Wirtschaft

Geschäftsführer Daniel Teichmann im mit Hightech-Einrichtungen gefüllten Container, der über Wasserstoff den regenerativ erzeugten Strom speichern soll. (Foto: Udo B. Greiner)

18.09.2015

Mit Wasserstoff regenerativen Strom speichern

Erlanger Start-up-Unternehmen Hydrogenious könnte die Energiezukunft entscheidend verändern

Regenerativer Sonnen- und Windstrom, auch ohne den Bau von Monstertrassen und trotz natürlicher Ausfallzeiten immer verfügbar? Das 2013 gegründete Erlanger Start-up-Unternehmen Hydrogenious Technologies GmbH arbeitet an einer Lösung, die nicht nur Bayerns Energiezukunft grundlegend verändern, sondern auch – so Geschäftsführer Daniel Teichmann hoffnungsfroh – für die Märkte in Asien und Afrika ein „besonders großes Potenzial“ darstellen könnte: die Speicherung von Strom in Wasserstoff über „eine dieselähnliche Flüssigkeit, die sich einfach, sicher und kostengünstig handhaben, lagern und transportieren lässt“. So könnten auch netzferne Gebiete unabhängig von Netzanbindung und Wetterlage mit Strom und Wärme versorgt werden.

Fünf Jahre tüfteln


Seit fünf Jahren tüfteln Teichmann sowie die drei Professoren Wolfgang Arlt, Eberhard Schlücker und Peter Wasserscheid von der Universität Erlangen-Nürnberg an diesem Verfahren mit dem Ziel, regenerativ erzeugten Strom über Wasserstoff zu verflüssigen, um diesen langfristig speichern, über weite Strecken transportieren und bei Bedarf nutzen zu können – eingedenk der inzwischen anerkannten These, dass eine sichere Stromversorgung durch Erneuerbare Energien nur mit Hilfe signifikanter Speicherkapazitäten gelingen kann. „Liquid Organic Hydrogen Carrier“ (LOHC) nennt sich die Technik, mittels der – so Teichmann – „man Windstrom von der Nordsee problemlos per Bahn nach Bayern transportieren“ kann. Gesammelt in Behältern, Reservekanistern gleichend, kann die Flüssigkeit dann dezentral und völlig gefahrlos, vergleichbar einem Heizöltank, in Wohnhäusern oder Fabrikgebäuden angewandt werden – mit dem Unterschied, dass ein Kilogramm Wasserstoff so viel Energie bündelt wie fast vier Liter Benzin. Und: Im Gegensatz zur irgendwann endenden Erdölförderung besteht auf der Erde an Wasser ja kein Mangel. Einen Einsatz im Pkw hält Teichmann bis zum Jahr 2020 für machbar. Das Produktportfolio umfasst LOHC-Systeme nicht nur im Leistungsbereich ab 30 kW, sondern reicht bis zu einem Megawatt. Inzwischen steht der Prototyp eines Containers zur Stromerzeugung in einer Halle des Eltersdorfer Industrieparks in Erlangen, wo die FAU-Ausgründung – dank der Initiative des damaligen Erlanger Oberbürgermeisters Siegfried Balleis (CSU) – seit September 2014 auf 2000 Quadratmeter Nutzfläche mit derzeit 15 Mitarbeitern forscht und entwickelt.
Das Zukunftspotenzial von Hydrogenious drückt sich nicht nur durch den Gewinn des Bayerischen Gründerpreises, des Hochschulgründerpreises Nordbayern und des bundesweiten Businessplan-Wettbewerbs Science4Life-Venture-Cup unter 363 Teilnehmern aus, sondern wird eindrucksvoll dokumentiert durch die Beteiligung des britischen Rohstoffkonzerns Anglo American Platinum, dem Weltmarktführer bei Platinmetallen, der mit seiner finanziellen Hilfe die Entwicklung des HydroSTORE-Containers vom Prototypen zum kommerziellen Produkt vorantreiben will.

„Lang ersehnte Lösung“


Sein Vorstand Andrew Hinkly sieht in der LOHC-Technologie „die lang ersehnte Lösung für effiziente, sichere und kostengünstige Wasserstoffspeicherung“ und glaubt damit an einen „Durchbruch von Wasserstoff als massentauglicher Treibstoff und Energieträger“. Daniel Teichmann (Jahrgang 1983) pflichtet ihm bei: „Wir sind uns sicher, dass wir mit unserer Technologie wesentliche Herausforderungen der Energiewende lösen. Mit unseren Energiespeichern können sich Betreiber von Wind- und Solaranlagen künftig weitgehend selbst mit sauberer Energie versorgen.“
In zwei Pilotprojekten in Erlangen soll das System im Alltag getestet werden. So bereitet Hydrogenious zusammen mit der städtischen Erlanger Wohnungsbaugesellschaft im Ortsteil Büchenbach die Integration eines LOHC-Komplettsystems mit 30 kW Input und 30 kW Output in eine mit Photovoltaik ausgerüstete bestehende Wohnanlage vor, um dort den Eigenversorgungsgrad von 160 Haushalten erhöhen zu können. Das Bayerische Wasserstoffzentrum an der Friedrich-Alexander-Universität kommt mit einer kleineren Anlage für das Erlanger Angergebiet voraussichtlich noch früher zum Ziel.
(Udo B. Greiner)

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