Politik

25.11.2021

Soll für unter 18-Jährige grundsätzlich die 3G-Regel gelten?

Eine Testpflicht für Jugendliche statt 2G fordert die FDP-Abgeordnete Julika Sandt. CSU-Gesundheitspolitiker Bernhard Seidenath widerspricht: Falls 3G grundsätzlich gilt, würde der Anreiz sinken, sich impfen zu lassen.

JA

Julika Sandt, jugendpolitische Sprecherin und Vizechefin der FDP-Fraktion im Landtag

Mit der neuen Regelung wurde ein Großteil der Jugendlichen in den Freizeit-Lockdown geschickt. Denn sie erlaubt den Zugang zur Jugendarbeit nur noch mit 2G (geimpft oder genesen). Für fast alle anderen Freizeitaktivitäten – wie Zoo, Kino, Museum, Stadion, Theaterbesuch – wird sogar 2G plus verlangt. Wer also nicht geimpft, genesen und zusätzlich getestet ist, muss draußen bleiben.

Andere Bundesländer verhängen solche Regelungen erst ab 18 Jahren, Bayern aber knallhart schon für Kinder ab zwölf Jahren und drei Monaten. Zwar gibt es für minderjährige Schülerinnen und Schüler, die aktiv Sport treiben, musizieren, Theater spielen oder ins Restaurant gehen, Ausnahmen. Wer aber minderjährig ist und nicht mehr zur Schule geht, ist davon wiederum ausgeschlossen. Wozu braucht es solche Ausnahmen von Ausnahmen? Warum gilt nicht einfach eine Testpflicht, sprich: 3G für Jugendliche?

Natürlich ist Impfen sinnvoll, auch für junge, ganz vordringlich aber für ältere, schutzbedürftige Menschen. Für Jugendliche gibt es erst seit ungefähr drei Monaten eine Impfempfehlung durch die Stiko. Daher sind bisher gerade mal 40 Prozent in dieser Altersgruppe vollständig geimpft. Und wer sich jetzt impfen lassen will, muss oft erst wochen- und monatelang auf den Impftermin warten, bekommt nach weiteren sechs Wochen die zweite Spritze und muss sich dann nochmal zwei Wochen gedulden, bis er als geimpft gilt.

Markus Söders neue Regelung bewirkt also das genaue Gegenteil von dem, was die Stiko in ihrer Impfempfehlung gefordert hat – nämlich dass die Impfung bei unter 18-Jährigen nicht zur Bedingung für soziale Teilhabe gemacht werden darf. Kinder und Jugendliche waren bereits in den ersten drei Wellen Leidtragende. Sie haben sehr viel Solidarität gezeigt. Die Staatsregierung muss die junge Generation endlich in den Blick nehmen, statt sie schon wieder zu bestrafen.


NEIN

Bernhard Seidenath (CSU), Vorsitzender des Gesundheitsausschusses im Landtag

In der vierten Welle der Corona-Pandemie sind wir an einem sehr kritischen Punkt angekommen. Die Infektionszahlen sind hoch, das Patientenaufkommen in den Krankenhäusern ebenfalls, das medizinische und pflegerische Personal kämpft um das Leben vieler – und leider nach den langen Monaten der Pandemie auch gegen die eigene Erschöpfung. Die Todeszahlen steigen wieder an. Es bedarf einer gemeinsamen Kraftanstrengung, um diese vierte Welle zu brechen. Der Appell ist daher klar: Wer sich impfen lassen kann, sollte dies auch tun. Das gilt insbesondere für die Erwachsenen. Aber es gilt ebenfalls für Jugendliche über zwölf Jahre, wahrscheinlich auch bald für Kinder, wenn der Impfstoff für unter Zwölfjährige zugelassen und die Impfempfehlung entsprechend ausgeweitet wird. Durch eine unzureichende Impfquote könnte die wellenartige Corona-Ausbreitung nach Einschätzung des Robert Koch-Instituts nach der vierten Welle weitergehen. Impfen ist und bleibt deshalb der wichtigste Weg aus der Pandemie!

Falls 3G grundsätzlich gilt, würde der Anreiz sinken, sich impfen zu lassen. Deshalb gilt die 3G-Regel für minderjährige Schülerinnen und Schüler über zwölf Jahre, die an der Schule regelmäßigen Tests unterliegen, zwar noch. Allerdings nur übergangsweise: Bis 31. Dezember 2021 können sie trotz ansonsten geltender 2G-Regel an sportlichen und musikalischen Eigenaktivitäten und Theatergruppen teilnehmen. Wunsch und Hintergedanke dabei ist: Die Zeit wird genutzt und die Schülerinnen und Schüler (über zwölf Jahre) werden bis dahin geimpft.

Österreich hat wieder einen kompletten Lockdown verhängt, auch in den Hochinzidenzregionen Bayerns gelten nun schärfere Auflagen. Je höher das Ansteckungsrisiko ist, umso höher müssen auch die Auflagen sein. Das ist keine Frage von 2G oder 3G. Das ist eine Frage von Verantwortungsbewusstsein und Vernunft.

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