Politik

Den Impfstoff von Biontech/Pfizer gibt es nur in Fläschchen, die sechs Dosen enthalten. (Foto: dpa/Marcus Brandt)

27.09.2024

Teure Sechserpacks

Den Corona-Impfstoff von Biontech/Pfizer gibt es wegen unglücklicher Verträge nach wie vor nicht in Einzeldosen

Die Zahl der Corona-Infektionen steigt auch in Bayern wieder leicht an. Mitte September waren es 970, durch das Oktoberfest dürfte die Zahl weiter steigen. Entsprechend folgte auch der Aufruf der Ständigen Impfkommission an Menschen ab 60 Jahren und Risikogruppen, sich impfen zu lassen. Inzwischen ist der an die Variante JN.1 angepasste Impfstoff von Biontech/Pfizer im Umlauf. Was nicht angepasst wurde, ist der Inhalt der Fläschchen: Diese enthalten nach wie vor die sechsfache Menge einer Impfdosis.

„Für Praxen bedeutet dies weiterhin einen beträchtlichen organisatorischen Mehraufwand“, kritisiert Roland Stahl, Pressesprecher der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), auf Anfrage. Denn der Inhalt eines geöffneten Fläschchens muss innerhalb von zwölf Stunden verbraucht werden. Was in der Zeit nicht verimpft wurde, wird weggeworfen. So bemühen sich die Praxen, immer sechs Personen zu finden, die sich zum selben Termin impfen lassen. Die KBV forderte schon 2023 vom Bund die Einführung von kleineren Fläschchen. Auch ein Jahr später ist aber nichts passiert.

Das Ganze hat seinen Ursprung in der Hochphase der Pandemie, als Impfstoff weltweit knapp war. Die EU-Kommission hatte zunächst im Auftrag der EU-Staaten mit Pharmakonzernen die Gesamtabnahmemenge an Impfstoff vereinbart. Auf dieser Basis schlossen dann die einzelnen Staaten Kaufverträge mit den Konzernen. Beim Vertragsabschluss mit Biontech/Pfizer ging es laut Bundesgesundheitsministerium um die schnelle Verfügbarkeit des Impfstoffs, weswegen auch die Lieferung einer hohen Anzahl an Fläschchen mit sechsfacher Dosis vereinbart wurde. Deren Produktion ging schneller – und es wurde ohnehin im Akkord geimpft. Daran ist der Bund aber auch jetzt, nach Ende der Pandemie, gebunden.

„Der Bezug von Einzeldosenbehältnissen ist im Rahmen des bestehenden Vertrags nicht möglich“, teilt ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums mit. Bis 2027 muss der Bund noch Biontech/Pfizer-Impfstoff beziehen – in Sechsfachfläschchen. Von Moderna gibt es bereits ein zugelassenes Vakzin in Einzeldosen. Allerdings müssten Ärzt*innen im Einzelfall medizinisch begründen, warum sie sich für Moderna entschieden haben. Denn dafür fallen Extrakosten an – auf denen im Zweifelsfall irgendjemand sitzen bleibt. Nur den Impfstoff von Biontech/Pfizer gibt es kostenlos aus den Beständen des Bundes.

Klar ist, dass die Zahl der Impfwilligen abgenommen hat. Allerdings geht das Robert Koch-Institut (RKI) auch von einer Grundimmunisierung der Erwachsenen von 85 Prozent aus. Als grundimmunisiert gilt, wer mindestens eine Zweitimpfung erhalten hat. Das RKI sieht mittlerweile auch keine Notwendigkeit mehr, die Zahl der Corona-Impfungen wöchentlich zu erfassen, es gibt nur noch eine Jahresstatistik. Die letzte überlieferte Zahl stammt vom 4. Juli. Da waren es bundesweit 27 Impfungen. Genau ein Jahr zuvor waren es noch 103. (Thorsten Stark)
 

Kommentare (0)

Es sind noch keine Kommentare vorhanden!
Die Frage der Woche
Vergabeplattform
Vergabeplattform

Staatsanzeiger eServices
die Vergabeplattform für öffentliche
Ausschreibungen und Aufträge Ausschreiber Bewerber

Jahresbeilage 2023

Nächster Erscheinungstermin:
29. November 2024

Weitere Infos unter Tel. 089 / 29 01 42 54 /56
oder
per Mail an anzeigen@bsz.de

Download der aktuellen Ausgabe vom 24.11.2023 (PDF, 19 MB)

E-Paper
Unser Bayern

Die kunst- und kulturhistorische Beilage der Bayerischen Staatszeitung

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.