Wirtschaft

In Irsching bei Ingolstadt gibt es schon seit Langem ein Gaskraftwerk. Jetzt sollen in Süddeutschland mehr hinzukommen. (Foto: Uniper SE)

05.02.2024

Henne-Ei-Problem gelöst

Habeck: Einigung auf Kraftwerksstrategie wichtiger Baustein

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat die Einigung der Bundesregierung auf eine Kraftwerkstrategie als wichtigen Baustein auf dem Weg zum klimaneutralen Stromsystem bezeichnet. Der Grünen-Politiker sagte am Montag der Deutschen Presse-Agentur: "Wir setzen die Rahmenbedingungen für den Um- und Zubau klimaneutraler Kraftwerke, während fossile Kraftwerke zunehmend aus dem Markt gehen. Damit machen wir unser Stromsystem fit für die Zeit der Erneuerbaren und sichern den vorgezogenen Kohleausstieg ab."

Habeck sagte: "Wir lösen mit unseren Entscheidungen auch das klassische Henne-Ei-Problem: Für ein klimaneutrales Stromsystem braucht es Wasserstoff, Leitungen und wasserstofffähige Kraftwerke - aber wer fängt damit an?" Deshalb bringe man die Dinge gleichzeitig auf den Weg: Man baue ein Wasserstoffkernnetz, rege den Bau wasserstofffähiger Kraftwerke an und gebe Planungssicherheit.

Die Ampel-Koalition hatte sich darauf verständigt, den Kohleausstieg "idealerweise" auf 2030 vorzuziehen, um den Ausstoß klimaschädlichen Kohlendioxids zu verhindern. Bislang ist ein um acht Jahre vorgezogener Ausstieg aber nur im Rheinischen Revier beschlossen. In den Revieren in Ostdeutschland ist er umstritten. Neue Gaskraftwerke sollen vor allem Kohlekraftwerke ersetzen. Sie sollen zunächst mit Erdgas, dann aber zunehmend mit klimafreundlichem Wasserstoff betrieben werden. Die Kraftwerke kommen zum Einsatz, wenn nicht genügend Wind weht oder Sonne scheint.

RWE will wasserstofffähige Gaskraftwerke bauen

Der Energiekonzern RWE het sein Interesse am Bau wasserstofffähiger Gaskraftwerke bekräftigt. "RWE plant, sich an den Ausschreibungen zu beteiligen", erklärte das Unternehmen am Montag.

Die kurzfristig vorgesehenen Ausschreibungen für Kraftwerke mit insgesamt zehn Gigawatt seien die richtige Überbrückung, erklärte ein Sprecher. Wichtig seien jedoch die Details und dass die Ausschreibungen so schnell wie möglich erfolgten. RWE will nach früheren Angaben bis 2030 in Deutschland vor allem an eigenen Kohlekraftwerksstandorten mindestens drei Gigawatt Kapazität errichten.
Die geplante Beschleunigung der Planungs- und Genehmigungsverfahren für diese neuen Kraftwerke sei mit Blick auf den engen Zeitplan zu begrüßen, sagte der Sprecher. "Ebenso der weitgehende Verzicht auf die teuren Sprinter- und Hybrid-Kraftwerke sowie eine teure Vorfestlegung auf die exakte Wasserstoffumstellung."

Mit Sprinter-Kraftwerken sind in diesem Zusammenhang neue Kraftwerke gemeint, die von Anfang an mit erneuerbarem Wasserstoff betrieben werden können. Bei Hybrid-Kraftwerken werden Wind- und Solarstrom-Anlagen mit einem Elektrolyseur und einem Wasserstoffspeicher kombiniert.

Der Energiekonzern Steag sprach anlässlich der Eckpunkte von einem wichtigen Schritt. Allerdings stehe die beihilferechtliche Absprache mit der EU ebenso aus wie eine Konsultation einer breiteren Öffentlichkeit. Infolgedessen fehle es an einem konkreten Zeitplan und Details der geplanten Ausschreibungen. "In Summe ist es also noch zu früh, um ein abschließendes Urteil zu fällen." Die Steag-Tochter Iqony will ihre Kraftwerksstandorte für den Neubau wasserstofffähiger Gaskraftwerke nutzen. Nach früheren Angaben kann das Unternehmen "relativ schnell" an drei Standorten neue Kapazitäten mit einer Leistung von insgesamt rund zwei Gigawatt realisieren.

Bestenfalls ein erster Schritt

Gerald Linke, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches (DVGW) betont: "Zukünftig werden wir jedoch weitere H2-ready Gaskraftwerke benötigen, als heute beschlossen wurde. Andernfalls wären der Ausstieg aus der Kohleverstromung sowie die Versorgungsicherheit gefährdet. Daher ist die heutige Einigung bestenfalls ein erster Schritt. Die im Vergleich zu den im Sommer 2023 reduzierten Kapazitäten müssen zum nächstmöglichen Zeitpunkt ausgeschrieben werden."

Die in der Einigung geplanten Kraftwerke sollen laut Linke an systemdienlichen Standorten stehen. "Die Strategie sollte jedoch breiter angelegt sein, denn die in der Bundesrepublik bestehenden Gaskraftwerke und KWK-Anlagen, die es auf Wasserstoff umzurüsten gilt, verteilen sich dezentral über ganz Deutschland entlang der Gasfernleitungs- und verteilnetze. Viele dieser Kraftwerke und KWK-Anlagen müssen wir „H2-ready“ machen und in der Strategie berücksichtigen, damit sie ihren Beitrag zur Versorgungssicherheit auch zukünftig leisten können. Neben der Stromerzeugung ist auch die Versorgung von Wärmenetzen mittels Wasserstoff-Gaskraftwerken und -KWK-Anlagen zentral“, sagt der DVGW-Vorstandschef.
(rs, dpa

 

 

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