffentlichkeit diskutiert wird?!
    Es mag sein, dass die „Delta-Variante“ ansteckender ist, doch „gefährlicher“ wie sie in vielen Meldungen dargestellt wird, scheint sie wohl doch nicht zu sein! (Siehe hier die Auslastung der Krankenhäuser/Intensivstationen)!!
    Also, meine Bitte (eher Empfehlung!) an die bayerische Staatsregierung; überdenkt Eure Erlasse, bewertet sie realistisch, analysiert die Stimmung in der Bevölkerung und ändert dann (sehr) zeitnah die Gesetze!!
  2. Rainer D. am 27.06.2021
    Es ist ja so, dass nur 2 Bundesländer eine generelle FFP2-Maskenpflicht eingeführt haben (im ÖPV, beim Einkaufen, auf Parkplätzen vor Geschäften u.v.m.), die übrigen Länder nur für ganz besonders gefährdete Bereiche (Pflegeheime u.ä.). Die Fallzahlen und Inzidenzwerte in den beiden FFP2-Ländern fallen aber auch nicht auffällig besser aus als in den anderen Ländern. Die FFP2-Maske scheint also wohl keinen großen Vorteil gegenüber der einfachen Maske zu bringen. In Situationen wie beim Einkaufen bei hohen Temperaturen werden die FFP2-Masken zur Qual, nicht nur für Leute die alters- oder gesundheitsbedingt etwas mehr Probleme mit der Luft haben. Schon die einfachen Masken sind hier sehr anstrengend. Und wenn man die Leute so beobachtet ... wer trägt die FFP2-Maske schon so korrekt, dass sie wirklich ihren besonderen Zweck erfüllt?! Nicht flächig eng am Gesicht anliegend ist der FFP2-Vorteil doch sofort dahin. Und wer wechselt schon alle 20 Minuten die Maske?! Böse Zungen behaupten sicher schon, dass jetzt erst die, teilweise durch Vetternwirtschaft, viel zu teuer eingekauften FFP2-Masken weg müssen bevor zurückgerudert wird.
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