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Das prominenteste Bauensemble von Elias Holl für Augsburg bilden das Rathaus und der Perlachturm. (Foto: Roman Tarasenko)

12.05.2023

Berühmter Stadtbaumeister

Elias Holl prägte mit ästhetischem Gespür und bautechnischem Können bis heute das Bild Augsburgs

Am 19. Oktober 1946 ereignete sich in Augsburg etwas nahezu Sensationelles. Die Stadt lag noch zu großen Teilen in Trümmern – dennoch  öffnete das Schaezler-Palais an diesem Tag seine Pforten für eine Ausstellung zum 300. Todestag des Renaissance-Baumeisters Elias Holl. Damit ehrte die Stadt nicht nur ihren berühmten Sohn, sondern gab gleichzeitig ein markantes Anschubsignal für den Wiederaufbau, für eine Renaissance der Renaissance der Fuggerstadt. Der Katalog zur Ausstellung umfasste damals gerade einmal 23 Seiten. Bei der dritten Präsentation der Stadt zu Holls Werken 1985 in seinem bautechnischen Glanzstück, dem Rathaus, belief sich die Katalogstärke bereits auf knapp 400 Seiten. Und auch danach wurde weitergeforscht, begleitet von durchaus kontroversen Diskussionen. Ab 17. Juni dieses Jahres lädt das Maximilianmuseum zur vierten großen Ausstellung über Elias Holl ein, Anlass ist sein 450. Geburtstag.

Das alles wäre und würde nicht geschehen, wenn der einstige Maurergeselle Holl 1594 seiner ersten Reaktion nachgegeben und ebenso enttäuscht wie verärgert die Stadt verlassen hätte. Was war geschehen? Nach dem Tod seines Vaters Johannes Holl im nämlichen Jahr verwehrte die Augsburger Zunft der Maurer dem ledigen Gesellen die Fortführung der mit seinem Vater begonnenen Bautätigkeiten. Zum Glück für die Stadt und die Kunstgeschichte verliebte sich Elias jedoch rechtzeitig und man erfährt: „Ich setzte alle meine Sinne auf diese holde Jungfrau, wie ich solche zu meiner Ehegattin haben und bekommen möchte“. Er setzte auf sie mit Erfolg, denn die Angebetete, Maria Burckart,  Tochter eines vermögenden Augsburger Kuttelwäschers, führte er bereits im folgenden Jahr zum Traualter.

Doch von Anfang an: Elias Holl, geboren am 28. Februar 1573, wuchs in einer alteingesessenen Augsburger Maurerfamilie auf. Schon sein Ur-großvater war Maurermeister. Elias war der mittlere von drei Söhnen des Johannes Holl, die alle dem Baufach ergeben waren. Ab etwa 1585 ging Elias bei seinem Vater in die Lehre und stand bereits mit 13 Jahren erstmals auf dem Gerüst am Bau des Fuggerschen Schatzgewölbes. Dieser Augenblick hat sich so in sein Gedächtnis eingegraben, dass er ihn später in seiner Hauschronik festhielt: „..und erstlich stund ich, Elias Holl, daß erste mahl an zuem Mauren, war 13 jahr alt…“

Jakob Fugger war ein besonderer Gönner von Johannes Holl, den er mit verschiedenen anspruchsvollen Bauaufträgen versah. Davon profitierte auch sein Lehrling Elias, der dabei zur rein handwerklichen Ausbildung auch Erfahrungen in Materialkunde und Baupraxis sowie praktische Kenntnisse in Mathematik und Geometrie sammeln konnte. Er fiel Jakob Fugger schon damals auf, und so wollte er den 17-jährigen Elias seinem Sohn Georg als Begleiter zu einer Italienreise mitgeben. Zum großen Bedauern von Elias widersprach sein Vater, weil „ich hette etwan nit vil guets gelernet und were verderbt worden“, wie er in seiner Hauschronik vermerkte – „Ich für mein person were mit großen freüden mitgezogen, aber es sollte nit sein.“ Zu diesem Zeitpunkt hatte der Sohn seine Lehre beendet und arbeitete als Geselle weiterhin bei seinem Vater, bis dieser 1594 starb.

Nach seiner Heirat machte sich Elias daran, die Meisterprüfung abzulegen. Ohne diese hätte er gemäß Zunftbestimmung die unvollendeten Bauprojekte seines Vaters nicht zu Ende führen dürfen. Entsprechend der Bestimmung der Augsburger Maurerordnung musste er neben zwei verschiedenen Gewölbekonstruktionen auch eine durch zwei Stockwerke reichende Wendeltreppe konstruieren. Diese Aufgabe bestand er nicht auf Anhieb und musste die „Schnecke“, die spiralförmig ansteigende Wendeltreppe, wiederholen. Pech für den Prüfling, dass gerade zu dieser Zeit die Prüfungsbedingungen verschärft worden waren, um eine Überbesetzung des Bauhandwerks zu re-duzieren. 1596 hat Holl sein Meisterstück „gerissen“ und erhielt das Meisterrecht.

In den kommenden Jahren bis etwa 1600 wurde er zum gefragten Maurermeister für Privatbauten der Augsburger Bürger, wobei insbesondere die Häuser der Patrizier durch Vorgaben für Verzierungen größeren Aufwand erforderten. Einer dieser Kaufleute, Anton Garb, dessen Villa er in der Oberstadt ausgebaut hatte, nahm ihn im November 1600 mit auf eine Reise, und so kam Holl doch noch nach Venedig, von wo er am 31. Ja-nuar 1601 zurückkehrte.  Auch wenn er darüber nur trocken notierte: „…und besache zu Venedig alles wol und wunderliche sachen, soll mir zue meinem bauwerckh ferner wol ersprießlich waren…“, erkennt man an nachfolgenden Bauwerken, dass er bleibende Eindrücke von der „welschen“ Bauweise mitgenommen hatte ... (Reiner Oelwein)

Lesen Sie den vollständigen, reich bebilderten Beitrag in der Ausgabe Mai/Juni 2023 von UNSER BAYERN (Bayerische Staatszeitung Nr. 19 vom 12. Mai 2023)

Abbildung:
Das Porträt (unbekannter Maler) zeigt Elias Holl im Jahr 1613. Zu dieser Zeit war er schon ein berühmter Baumeister in Augsburg. (Foto: Kunstsammlungen und Museen Augsburg)

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