Politik

22.12.2022

Soll es wieder ein privates Böllerverbot an Silvester geben?

In mehreren Städten gibt es Einschränkungen beim Silvesterfeuerwerk, aber kein grundsätzliches Verbot. Die Deutsche Umwelthilfe mit ihrem Geschäftsführer Jürgen Resch fordert dagegen ein endgültiges und generelles Verbot von Silvesterkrachern und Feuerwerkskörpern. Für Felix Martens, Geschäftsführer des Bundesverbands für Pyrotechnik und Kunstfeuerwerk, ist das absolut nicht nachvollziehbar.

JA

Jürgen Resch, Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe

Wir brauchen ein Ende der archaischen Silvesterböllerei! Gründe für ein endgültiges Aus von Böllern und Raketen zu Silvester gibt es viele. Innerhalb weniger Minuten wird die Luft in unseren Städten so hoch belastet, dass viele Asthmatiker Atemprobleme bekommen. Nicht selten werden von der Weltgesundheitsorganisation empfohlene Grenzwerte für Feinstaub bereits in den ersten Tagen des Jahres gerissen. Der üble Brauch führt dazu, dass wir das neue Jahr „traditionell“ mit der schlechtesten Luft des Jahres und Tausenden Tonnen unnötigem Abfall in Straßen und Parkanlagen beginnen.

Wenn die Luft vor lauter Feinstaub fast „zum Schneiden“ ist, birgt das eine hohe Gesundheitsgefahr – insbesondere für Vorbelastete wie rund acht Millionen Asthmatiker, aber auch für Kinder, Schwangere und Ältere. Ebenso wie der Präsident der Bundesärztekammer verweisen wir auf alleine 8000 Verletzte am Hörsystem, hinzu kommen 500 Augenverletzungen und unzählige Verbrennungen und Schädigungen der Hände – leider auch allzu oft von Unbeteiligten. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass zum Jahreswechsel 82 Prozent der Menschen Alkohol getrunken haben und im Umgang mit Sprengstoff unerfahren sind.

Die Brandgefahr ist zudem völlig unkalkulierbar. Ich wünsche mir, dass möglichst viele Rettungssanitäter, Notärzte und Pflegekräfte zu Silvester mit ihren Liebsten feiern und nicht verzweifelte Eltern und schwer verletzte Kinder versorgen müssen. Auch für Millionen an Haus-, Nutz- und Wildtieren bedeutet Silvester puren Stress und Panik, die nicht selten mit dem Tod enden.

Gemeinsam mit der Gewerkschaft der Polizei, Ärzteverbänden, anderen Umwelt- und Tierschutzorganisationen fordern wir ein endgültiges Aus der Silvesterböllerei. Ich wünsche allen Menschen rauschende Silvesterfeste – aber ohne Schwarzpulver und ohne, dass wir andere verletzen. Der Spaß des einen hört dort auf, wo massiver Schaden für andere entsteht.

 

NEIN

Felix Martens, Geschäftsführer des Bundesverbands für Pyrotechnik und Kunstfeuerwerk

Einmal im Jahr die Funken fliegen zu lassen, birgt für viele Menschen eine ganz besondere Faszination. Wir treten an Silvester auf die Straße, wünschen unseren Lieben ein frohes neues Jahr und begrüßen es mit den farbigen Funken des Feuerwerks. In diesem Moment entsteht etwas Einzigartiges: ein großer Resonanzraum, in dem Menschen verschiedenster Teile der Gesellschaft zusammenkommen. Indem wir gemeinsam in den kollektiv erleuchteten Nachthimmel schauen, spüren wir, dass wir mit unseren Ängsten und Sorgen, die wir zurücklassen wollen, nicht allein sind. Dass auch Millionen andere Menschen die Lebensenergie und die Freude über den Beginn von etwas Neuem feiern.

Feuerwerk markiert das Besondere, einen kurzen Moment der Ausnahme. Aus gutem Grund also ist Feuerwerk nichts Alltägliches. Es darf in Deutschland nur einmal im Jahr von allen verwendet werden. Doch wenn es nach dem Willen einiger weniger geht, soll mit dieser wunderschönen Tradition für immer Schluss sein: Insbesondere die Deutsche Umwelthilfe (DUH) manipuliert die öffentliche Meinung in Sachen Feuerwerk mit einer groß angelegten, kostspieligen Kampagne. Dies trifft mich nicht nur als Feuerwerksbegeisterter, sondern auch als Umweltschützer.

Der Umwelteinfluss von Feuerwerk ist äußerst gering. Die Reststoffe sind zu 90 Prozent biologisch abbaubar. Beitrag zu den jährlichen fossilen Treibhausgasen: 0,00013 Prozent. Zum Feinstaubausstoß: 0,7 Prozent. Verletzungen: zwei bis drei pro Notaufnahme in der Silvesternacht. Schwere Verletzungen durch zugelassenes Feuerwerk sind dank strenger Prüfverfahren praktisch ausgeschlossen. All das hält die DUH nicht davon ab, das Thema zu skandalisieren und Fakten bis ins Gegenteil zu verzerren. Sie verprellt damit jene 80 Prozent der Bevölkerung, die Feuerwerk aus guten Gründen lieben. Eben jene Menschen müssten wir dringend für einen effektiven Umweltschutz gewinnen. Mit ihrer Quatsch-Kampagne bewirkt die DUH das Gegenteil. 
 

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