Politik

05.12.2024

Soll es ein Rauchverbot im Freien geben?

Die Mehrheit der Gesundheitsminister der Europäischen Union (EU) hat jetzt für einen Vorschlag der EU-Kommission gestimmt, der Rauchverbote auf Spielplätzen, an Bushaltestellen und in Außenbereichen von Gaststätten vorsieht. Roland Guttenberger, Mediziner und Präsident der Nichtraucher-Initiative Deutschland, fände es gut, wenn der Vorschlag in Deutschland umgesetzt würde. Franz Bergmüller, Landtagsabgeordneter (AfD) und Vorsitzender des Vereins zum Erhalt der bayerischen Wirtshauskultur, ist strikt dagegen

JA

Roland Guttenberger, Mediziner und Präsident der Nichtraucher-Initiative Deutschland

Ist rauchen ein Grundrecht? Keineswegs! Vielmehr wird das Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit verletzt, wenn ich Rauch einatmen muss. Wenn ich Rauch rieche, liegt immer eine gesundheitsschädliche Konzentration vor – auch im Freien. In der Europäischen Union existiert zudem ein höchstrichterlich bestätigtes Recht auf saubere Luft. Insofern überrascht es nicht, wenn die EU-Kommission die Einrichtung von Rauchverbotszonen im Freien vorschlägt – auch für E-Zigaretten und Tabakerhitzer. Als Krebsspezialist kann ich das nur begrüßen!

Dazu schädigt Rauchen die Umwelt: Der CO2-Ausstoß durch Tabakerzeugnisse beträgt jedes Jahr weltweit 84 Millionen Tonnen. Zigarettenstummel sind laut WHO das häufigste Abfallprodukt. In der Natur landen jährlich 4,5 Billionen gerauchte Zigaretten und verunreinigen Gewässer und den Nahrungskreislauf, schaden Tieren und Pflanzen. Zigarettenstummel sehen aus wie Papier, sind aber Plastik, Mikroplastik mit einer Unmenge an Schadstoffen, die bis ins Grundwasser gelangen und so unser wichtigstes Lebensmittel gefährden: das Trinkwasser. Ein Rauchverbot im Freien ist daher absolut erforderlich.

In vielen Ländern ist das Rauchen in der Öffentlichkeit längst verboten. Dafür gibt es triftige Gründe: In Deutschland sind pro Jahr 85 000 neue Krebserkrankungen auf Rauchen und Passivrauchen zurückzuführen. Rauchende Erwachsene sind schlechte Vorbilder für Kinder. Denn Kinder ahmen gerne nach.

Dabei ist Rauch für Heranwachsende besonders schädlich. Beim Cannabisgesetz wurde das berücksichtigt. Im Beisein von Minderjährigen ist das Kiffen verboten sowie in einem Umkreis von 100 Metern um Schulen, Kindergärten, Spielplätzen, öffentlichen Sportstätten und in Fußgängerzonen von 7 bis 20 Uhr.

Wie aber sollen Kinder zwischen dem Rauchen von Cannabis und Tabak unterscheiden? Diese Verbotszonen müssen auch für das Rauchen gelten! Sind uns unsere Kinder das nicht wert?

NEIN

Franz Bergmüller, Landtagsabgeordneter (AfD) und Vorsitzender des Vereins zum Erhalt der bayerischen Wirtshauskultur

Ein Rauchverbot im Freien wäre eine unverhältnismäßige und überzogene Maßnahme. Die Gesundheitsbelastung durch Passivrauchen an der frischen Luft ist nachweislich minimal, da sich der Rauch schnell verflüchtigt und keine nennenswerte Gefährdung entsteht. Eine solche Regulierung bietet somit keinen nennenswerten gesundheitlichen Nutzen, greift jedoch massiv in die individuelle Freiheit ein.

Besonders drastisch wären die Auswirkungen auf die Gastronomie: Unsere Biergärten sind zentrale Bestandteile der bayerischen Wirtshauskultur und wichtige Einnahmequellen für Betriebe, die in diesen Krisenjahren ohnehin ums Überleben kämpfen. Ein erweitertes Rauchverbot für Gastgärten und Außenbereiche von Restaurants und Kneipen könnten für viele Gastronomen endgültig das Aus bedeuten! Die Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Speisen, Inflation, explodierende Energie- und Personalkosten und starre Arbeitszeitenregelungen bedrohen unsere bayerische Wirtshauskultur enorm. Daher ist es untragbar, dass überhaupt in Erwägung gezogen wird, neue belastende Regulierungen einzuführen.

Wir brauchen keine Bevormundung und Eingriffe in die unternehmerische und persönliche Freiheit, sondern effektive Maßnahmen und Unterstützungen, die unsere bayerische Gastronomie aus der Krise führt! Immer ist die Rede von Entbürokratisierung – doch die Realität sieht leider anders aus.

Ganz besonders in Brüssel herrscht Verbotskultur und ein Drang zur Überregulierung. Ist das wirklich nur zu unserem Besten? Nein. Ausbaden müssen die immer neuen Regelungen und Gesetze dann die Bürger und Unternehmen, für die diese oft schwere Einschränkungen bedeuten. Damit muss endlich Schluss sein! Statt immer neuer Verbote braucht es Augenmaß und eine Politik, die auf Dialog und pragmatische Lösungen setzt, anstatt Bürger und Betriebe mit unsinnigen Auflagen zu belasten. Wehret den Anfängen!
 

Kommentare (4)

  1. Bask am 19.12.2024
    Schon die Frage ist missverständlich: Es geht ja nicht generell um ein Rauchverbot „im Freien", die Landstraße von A nach B muss nicht (tabak)rauchfrei sein. Aber da, wo viele Leute auf engem Raum zusammenkommen, und da, wo die Bereiche teils überdacht oder sonstwie umschlossen sind, z.B. an Haltestellen, auf Bahnsteigen, vor Eingängen, in Sportstadien, bei Freiluftkonzerten usw., da sind rauchfreie Bereiche echt sinnvoll. Und auf Kinderspielplätzen sowieso. Ist ja nicht überall so wie in Bayern, dass Rauchverbot auf Spielplätzen gilt (das, nebenbei bemerkt, sehr oft vergessen wird, weil es keine Hinweispflicht gibt).
    Aber jetzt mal speziell zu Biergärten, Freisitzen, Caféterrassen u.a. Mich hat bei der Rauchverbotsdiskussion für die Gastronomie schon immer interessiert: Warum geht man eigentlich in eine Gaststätte? Wir gehen essen, wir gehen was trinken - das entspricht auch den gastronomischen Leistungen. Aber: wir gehen zum Rauchen ins Wirtshaus?? Tabakwaren gehören nicht zu dessen Leistungen. Dass ab und zu ein Wirtshaus einen Zigarettenautomaten rumstehen hat, gehört nicht zum Kerngeschäft. Sonst darf ich in einem Lokal auch nichts konsumieren, was ich nicht dort bestellt habe - inklusive Bedienung übrigens. Nicht mal mein bezahltes Essen zum Mitnehmen darf ich dort an den Tischen verzehren, auch nicht im Außenbereich. Also warum soll man seine mitgebrachten Tabakwaren dort rauchen dürfen? Ist doch total unlogisch und sollte sich kein Wirt wünschen, der den ganzen unnötigen Dreck hinterher wegräumen muss. - Dass man als gut zahlender Gast den frischen Grillteller mit Salat auch draußen ohne Qualmaroma verzehren möchte, das nur ganz nebenbei bemerkt.
  2. Sturmkrähe am 17.12.2024
    Wie viele Raucher kennen Sie, die einen tragbaren Aschenbecher mit sich führen?
    Wie oft sehen Sie Zigarettenkippen? Ich sehe sie täglich, in der Stadt, an Kinderspielplätzen, vor meiner Arbeitsstelle, besonders gehäuft in und um Gullys.

    Aufgrund ihrer Giftigkeit Könnten Sie gut als Sondermüll gelten. Hierfür gibt es bestimmt strenge Vorschriften (Asbest lässt grüßen). Ist den Gegnern eines Rauchverbots klar, dass Kinder sich an herumliegenden Zigaretten kippen vergiften können?

    Durch eine Rauchverbot im Freien sind Raucher übrigens den Nichtraucher nicht schlechter gestellt. Sie dürfen weiterhin genau das gleiche wie alle anderen auch.

    Nebenbei sind die Gaststätten durch das Rauchverbot in Innenräumen ebenfalls nicht zu Grunde gegangen.
  3. EinMensch am 16.12.2024
    Das Bundesgesundheitsamt in Berlin hatte 1988 gesagt das Passivrauchen mindestens 100 mal gefährlicher ist als Asbeststaub, Asbest wurde verboten, Rauchen jedoch nicht obwohl es lange bevor es in Deutschland Nichtraucherschutzgesetze gab als gefährlicher eingestuft wurde. Deshalb ganz klar für das Rauchverbot.
  4. KarstenLentge am 12.12.2024
    Zunächst mal: Ist das widerlich und liederlich, wenn ein AfD-Politiker von "Wehret den Anfängen" spricht. Es geht hier darum, dass sich die EU für Gesundheitsschutz einsetzt! Und dann geht Herr Bergmüller in bewährter Whataboutism-Manier vor und lenkt vom Thema ab.

    Ich bitte um Entschuldigung, aber es ist so, dass wir es als Gesellschaft bei diesem Thema nicht schaffen, uns an Regeln zu halten und/oder mittels Gesundem Menschenverstand bestimmte Dinge zu tun oder zu lassen? Es wird an so vielen Stellen geraucht, wo man es nicht darf oder nicht sollte und schmeißen wir nicht ständig unseren Müll (Zigarettenkippen) einfach in die Landschaft – als würden wir das zu Hause auch tun? Sorry, dann braucht es eben klarere Regeln, wenn wir das als Gesellschaft/Menschen allein nicht hinbekommen.

    Klares Pro.
    Und an Herrn Bergmüller: 6, setzen! Wegen Themaverfehlung.
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