Wirtschaft

Der Ausbau von Photovoltaikanlagen steht bei den bayerischen Bezirken ganz oben auf der Agenda. Auf dem Verwaltungsgebäude des Bezirks Unterfranken produziert eine Photovoltaikanlage seit einigen Jahren Strom. Demnächst soll sogar eine weitere Anlage dazukommen. (Foto: Florian Hiller)

22.04.2022

"Es gibt noch viel Einsparpotenzial"

Franz Löffler (CSU), Präsident des Bayerischen Bezirketags, über Klimaschutz bei den Bezirken

Die bayerischen Bezirke verfügen über mehrere Hundert Gebäude. Sie alle energetisch zu optimieren war schon immer Anspruch der Bezirke. Jetzt kommt noch die Ausstattung der Bauten mit Photovoltaikanlagen hinzu, um selbst Strom zu erzeugen.

BSZ: Herr Löffler, wie sehen die Ausbaupläne der bayerischen Bezirke bei den erneuerbaren Energien aus?
Franz Löffler: Photovoltaik und die Erzeugung von Strom aus regenerativen Energien sind ein wichtiges Thema der kommenden Jahre. Die momentanen Energiepreise zeigen dies nur allzu gut. Die Bezirke planen deshalb allesamt den Ausbau von Photovoltaikanlagen sowie weiterer Klimaschutzmaßnahmen – sowohl bei Bestandsgebäuden als auch bei Neubauten. Dass es mittlerweile in fast allen Bezirken einen Klimaschutzmanager beziehungsweise -managerin gibt, zeigt, wie ernst die Bezirke dieses Thema nehmen. Das ist nicht nur ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz, sondern dahinter stecken auch enorme Einsparpotenziale, vor allem vor dem Hintergrund von stetig steigenden Energiekosten.

BSZ: Wie sieht es mit Energieverbrauchsanalysen und Optimierungsmaßnahmen aus? Was wurde hier bereits umgesetzt und welche Energieeinsparpotenziale konnten dadurch realisiert werden? Was soll noch kommen?
Löffler: Die Bezirke sind an diesen Themen dran. Entweder wurden schon Konzepte für kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen erstellt oder sie stecken gerade mitten in den Analysen. Was konkret eingespart wurde, lässt sich natürlich nicht so einfach beziffern. Klar ist: Mit jedem energieeffizienten Neubau, jeder Umbaumaßnahme mit besserer Dämmung und neuen Fenstern, der Errichtung von Photovoltaikanlagen oder neuen Heizanlagen werden sowohl CO2 als auch Energiekosten gespart. Hier ist in den vergangenen Jahren schon vieles passiert. Vor allem in den kommenden Jahren werden sich die Bezirke hier aber noch einmal verstärkt auf den Weg machen. Denn durch Energiemanagementsysteme, energieeffiziente Beleuchtungssysteme oder die Modernisierung von Raumlufttechniken gibt es noch viel Einsparpotenzial. Das zu realisieren kostet allerdings auch Zeit und Geld.

BSZ: Wie viele Gebäude besitzen beziehungsweise bewirtschaften die bayerischen Bezirke?
Löffler: Unter Einbeziehung der Gesundheitseinrichtungen der Bezirke, sprechen wir hier sicherlich von mehreren Hundert Gebäuden – vom Neubau bis zu denkmalgeschützten Bauten ist da alles mit dabei. Auch die Nutzung der Gebäude ist sehr unterschiedlich. Das reicht vom Verwaltungsgebäude über Krankenhäuser bis hin zu Schulen, Kultur- und Tagungszentren oder Museumsgebäuden.

BSZ: Wie viele davon haben bereits eine PV-Anlage zur Eigenstromnutzung auf dem Dach?
Löffler: Auch hier lässt sich schwer eine feste Zahl nennen, weil natürlich vieles im Fluss ist. Die Bezirke haben aber in den vergangenen Jahren den Ausbau von Photovoltaikanlagen vorangetrieben. Und das wird auch weiterhin der Fall sein. Dort, wo es möglich ist, werden die Bezirke Photovoltaikanlagen in Betrieb nehmen. Man muss aber auch ehrlich sagen, dass gerade bei denkmalgeschützten Gebäuden die Errichtung einer Photovoltaikanlage oftmals nicht so einfach umzusetzen ist. Und die Zahl der denkmalgeschützten Gebäude in bezirklicher Hand ist nicht unerheblich. Denken Sie nur an die ehemaligen Klosteranlagen in Irsee und Seeon oder die Freilichtmuseen der Bezirke. Aber auch viele Verwaltungs- und Klinikgebäude stehen unter Denkmalschutz. Das ist tatsächlich eine große Herausforderung.

BSZ: Wird der dort erzeugte Strom auch ins allgemeine Netz eingespeist und die Bezirke erhalten dafür eine Vergütung?
Löffler: Das wird ganz unterschiedlich gehandhabt. Einige Bezirke nutzen den erzeugten Strom überwiegend selbst, andere speisen den Strom zu 100 Prozent ins Netz ein. Und in Unterfranken gibt es sogar eine „Bürger-Photovoltaikanlage“. Hier wurden Dachflächen zur Errichtung einer öffentlichen Photovoltaikanlage verpachtet.

BSZ: Kommen auch Luftwärmepumpen, Solarthermieanlagen, oberflächennahe Geothermieanlagen, also Erdwärmesonden, oder Biomasseheizanlagen zum Einsatz?
Löffler: Definitiv. Hier ist die Bandbreite bei den Bezirken tatsächlich sehr groß. Das reicht von Hackschnitzelheizungen und Biomasseheizanlagen sowie der Nutzung von Solar- und Geothermie über Blockheizkraftwerke und verschiedene Arten von Wärmepumpen. Am Ende muss immer im Einzelfall entschieden werden, welchen Bedarf es gibt und wie dieser mit den möglichen Ressourcen vor Ort am besten und energieeffizientesten gedeckt werden kann. Die Bezirke versuchen hier auch immer, neue und vor allem in die Zukunft gerichtete Wege zu gehen.

BSZ: Wäre das Betreiben von Windkraftanlagen auch eine Option für die Bezirke?
Löffler: Tatsächlich wird diese Frage aktuell in keinem Bezirk gestellt. Es werden derzeit genug andere Alternativen verfolgt, die vermutlich etwas einfacher zu realisieren sind.

BSZ: Stichwort Gebäudedämmung: Was wurde in den letzten Jahren im Rahmen energetischer Sanierungen bei den Bezirken realisiert, was soll noch in Angriff genommen werden?
Löffler: Zwei wichtige Maßnahmen bei Sanierungen zur Optimierung des Wärmeschutzes sind eine bessere Dämmung sowie neue Fenster. Sanierungsmaßnahmen werden in allen Bezirken immer nach dem neuesten Stand der Technik durchgeführt. Klimaschutz geht uns alle an – jede und jeden Einzelnen. Allerdings haben wir als öffentliche Verwaltung auch einen gewissen Vorbildcharakter. Deshalb werden die Bezirke sicherlich auch in Zukunft darauf achten, die aktuell geltenden Standards zu berücksichtigen.
(Interview: Ralph Schweinfurth)

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