Wirtschaft

Kaum zu glauben: Das kleine grünen Kästchen der Firma Loxone steuert die gesamte Technik – programmiert von Amanda Reiter. (Foto: Schwenger)

06.11.2015

Kein Gas, kein Heizöl, kein Holz und kein Atomstrom

Lenggrieser Investorin versorgt sich im Punkt Energie fast völlig autark

Den Postlern, die hier seit einem Jahr im Lenggrieser Zustellstützpunkt die Post für die Gemeinde abholen, ist es egal, in welchem innovativen Gebäude sie sich befinden – zack, zack muss es gehen, denn zirka 2,5 Millionen Briefe und Pakete durchlaufen den Poststützpunkt im Jahr. Aber ihre Vermieterin Amanda Reiter freut sich jeden Tag über ihre Immobilie, weil sie fast völlig energieautark ist und sich selbst mit Strom und Heizenergie aus regenerativen Quellen versorgt.

„Läuft alles glatt, brauche ich kein Gas, kein Heizöl, kein Holz und keinen Atomstrom. Nur im Notbetrieb wäre ich auf Heizöl für mein Blockheizkraftwerk angewiesen“, versicherte sie im Gespräch mit der Staatszeitung und erklärt: Öl sei ja bekanntermaßen knapp, Holz sollte man lieber als Baustoff verwenden und nicht verbrennen – dafür sei es einfach zu schade, und Gas sei eine unsichere Energieform, was der russisch-ukrainische Gaskrieg bestens zeige.

Stromüberschuss geht ins öffentliche Netz


Mit dem nötigen Strom versorgt sich die gebürtige Lenggrieserin über eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 115 Kilowatt Peak, installiert auf dem einstigen Sägewerk, das 1930 der Großvater gründete. Die gewonnene Energie ist so reichlich, dass sie neben ihrer eigenen Firma, Amanda Software, die sich in ihrem Wohnhaus befindet, auch noch den Postzustellstützpunkt und die Nachbarn über das öffentliche Netz versorgen kann. Doch das ist längst nicht alles: Mit dem Strom wird eine Luft-Wasser-Wärmepumpe angetrieben, die der umgebenden Luft Wärme entzieht. Über diesen Pufferspeicher kann das Gebäude somit auch nachts und bei wenig Sonne beheizt werden. „Mein Energieüberschuss ist aber noch größer, so viel kann ich hier gar nicht verbrauchen“, fügt sie hinzu.

Im zentralen und intelligenten Herzstück von Amanda Reiters Anlage, dem grünen Miniserver der österreichischen Firma Loxone, wird die gesamte Steuerung zusammengefasst. Gewöhnliche Schalter und simple Steuerelemente sind genauso in das System integriert wie Beschattung, Heizung, Photovoltaikanlagen und andere komplexe Systeme. Die intelligente Steuerung hat die 48-Jährige selbst programmiert und so werden überall – auch im Postgebäude – automatisch die Lichter gelöscht.

Vor schlechtem Wetter holt die Anlage mehr Sonnenschein vom Dach


Natürlich nur dann, wenn die Mitarbeiter dort nicht eigenständig den Zentralen Lichtschalter betätigt haben, um die Beleuchtung im gesamten Zustellstützpunkt auszustellen. Warmwasser wird im Postgebäude auch nur zu Dienst- und Reinigungszeitung zur Verfügung gestellt. Energiesparend ist zudem das Absenken der Raumtemperatur in der Posthalle nach Schichtende, kurz vor Dienstbeginn wird dann selbstverständlich bei Bedarf rechtzeitig wieder aufheizt. „In mein Programm fließt auch der Wetterbericht aus dem Internet ein. Wird schlechteres Wetter vorhergesagt, dann holt sich die Anlage einfach vorher mehr Sonnenenergie vom Dach“, verrät sie.

Was gibt’s noch in der ehemaligen „Reiter-Säge“? „Ich betreibe nebenbei noch etwas Holzhandel“, sagt die ausgebildete Holzbearbeitungsmechanikerin. Denn 30 Jahre lang hat sie in dem ehemaligen Familienbetrieb gearbeitet und später, nach dem Tod der Eltern, ab 2002 die „Reiter-Säge“ allein und selbstständig betrieben. „Aber in der Hauptsache bin ich heute mit Programmierungen und Softwareentwicklungen beschäftigt.“ So hat sie ihren lange Jahre nebenbei betriebenen Nebenjob – sie wollte ursprünglich Informatik studieren – mit Erfolg für sich und ihre Umgebung zum Hauptberuf gemacht.
(Sabrina Schwenger)

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