Wirtschaft

Messechef Peter Ottmann (links) und Finanzchef Dirk Blum freuen sich auf ein erfolgreiches Messejahr 2024. (Foto: NürnbergMesse/Ralf Rödel)

17.07.2024

Im Jubiläumsjahr auf dem Weg zum Umsatzrekord

Die Nürnberger Messegesellschaft feiert ihren 50. Geburtstag und startet nach der verlustreichen Corona-Periode wieder durch

Für dieses Jahr erwartet die NürnbergMesse den bisher höchsten Umsatz in ihrer 50-jährigen Unternehmensgeschichte. Angesichts der in 2024 angepeilten über 350 Millionen Euro Umsatz rechnet Messechef Peter Ottmann auch mit einem zweistelligen Millionengewinn. „Das sorgt für über 2 Milliarden Euro Umsatz in der Metropolregion Nürnberg“, betont Ottmann bei der Bilanzpressekonferenz.

Doch nicht nur diese Zahl verrät, wie wichtig die NürnbergMesse, die in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen feiert, ist. „Weltweit gibt es 1500 Städte mit 500 000 Einwohnern. Nürnberg ist eine davon. Aber nur Nrnberg hat es geschafft, in die Top Ten der wichtigsten Messeplätze weltweit aufzusteigen. Das ist eine einzigartige Erfolgsgeschichte“, unterstreicht der Messechef.
Dass dies möglich wurde, liegt laut Ottmann nicht nur am Messeteam, sondern auch am Umfeld. Hotellerie und Gastronomie, Weltoffenheit und engagierte Sicherheits- und Genehmigungsbehörden machen diesen Erfolg möglich. „Die Metropolregion Nürnberg verfügt über ein Bruttoinlandsprodukt von rund 165 Milliarden Euro. Die Messe steuert zwar nur ein Prozent dazu bei, aber wir sind für 50 Prozent der Hotelübernachtungen verantwortlich. Und diese laufen nicht zu Tourikonditionen“, erläutert Ottmann.

Auch sorge die Messe mit ihren Gästen und Ausstellenden aus 180 Nationen für „einen Showcase deutscher Ingenieurskunst“. Denn Ottmann hofft auf den Bau der geplanten Schwebebahn vom Campus der neuen Technischen Universität Nürnberg (UTN) über das Messegelände bis zum Südklinikum.

Messegeschäft hat sich schneller erholt als gedacht

Das vergangene Geschäftsjahr schloss die Messegesellschaft den Angaben zufolge mit einem Umsatz von 265 Millionen Euro ab – der bislang zweithöchste Umsatz in einem ungeraden Jahr. Da viele Messen in zweijährigem Turnus stattfinden, sind die ungeraden Jahreszahlen traditionell die umsatzschwächeren. Auch das Niveau des Vor-Corona-Jahres 2019 sei damit fast erreicht (285 Millionen Euro). Das Messegeschäft habe sich nach der Pandemie viel schneller erholt als gedacht und wachse erfreulich, teilte Unternehmenschef Peter Ottmann mit. Unter dem Strich stand 2023 ein Verlust von rund einer Million Euro.

Für das laufende Jahr stehen insgesamt 137 Veranstaltungen im Messekalender, darunter 68 in Nürnberg. Nach der erfolgreichen Akquisition des Messeveranstalters trendfairs 2023 gehören in diesem Jahr auch fünf hochwertige Spezialmessen in den Bereichen Küche, Inneneinrichtung und Technik in Deutschland, Österreich und der Schweiz erstmals zum Veranstaltungsportfolio. Unter den neuen Formaten sticht insbesondere der erste „NürnbergMesse Christkindlesmarkt“ in Indien hervor. Dieser findet vom 30. November bis 1. Dezember 2024 in der IT-Metropole Bengaluru statt und wird organisiert von der Tochtergesellschaft NürnbergMesse India gemeinsam mit dem Deutschen Konsulat und „Invest in Bavaria“. „Dann kann man bei 30 Grad Lebkuchen essen und Glühwein trinken“, meinte Ottmann launig.

Um das in Teilen seit dem Gründungsjahr 1974 bestehende Messegelände fit für die Zukunft zu machen, investiert die NürnbergMesse in eine moderne und nachhaltige Infrastruktur – allein im Jubiläumsjahr über 50 Millionen Euro. „Allein in unseren Messehallen haben wir 21 Kilometer Leuchtstoffröhren gegen stromsparende LED-Leuchten ausgetauscht“, so Messechef Ottmann.

Energetische Sanierung und Modernisierung

Neben den Hallen zählen dazu auch die energetische Sanierung und Modernisierung des Mitarbeitergebäudes „NXT74“ am Eingang NCC Mitte. Dort entstehen bis Ende 2025 neue Arbeitswelten und Büros für die Belegschaft. Ein wesentlicher Pfeiler der Nachhaltigkeitsinitiativen der NürnbergMesse ist die CO2-neutrale Energieversorgung bis 2028.

Bis Mitte 2025 wird ein erster Teilabschnitt der hybriden Energieversorgung abgeschlossen sein. Mit rund 21 000 Photovoltaikmodulen auf sieben Hallen und einem Parkhaus wird die Messegesellschaft dann mit circa 9 Millionen Kilowattstunden grünem Solarstrom jährlich versorgt, was dem Verbrauch einer Kleinstadt mit rund 7000 Einwohnenden entspricht. Aktuell erzeugen die ersten Dachanlagen bereits bis zu 30 Prozent des benötigten Strombedarfs selbst.

Neben der PV-Anlage mit Batteriespeichern wird die NürnbergMesse auch in andere Techniken investieren, so zum Beispiel in einen neuen Elektrokessel. Ebenso wird bis Ende 2026 die Zahl der E-Ladepunkte auf dem Gelände von derzeit rund 40 auf 200 erhöht werden. „Wir haben auch geothermische Möglichkeiten prüfen lassen, aber der Untergrund unter dem Messegelände ist dafür eher ungeeignet“, sagt Finanzchef Dirk Blum am Rande der Bilanzpressekonferenz der Staatszeitung. Gerne würde er – ähnlich wie in München auf dem dortigen ehemaligen Müllberg – auch ein Windrad auf dem nahe gelegenen Silberbuck aufstellen, um die Messe mit Ökostrom zu versorgen. Doch die Windgeschwindigkeiten sind zu gering. Außerdem dürfte die Bevölkerung gegen so ein Projekt Sturm laufen.

Die NürnbergMesse wird weiter in die Digitalisierung ihrer Produkte und Services investieren. Der Anteil der Servicedienstleistungen am Umsatz nimmt stetig zu: Mit über 70 Millionen Euro machte er 2023 gut ein Drittel des Gesamtumsatzes in der GmbH aus. Diesen Anteil will die Messegesellschaft durch den Ausbau ihrer Shop-Landschaft im Rahmen von E-Commerce und die weitere Digitalisierung ihres Angebots kontinuierlich steigern. Gleichzeitig gilt es, die Relevanz von Daten zu stärken, weshalb die NürnbergMesse in den kommenden Jahren auch kräftig in ihre IT-Systeme und den Ausbau von künstlicher Intelligenz (KI) investieren wird.

Das von der Stadt Nürnberg und dem Freistaat Bayern getragene Unternehmen hatte zuletzt rund 1110 Beschäftigte. Im Sinne einer guten Work-Life-Balance arbeiten etwa 20 Prozent im Homeoffice. Außerdem können die Beschäftigten auch bis zu vier Wochen im Jahr irgendwo auf der Welt für die NürnbergMesse arbeiten. Mit dieser Workation-Möglichkeit steigert die Messe ihre Attraktivität als Arbeitgeber.
(Ralph Schweinfurth)

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