Politik

Findet in diesem Jahr wieder nicht statt: der Münchner Christkindlmarkt. (Foto: dpa/Andreas Gebert)

19.11.2021

"Viele Gewerbetreibende werden das nicht überleben"

München sagt den Christkindlmarkt ab, in Augsburg und Nürnberg findet er statt – die Ausstellenden sind bestürzt

Die Buden für den Weihnachtsmarkt im oberbayerischen Pfaffenhofen sind schon errichtet, wenngleich noch komplett leer. Aktuell soll die Veranstaltung noch stattfinden, heißt es aus der Stadtverwaltung. Aber natürlich kann sich das jederzeit ändern, sollte sich die Infektionslage weiter verschlimmern. Andernorts haben sich bayerische Kommunen bereits dazu entschlossen, erneut auf ihre Weihnachtsmärkte zu verzichten – beispielsweise den Christkindlmarkt am Marienplatz in München. „Die dramatische Situation in unseren Kliniken und die exponentiell steigenden Infektionszahlen lassen mir keine andere Wahl“, so Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD). Auch im Landkreis Fürth hat man sämtliche Weihnachtsmärkte abgesagt.

Rund 1000 große und kleine Weihnachtsmärkte gibt es im Freistaat. Davon ist derzeit bereits ein gutes Drittel gestrichen. Vor allem solche Märkte, die in kommunaler Verantwortung stattfinden. Etwas besser schaut es bei den Märkten aus, die komplett von den Gewerbetreibenden organisiert werden. Das ist vor allem in mittelgroßen Kommunen der Fall; in Dörfern und Metropolen ist meist das Rathaus der Organisator.

Augsburg und Nürnberg vertrauen auf ihr Schutzkonzept

Benedikt Mehltretter sieht solche Entscheidungen mit gemischten Gefühlen. Er verkauft in München Glühwein und kann nicht so recht verstehen, warum zwar der Weihnachtsmarkt abgesagt wird, es gleichzeitig aber, wie er in der Stadt beobachtet, Restaurants erlaubt wird, Glühwein und Bratwurst zum Mitnehmen anzubieten. Mit Absperrungen hätte man doch was möglich machen können, findet Mehltretter. Das sei für die Veranstaltung am Marienplatz technisch nicht umsetzbar, argumentiert die Münchner Stadtverwaltung.

Augsburg und Nürnberg vertrauen dagegen genau auf dieses Schutzkonzept – und wollen die Veranstaltung durchziehen. Auf dem Christkindlesmarkt in der Frankenmetropolelautet die Devise: 2G und Abstand halten. „Es gibt heuer deutlich mehr Platz als früher“, so Nürnbergs Wirtschaftsreferent Michael Fraas.

Andreas Korger, Vorsitzender des Bundesverbands deutscher Festwirte, findet eine rechtzeitige Absage sogar besser als eine Zusage unter Vorbehalt. „Dann habe ich als Händler zwar keine Einnahmen. Aber eben auch keine Kosten“, erläutert der Würzburger der Staatszeitung. Die Lage sei inzwischen nach der zweiten Weihnachtszeit ohne Märkte „desaströs“, klagt Korger. Man lebe vom Ersparten. Und das sei aufgebraucht. Viele Mitglieder dächten an einen Berufswechsel. Ob es im Jahr 2022 überhaupt noch Ausstellende für Weihnachtsmärkte gebe, sei fraglich. Corona hätte dann ein jahrhundertealtes Kulturgut unwiederbringlich zerstört.
(André Paul)

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