Politik

Unkraut sprießt überall. Bayerns Städte bekämpfen es ohne Glyphosat. (Foto: Bilderbox)

19.07.2019

Wildkrautbesen statt Glyphosat

Immer mehr Städte verbannen das Pflanzengift – an ein generelles Verbot aber traut sich der Freistaat nicht ran

Egal ob Augsburg, Bayreuth, Coburg, Erlangen, Fürth, Landshut, München, Nürnberg, Regensburg oder Würzburg – all diese Städte verzichten auf das umstrittene Pestizid Glyphosat bei der Unkrautvernichtung auf ihren Grünflächen. Und befinden sich damit in guter Gesellschaft mit vielen anderen deutschen Städten.

In Nürnberg kommt Glyphosat bereits seit rund 30 Jahren nicht mehr zum Einsatz, wenn es um Unterhaltsarbeiten auf Straßen, Wegen, Plätzen oder in Grünanlagen geht. „Unkraut wird bei uns entweder manuell oder maschinell mit einem Wildkrautbesen entfernt“, sagt Ulrike Goeken-Haidl, Sprecherin des Servicebetriebs Öffentlicher Raum (SÖR) der Stadt Nürnberg.

Während innerorts das Glyphosat also gebannt zu sein scheint, gehen die Städte beim Einsatz des Pflanzengifts auf Flächen, die Kommunen an Landwirte verpachten, noch unterschiedliche Wege. In manchen Städten wie München gibt es ein Verbot. In Regensburg ebenfalls – zumindest in Neuverträgen mit Landwirten. Ähnlich sieht es in Landshut aus. „In den vom Amt für Liegenschaften und Wirtschaft verpachteten landwirtschaftlichen Flächen wird der Einsatz von Glyphosat bei Neuverpachtungen und Vertragsänderungen seit einigen Jahren vertraglich ausgeschlossen“, erklärt Sprecher Johannes Viertlböck. Damit ist die niederbayerische Stadt schon weiter als etwa Bayreuth. Dort liegt derzeit ein entsprechender Verbotsantrag dem Stadtrat vor. Auf von der Stadt Nürnberg verpachteten landwirtschaftlichen Arealen hingegen darf Glyphosat genutzt werden. De facto werde es aber nicht verwendet, das habe eine Recherche des Liegenschaftsamts ergeben, so Goeken-Haidl.

Weil Glyphosat laut einer Untersuchung der Weltgesundheitsbehörde im Verdacht steht, krebserregend zu sein, hat jüngst der Bayerische Gemeindetag den Freistaat aufgefordert, das Pflanzengift generell zu verbieten. „Es ist unverantwortlich, die bayerischen Verbraucher weiterhin einer Art Langzeitstudie über mögliche Gesundheitsgefahren auszusetzen“, wetterte Gemeindetagspräsident Uwe Brandl (CSU). Österreich habe es vorgemacht, Bayern sollte nachziehen, so Brandl.

Sein Wort wurde in der Staatskanzlei offenbar erhört. Denn Bayern will jetzt eine entsprechende Bundesratsinitiative starten, Glyphosat in Deutschland zu verbieten – allerdings nur in Privatgärten. An die von Ex-Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) in den letzten Tagen seiner Amtszeit durchgedrückte Verlängerung der Glyphosat-Zulassung in der EU bis 2022, traut man sich offenbar nicht heran. (Ralph Schweinfurth)

Kommentare (0)

Es sind noch keine Kommentare vorhanden!
Die Frage der Woche

Ist das geplante Demokratiefördergesetz sinnvoll?

Unser Pro und Contra jede Woche neu
Diskutieren Sie mit!

Die Frage der Woche – Archiv
Vergabeplattform
Vergabeplattform

Staatsanzeiger eServices
die Vergabeplattform für öffentliche
Ausschreibungen und Aufträge Ausschreiber Bewerber

Jahresbeilage 2023

Nächster Erscheinungstermin:
29. November 2024

Weitere Infos unter Tel. 089 / 29 01 42 54 /56
oder
per Mail an anzeigen@bsz.de

Download der aktuellen Ausgabe vom 24.11.2023 (PDF, 19 MB)

E-Paper
Unser Bayern

Die kunst- und kulturhistorische Beilage der Bayerischen Staatszeitung

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.