Wirtschaft

So ein Werk wie in Frankfurt am Main, in dem ICE-Züge repariert und gewartet werden, soll auch in Nürnberg entstehen. (Foto: dpa/Boris Roessler)

09.10.2020

Die Bahn will in Nürnberg täglich 25 ICE warten

Die Frankenmetropole hat als Eisenbahn-Standort Tradition: Diese will die Deutsche Bahn erhalten und stärkt den Knotenpunkt mit einem neuen ICE-Werk für 400 Millionen Euro

Die Deutsche Bahn baut für 400 Millionen Euro ein neues ICE-Instandhaltungswerk in Nürnberg. In dem neuen Werk sollen ab 2028 bis zu 25 Züge täglich gewartet und instand gesetzt werden können. Mittelpunkt des Werks soll eine 450 Meter lange Wartungshalle mit sechs Gleisen sein. Für das Werk, das künftig 450 Bahn-Technikern Arbeit geben soll, sei ein Raumordnungsverfahren gestartet worden, teilte die Deutsche Bahn (DB) am Montag in Nürnberg mit.

Laut DB-Infrastrukturvorstand Ronald Pofalla können sich die örtlichen Unternehmen an den Ausschreibungen für den Bau des Werks beteiligen. „Damit stärken wir die Wirtschaftskraft der gesamten Region“, so Pofalla.

Fernverkehrsflotte für 8,5 Milliarden Euro ausbauen

Das Werk soll komplett klimaneutral arbeiten. „Die Deutsche Bahn ist unser Top-Akteur für Klimaschutz und zukunftsfeste Jobs“, sagte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) in Nürnberg. Die Bundesregierung investiere in den Ausbau der Schiene so viel wie nie zuvor. Von 2022 an werde die Bundesregierung erstmals mehr Geld für die Instandsetzung der Schienen ausgeben als für die der Straßen.

Die Deutsche Bahn werde für den Ausbau ihrer Fernverkehrsflotte bis 2026 rund 8,5 Milliarden Euro investieren, kündigte der für Fernverkehr zuständige Bahn-Vorstand Berthold Huber an. Unter anderem sollen 167 neue ICE-Züge angeschafft werden.

Favorisiert werde ein Standort nahe der ICE-Gleise im Nürnberger Stadtteil Fischbach. Dort müssten bis zu 40 Hektar Wald gerodet werden. Die bayerische Staatsregierung will als Ausgleich der Bahn 300 Hektar Wirtschaftswald zur Verfügung stellen, die dann zu Naturwald umgewidmet werden könnten, so Bayerns Verkehrsministerin Kerstin Schreyer (CSU).

Zentraler Schienenknotenpunkt

„Ich freue mich, dass die Deutsche Bahn in den Standort Nürnberg investiert und 450 neue Arbeitsplätze geschaffen werden“, betonte Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König (CSU). Die Frankenmetropole festige sich mit diesem vierten DB-Werk als wichtiger Bahn-Standort und zentraler Schienenknotenpunkt. „Wir leisten damit einen entscheidenden Beitrag zur Verkehrswende“, so König. „Die Stadt Nürnberg wird eng mit der Bahn während des Planungsprozesses zusammenarbeiten und dabei immer wieder auch die Interessen der Nürnbergerinnen und Nürnberger ins Zentrum rücken“, unterstrich der Oberbürgermeister.

„Eine Planung an einem Standort mit großen Waldverlusten im südlichen Nürnberger Reichswald sieht der Bund Naturschutz äußerst kritisch, da hier schon mit dem unnötigen Ausbau des Autobahnkreuzes Nürnberg Ost über 150 000 Quadratmeter Wald zerstört wurden und weitere Eingriffe durch Stromleitungsplanungen drohen“, sagt Richard Mergner, Bayerns Landesvorsitzender des Bund Naturschutz, der Staatszeitung. Er betont, dass sich der Bund Naturschutz für Klimaschutz und Mobiliätswende einsetzt. Dafür brauche es keine neuen Autobahnen, weniger Autos und Lkws und erheblich mehr öffentlichen Verkehr mit Bussen und Bahnen. „Der Bedarf für ein zusätzliches ICE-Werk wird daher nicht infrage gestellt“, so Mergner. Die entscheidende Frage für den Bund Naturschutz sei, ob dafür ein umweltverträglicher Standort in Süddeutschland gefunden werden kann. „Dies muss in einem umfänglichen Raumordnungsverfahren mit Alternativenprüfung in ganz Süddeutschland geklärt werden“, fordert der Landesvorsitzende.

5000 Eisenbahner arbeiten in Nürnberg

Nürnberg gilt als traditionsreicher Eisenbahn-Standort. 1835 begab sich von hier aus der legendäre „Adler“ auf die erste offizielle Eisenbahnfahrt Deutschlands in die Nachbarstadt Fürth. Schon derzeit arbeiten in Nürnberg rund 5000 Eisenbahner in DB-Werken, unter anderem an der Instandhaltung von Zügen. Nürnberg sei auch ein wichtiger Fernverkehrs-Knotenpunkt im Süden Deutschlands mit Schnellfahrstrecken etwa nach Berlin, München, Frankfurt und Wien.
(Ralph Schweinfurth)

Kommentare (1)

  1. Nermbercher am 12.10.2020
    Warum die DB hierzu wieder auf die grüne Wiese bauen will stösst auf wenig Verständnis, vor allen Dingen, da das Gelände Brunecker Straße seit Jahrzehnten brach liegt und die DB sich jeglicher Entwicklung bisher verweigerte.

    Es ist zu vermuten, dass die Kosten für vorhandene Altlasten gescheut werden, lieber wir mal wieder ein Stück Wald abgeholzt. Die sollten erstmal ihre ungenutzen vorhanden Grundstücke überprüfen, ob da nicht ein geeigneter Standort dabei ist, Altlasgten hin oder her.
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