Politik

01.07.2022

Verbrenner-Aus: Ein Irrsinn

Ein Kommentar von Ralph Schweinfurth

Nach langem Ringen haben sich die EU-Umweltminister jetzt darauf geeinigt, dass neue Autos ab 2035 emissionsfrei sein müssen. Das ist für den Klimaschutz sicherlich die richtige Entscheidung. Doch die praktische Umsetzung dürfte mal wieder in die Hose gehen.

Das hängt vor allem an den Ladepunkten für E-Autos. Wie sollen denn bitte hunderte Menschen in Hochhaussiedlungen laden? Via Verlängerungskabel vom Balkon? Das hält die Hauselektrik keine zehn Minuten aus. Ausreichend öffentliche Ladesäulen in dicht bevölkerten Stadtgebieten bereitzustellen, dürfte an den Platzverhältnissen scheitern – außer man pflastert die Grünstreifen mit entsprechenden Parkplätzen zu. Was kontraproduktiv fürs Stadtklima ist.

Auch die Preise für E-Autos dürften angesichts der galoppierenden Inflation für die meisten Menschen ein Anschaffungshindernis darstellen. Die staatliche Kaufprämie soll ja entfallen. Und eine Kompensation über die Kraftfahrzeugsteuer lässt auf sich warten.

All das sind deutliche Anzeichen dafür, dass EU und Bundesregierung den motorisierten Individualverkehr am liebsten ganz zum Erliegen bringen würden. Via 9-Euro-Ticket will man den Menschen gerade Busse und Bahnen schmackhaft machen. Was hier mit dem mies erschlossenen ländlichen Raum passiert, ist den Regierenden in Berlin und Brüssel egal. Sollen doch Lieferdienste dort die Versorgung übernehmen. In der Pandemie haben die Menschen das Online-Bestellen und das Arbeiten von zu Hause aus gelernt. Dann müssen sie ihre Dörfer gar nicht mehr verlassen – höchstens mal mit dem Radl in den Nachbarort wie vor hundert Jahren.

Der größte Witz am Verbrenner-Aus sind aber die E-Fuels. Für sie soll die EU eine Ausnahme über 2035 hinaus erarbeiten. Doch E-Fuels, die mittels Strom aus Wasser und CO2 hergestellt werden, erzeugen bei der Verbrennung ebenso viel umweltschädliche Abgase wie normale Kraftstoffe. Nur bei der Herstellung sind sie klimaneutral, wenn Ökostrom verwendet und CO2 aus der Atmosphäre entnommen wird. Wie teuer dann der Liter Benzin wird, weiß niemand. Aber das macht nichts, denn offenkundig soll ja ohnehin kaum noch jemand überhaupt mit dem Auto fahren.

 

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