Wirtschaft

Hier wird gegen die hohen Spritpreise protestiert. (Foto: dpa/Stefan Sauer)

04.04.2022

Netto-Anleihenkäufe beenden und erstes Zinssignal setzen

Bankenpräsident Sewing erwartet EZB-Reaktion auf hohe Inflation

Bankenpräsident Christian Sewing erwartet eine baldige Reaktion der Europäischen Zentralbank (EZB) auf die nochmals gestiegene Inflation. "Bei allen Ungewissheiten spricht doch vieles dafür, bald die Netto-Anleihenkäufe zu beenden und ein erstes Zinssignal zu setzen", sagte der Deutsche-Bank-Chef in seiner Funktion als Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken (Bdb) am Montag laut Redetext in einer Videoschalte. "Ein Signal, das es dringend braucht."

Oberstes Ziel der EZB sind mittelfristig stabile Preise im Euroraum bei einer Teuerungsrate von zwei Prozent. Im Währungsraum der 19 Länder sprang die Inflation im März 2022 auf das Rekordniveau von 7,5 Prozent. Auch in Europas größter Volkswirtschaft Deutschland trieben kräftig steigende Energiepreise die jährliche Teuerungsrate im März über die Sieben-Prozent-Marke: Mit 7,3 Prozent wurde der höchste Stand im wiedervereinigten Deutschland verzeichnet. Mit höheren Zinsen kann steigende Inflation bekämpft werden.

"Auf Dauer sind hohe Inflationsraten Gift für die Stabilität unserer Wirtschaft. Und das nicht nur, weil hohe Raten der Geldentwertung Unternehmen und Konsumenten gleichermaßen verunsichern", sagte Sewing. "Es geht auch darum, dass die Politik des billigen Geldes seit Jahren mit schädlichen Umverteilungseffekten einhergeht." Vor allem Menschen mit geringeren Einkommen würden belastet. Höhere Inflationsraten schmälern die Kaufkraft von Verbrauchern, weil sie sich für einen Euro dann weniger leisten können.

Mit jedem Monat wachse die Gefahr, dass sich die Teuerung auf hohem Niveau festsetze, sagte Sewing. "Ich kann deshalb nur davor warnen, dass wir die Politik des billigen Geldes weiter fortsetzen und sich diese Umverteilungseffekte mit all ihren sozialen Auswirkungen noch verstärken." Die EZB hält die Zinsen seit Jahren extrem niedrig. Geschäftsbanken müssen derzeit 0,5 Prozent Zinsen zahlen, wenn sie Geld bei der Notenbank parken. Der Leitzins im Euroraum liegt auf dem Rekordtief von null Prozent. Der EZB-Rat kommt am 14. April zu seiner nächsten geldpolitischen Sitzung zusammen.

Deutlicher Rückgang bei Spritpreisen

Unterdessen nimmt derr Rückgang bei den Spritpreisen wieder Fahrt auf und hat Superbenzin unter zwei Euro pro Liter gedrückt. Die Sorte E10 kostete im bundesweiten Tagesdurchschnitt des Sonntags 1,987 Euro, wie der ADAC am Montag mitteilte. Am Samstag war die Zwei-Euro-Marke erstmals seit den Allzeithochs durch den Ukraine-Krieg unterschritten worden. Auch bei Diesel setzte sich der Rückgang fort. Am Sonntag kostete ein Liter des Kraftstoffs 2,045 Euro.

Damit hat sich der Abwärtstrend wieder beschleunigt. Seit Montag vergangener Woche hat sich Super E10 um 7,7 Cent pro Liter verbilligt, Diesel sogar um 12,8 Cent. "Der Wettbewerb wirkt, es geht in die richtige Richtung, in Richtung Normalmaß", hieß es dazu vom ADAC: Allerdings gebe es weiter großen Spielraum für Preissenkungen: "Der Preis für E10 müsste auf jeden Fall unter 1,90 liegen."

Die Spritpreise hatten in den ersten Wochen des Ukraine-Krieges nie gekannte Höhen erreicht. Zwischenzeitlich kostete Diesel laut ADAC im bundesweiten Tagesdurchschnitt 2,321 Euro pro Liter. E10 schlug mit 2,203 Euro zu Buche. Seither ging es wieder ein gutes Stück bergab, allerdings ist ein Liter Diesel nach wie vor 38,2 Cent teurer als vor Kriegsbeginn, E10 um 23,7 Cent.
(dpa)

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