Wirtschaft

Militärische Ausrüstung steht im Mittelpunkt der Fachmesse Enforce Tac in Nürnberg. (Fotos: NürnbegMesse)

31.01.2025

"Ein Beitrag zur Stärkung der Resilienz in Europa"

Thomas Preutenborbeck, Bereichsleiter Eigen- und Partnerveranstaltungen bei der NürnbergMesse, über Zeitenwende, innere und äußere Sicherheit sowie die Fachmesse Enforce Tac

In Zeiten großer geopolitischer Unsicherheiten ist es wichtig, dass die Länder Europas gemeinsam Lösungen entwickeln und ihre Verteidigungsfähigkeiten stärken. Auf der Enforce Tac werden nicht nur technologische Innovationen vorgestellt, sondern auch politische und strategische Fragen diskutiert. 

BSZ: Herr Preutenborbeck, nicht nur aus Aussagen von Scharfmachern aus dem Kreml-Umfeld lässt sich erahnen, dass Russland die EU militärisch attackieren könnte. Auch Geheimdienste sollen Informationen über einen möglichen Angriff in ein paar Jahren haben. Brüssel fordert daher höhere Verteidigungsausgaben. Welche Rolle spielt vor diesem Szenario die Enforce Tac, die Fachmesse für innere und äußere Sicherheit, die vom 24. bis 26. Februar 2025 in Nürnberg stattfinden wird?
Thomas Preutenborbeck: Die Enforce Tac bietet bereits seit 15 Jahren als Fachmesse eine Plattform, die den Austausch und die Zusammenarbeit zwischen Akteuren aus den Bereichen der inneren und äußeren Sicherheit fördert. Gerade in Zeiten großer geopolitischer Unsicherheiten ist es wichtig, dass die Länder Europas gemeinsam Lösungen entwickeln und ihre Verteidigungsfähigkeiten stärken. Auf der Enforce Tac werden nicht nur technologische Innovationen vorgestellt, sondern auch politische und strategische Fragen diskutiert. Unser Ziel als Messeveranstalter ist es, durch den Dialog und die Präsentation neuer Ideen und Konzepte einen Beitrag zur Sicherheit Deutschlands und Europas zu leisten.

BSZ: Welche namhaften Aussteller der deutschen Rüstungsindustrie erwarten Sie?
Preutenborbeck: Wir freuen uns, führende Unternehmen der deutschen Sicherheits- und Verteidigungsbranche als Aussteller auf der Enforce Tac begrüßen zu können. Unternehmen wie Diehl Defence, MBDA, Hensoldt, und Rheinmetall stehen stellvertretend für die Innovationskraft und Expertise dieser Branche. Mit ihrer Messepräsenz unterstreichen sie neben vielen anderen Ausstellern nicht nur die ganze Bandbreite, sondern auch die große Bedeutung der Enforce Tac 2025 als zentraler Treffpunkt der Sicherheits- und Verteidigungsbranche. Aber es sind nicht nur die großen Namen, sondern vor allem auch die kleineren mittelständischen Unternehmen, die innovative Produkte präsentieren. So stellt MAK aus Schwebheim eine breite Palette an Zielfernrohren und Leuchtpunktzielgeräten aus. Das Unternehmen steht für feinmechanische Präzision und hochwertige Metallverarbeitung – ein echtes Highlight für Besucher, die sich für diese Technik interessieren. Neuartige Rucksäcke und Ausrüstung kommt von TASMANIAN TIGER aus Dasing bei München, die besonders nachhaltig fertigen.

BSZ: Wird auch schweres militärisches Gerät wie etwa Marschflugkörper, Panzer oder Patriot-Abwehrsysteme ausgestellt?
Preutenborbeck: Als Fachmesse für innere und äußere Sicherheit liegt der Fokus der Enforce Tac auf Innovation und Hochtechnologie, die insbesondere auch bei schwerem militärischem Gerät eine wichtige Rolle spielen. Die Enforce Tac bietet die geeignete Plattform, um sich über diese komplexen Systeme auszutauschen, sich weiterzubilden und neue Entwicklungen zu diskutieren. Von Sensorik und Steuerungssystemen bis hin zu modernsten Materialien – die technologische Weiterentwicklung ist auch bei schwerem Gerät ein entscheidender Faktor. Mit unseren Fachforen, Symposien und hochkarätigen Ausstellern schaffen wir die Grundlage, um fachlichen Austausch zu fördern und Synergien zwischen Polizei, Behörden und Streitkräften zu ermöglichen.

BSZ: Sind Proteste gegen diese Messe zu erwarten?
Preutenborbeck: Die Themen, die auf der Enforce Tac behandelt werden, bewegen sich naturgemäß in einem gesellschaftlich sensiblen Bereich. Wir respektieren das Recht auf Meinungsfreiheit und setzen deshalb auf einen sachlichen und transparenten Dialog. Trotz vermeintlich unterschiedlicher Auffassungen: Als Messeveranstalter ist es immer unser Ziel, Plattformen für Lösungen und Diskussionen zu bieten. Und das gilt für alle Branchen und Akteure gleichermaßen.

BSZ: Muss diese Messe speziell geschützt werden?
Preutenborbeck: Die Sicherheit unserer Aussteller, Besucher und unserer eigenen Mitarbeitenden hat höchste Priorität. Daher arbeiten wir eng mit den zuständigen Behörden zusammen und setzen auf ein umfassendes Sicherheitskonzept. Das entspricht den üblichen Standards für Veranstaltungen dieser Art und Größe, insbesondere dann, wenn sicherheitsrelevante Themen im Fokus stehen.

BSZ: Wie fühlt es sich für Sie persönlich an, vor dem Hintergrund der sogenannten Zeitenwende eine Verteidigungsmesse zu organisieren?
Preutenborbeck: Vor Putins Überfall auf die Ukraine war ja alles mehr oder minder friedlich in Europa. Die aktuelle weltpolitische Lage mit ihren unterschiedlichen Herausforderungen hat uns gezeigt, wie verletzlich Sicherheit und Frieden sein können. Die Organisation der Enforce Tac ist für uns daher mehr als nur eine Messe – sie ist auch ein Beitrag zur Stärkung der Resilienz in Europa. Als Deutschlands führende Veranstaltung in diesem Bereich bringen wir die relevanten Akteure und Meinungsführer in einem geschützten Rahmen zusammen, um gemeinsam über die besten Lösungen für die Zukunft nachzudenken – ein solches Format ist in heutiger Zeit wichtiger denn je.

BSZ: Welche militärischen Entwicklungen beeindrucken Sie?
Preutenborbeck: Technologische Innovationen in der Verteidigungsindustrie sind entscheidend für die Sicherheit Europas. Quasi direkt vor unserer Haustür fertigt Diehl Defense das hoch innovative Luftverteidigungssystem IRIS-T. Ein anderes gutes Beispiel ist der Hochenergie-Laser von MBDA Deutschland aus dem oberbayerischen Schrobenhausen, der zeigt, wie weit Deutschland bei der Entwicklung zukunftsweisender Technologien inzwischen ist. Ich habe mir dieses Produkt vor einigen Monaten selbst angesehen. Es war beeindruckend, mit welcher Präzision und Effizienz diese Technologie funktioniert – ein Meilenstein der modernen Verteidigung „made in Germany“. Der Laser ist nicht nur ein Beispiel für german engineering, sondern auch ein Beispiel dafür, wie technologische Innovation zur Sicherheit in Europa beiträgt. Ebenso faszinierend ist die Arbeit von ACS Armoured Car Systems aus dem schwäbischen Derching. Ihr Fokus liegt auf sondergeschützten Fahrzeugen, die modernste Technik und robuste Konstruktion für Einsätze in Krisengebieten herstellen.

BSZ: Welche Rolle spielt die Zusammenarbeit mit internationalen Partnern auf der Enforce Tac?
Preutenborbeck: Internationalität wird nicht nur auf den Veranstaltungen der NürnbergMesse großgeschrieben, sondern auch auf der Enforce Tac, denn Sicherheit endet nicht an Landesgrenzen. Die Messe bietet eine Plattform für internationale Delegationen, Experten und Unternehmen, um gemeinsam an Lösungen zu arbeiten. Formate wie der German Nordic Defence Dialogue verdeutlichen, wie stark wir auf Kooperation setzen, um Synergien zwischen verschiedenen Ländern und Branchen zu schaffen. Wir wollen ein internationales Netzwerk fördern, das einen nachhaltigen Beitrag zur Sicherheit in Deutschland und Europa leistet.

BSZ: Welche langfristigen Ziele verfolgen Sie mit der Enforce Tac?
Preutenborbeck: Wir wollen die Zusammenarbeit zwischen Polizei- und Verteidigungskräften weiter stärken und dabei den Fokus gleichzeitig auf zukunftsweisende Themen wie hybride Kriegsführung und Resilienz legen. Neue Formate wie zum Beispiel das Ammo Symposium oder die Enforce Tac Stage sollen helfen, noch intensivere Diskussions- und Vernetzungsmöglichkeiten für unsere Kunden zu bieten. Unser Ziel ist es, die Enforce Tac entlang den aktuellen Sicherheitsbedürfnissen in Deutschland und Europa kontinuierlich weiterzuentwickeln.
(Interview: Ralph Schweinfurth)

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