Die LBS Bayern hat 2022 das stärkste Bauspar-Neugeschäft ihrer 93-jährigen Unternehmensgeschichte erzielt. Im vergangenen Jahr wurden neue Bausparverträge mit einer Summe von knapp 9 Milliarden Euro (8,95 Milliarden Euro) abgeschlossen. Dies entspricht einer Steigerung gegenüber dem Vorjahr (4,82 Milliarden Euro) von 86 Prozent – eine Steigerung, die es in dieser Größenordnung noch nie gegeben hat. Auch in den ersten fünf Monaten des laufenden Jahres hat der Bausparboom in Bayern weiter angehalten, denn, so Erwin Bumberger, Vorstandsvorsitzender der LBS Bayern, „die Renaissance des Bausparens ist zurückgekommen“. Von Januar bis Mai hat die LBS Bayern ein Bausparneugeschäft mit einer Summe von rund 3,5 Milliarden Euro erzielt. Damit wurde nahezu das Niveau des vorangegangenen Rekordjahrs erreicht.
Gleichzeitig betonte der LBS Bayern-Chef, „wir brauchen den Neubau“. In diesem Zusammenhang bedauerte Bumberger, dass es keine ernsthafte staatliche Förderung für den Neubau gibt. „Die Menschen wollen bauen. 76 Prozent der Deutschen wünschen sich eine eigene Immobilie.“ Wohnen sei auch nicht substituierbar, denn jeder muss wohnen. Bumberger wünscht sich eine Entlastung der Bauwilligen bei den Zins- und Tilungsleistungen.
Dramatische Zinswende
„Prägend für die Geschäftsentwicklung im vergangenen und laufenden Jahr war die dramatische Zinswende, die die Europäische Zentralbank infolge der hochschießenden Inflation Anfang 2022 vollzogen hat. Diese Entwicklung spiegelt sich ebenso in den Konditionen für Immobilienfinanzierungen wider. Hier haben sich die Zinsen binnen eines Jahres etwa vervierfacht. In diesem Umfeld rückt der Kernnutzen des Bausparens wieder in den Fokus: langfristig sichere und günstige Darlehenszinsen“, sagte Bumberger bei der Jahresbilanzpressekonferenz.
Die durchschnittliche Bausparsumme pro Vertrag hat 2022 mit 81 967 Euro ebenfalls einen Rekordwert erreicht. „Dies zeigt die starke Substanz unseres Bausparneugeschäfts. Denn höhere Bausparsummen sind in der Regel bereits bei Vertragsabschluss mit einer konkreten Baufinanzierungsabsicht verknüpft“, so Bumberger.
Neben privaten Haushalten können auch Kommunen und kommunale Unternehmen von den Vorteilen des Bausparens profitieren. Sie können so für künftige Investitionen vorsorgen oder unmittelbar erforderliche Maßnahmen finanzieren und dabei dank Zinssicherheit bis zur letzten Rate größtmögliche Kalkulationssicherheit erlangen. Kommunale Bausparverträge haben im Geschäftsjahr 2022 bei der LBS Bayern eine Summe von rund 425 Millionen Euro erreicht. Das ist das Fünffache des Vorjahreswerts (84 Millionen Euro).
Auch im Finanzierungsgeschäft spiegelt sich die Zinsentwicklung der vergangenen Monate wider. „Das in 2022 erreichte Finanzierungsneugeschäft profitierte stark von einem sehr guten ersten Halbjahr. Die steigenden Kapitalmarktzinsen und die damit einhergehende zunehmende Zurückhaltung bei Finanzierungsvorhaben sorgten für Bremsspuren beim Neugeschäft im zweiten Halbjahr. Für das Gesamtjahr können wir jedoch mit dem drittbesten Ergebnis der Unternehmensgeschichte auf ein erfreuliches Kreditgeschäft zurückblicken“, sagte Bumberger. In Summe hat die LBS Bayern im vergangenen Jahr Kredite im Volumen von 1,58 Milliarden Euro bewilligt. Das bewilligte Volumen der im aktuellen Zinsumfeld besonders attraktiven Bauspardarlehen hat sich gegenüber dem Vorjahr auf 283 Millionen Euro verdoppelt.
Das Zinsumfeld trägt auch zur Verbesserung der Ertragslage bei. Der Zinsüberschuss hat sich gegenüber dem Vorjahr um 11,2 Millionen Euro auf 129,3 Millionen Euro erhöht. Insgesamt ergibt sich ein Betriebsergebnis vor Risikovorsorge von 63,6 Millionen Euro. Der deutliche Anstieg um 57,2 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr ist laut Gerhard Grebler, stellvertretender Vorstandsvorsitzender, insbesondere auf das verbesserte sonstige Ergebnis zurückzuführen. Unter dem Strich weist die LBS Bayern für 2022 einen Jahresüberschuss von 18 Millionen Euro aus.
Ein wesentliches Geschäftsfeld im Bereich der Baufinanzierung ist die energetische Modernisierung. Die Klimaziele im Gebäudesektor stehen aktuell im Fokus der politischen Debatte. „Viele Menschen sind verunsichert, weil sie nicht wissen, was auf sie zukommt und wie sie ihr Eigenheim auf ein besseres energetisches Level heben können oder müssen. Die LBS will gemeinsam mit den Sparkassen dieser Verunsicherung begegnen und ihre Kund*innen als Lotse bei der energetischen Modernisierung unterstützen und begleiten. Dafür hat die LBS-Gruppe eine Kooperation mit dem Energieberaternetzwerk DEN geschlossen, dem über 850 Energieberater in Deutschland angehören“, berichtete Grebler.
Auch in Bayern wird das Thema energetische Sanierung in den kommenden Jahren an Bedeutung gewinnen. Im Freistaat sind drei Viertel der 6,4 Millionen Wohnungen vor 30 oder mehr Jahren gebaut worden und weitgehend unsaniert. „Der Bausparvertrag ist das ideale Produkt für Eigenheimbesitzer, um rechtzeitig Geld anzusparen und günstige Zinsen für künftige Modernisierungsvorhaben zu sichern. Bausparen eignet sich ganz besonders auch für kleinere Modernisierungskredite“, so Grebler.
Fusion zur LBS Süd
Im Mai 2022 ist die LBS Bayern von ihren Eigentümern beauftragt worden, eine Fusion mit der LBS Südwest anzustreben. „Wir biegen nun auf die Zielgerade zur sogenannten juristischen Fusion ein, mit der die LBS Bayern und die LBS Südwest handels- und steuerrechtlich zur LBS Süd vereinigt werden. Wenn alle Voraussetzungen bis Ende August erfüllt sind – die Zustimmung der BaFin und der EZB –, kann die juristische Fusion rückwirkend zum 1. Januar 2023 vollzogen werden“, sagte Bumberger.
Mit der LBS Süd wird die mit Abstand größte Landesbausparkasse und die zweitgrößte Bausparkasse hinter Schwäbisch Hall in Deutschland entstehen. Gemeinsam kommen die LBS Bayern und die LBS Südwest auf eine aggregierte Bilanzsumme von rund 37 Milliarden Euro. In ihren Büchern befinden sich 3,5 Millionen Bausparverträge über eine Bausparsumme von zusammen rund 147 Milliarden Euro. Die LBS Süd wird nach Bumbergers Worten ihren Sitz in München und Stuttgart haben. Daneben gibt es einen Standort in Mainz mit einer Landesdirektion Rheinland-Pfalz und einen weiteren Standort in Karlsruhe. (Friedrich H. Hettler)
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