Wirtschaft

Der neue Haupteingang zum Haus der Bayerischen Wirtschaft. (Foto: Buch)

10.05.2023

Neues Ambiente, gleiche Mentalität

In einem neuen Buch wird die Transformation des ehemaligen Grandhotels Continental zum Haus der Bayerischen Wirtschaft beschrieben

Die vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft – hat anlässlich ihres 25-jährigen Bestehens sowie der Eröffnung des hbw – Haus der Bayerischen Wirtschaft – in der Max-Joseph-Straße 5 in München im Jahr 1997 ein Buch herausgegeben mit dem Titel Ort der Begegnung. Vom Grand Hotel Continental zum hbw – Haus der Bayerischen Wirtschaft. Das Werk erzählt die Geschichte von der Entwicklung des früheren Hotels Continental zum hbw. Das hbw ist Sitz der vbw sowie der Verbände der bayerischen Metall- und Elektroindustrie bayme vbm.

Im Grand Hotel Continental gab sich zunächst der europäische Hochadel ein Stelldichein und traf sich zum Meinungsaustausch. Hier residierten unter anderem Kaiserin Sisi und Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preussen, aber auch das belgische Königspaar.

Bald entwickelte sich das Conti-Hotel auch zum Treffpunkt von Dichtern und Literaten. Zu den Stammgästen zählte unter anderem Rainer Maria Rilke. In den 1920er-Jahren gingen Thomas Mann, Gerhard Hauptmann, Arthur Schnitzler und Frank Wedekind hier ein und aus.

Nach dem Wiederaufbau nahm das im Krieg zerstörte Hotel seine gesellschaftliche Rolle wieder auf. Zahlreiche Prominente, Künstler*innen und Schauspieler*innen stiegen hier ab und lieferten der Presse beständig Schlagzeilen, wenn beispielsweise mal wieder beim streitbaren Ehepaar Liz Taylor und Richard Burton die Fetzen und Gläser gegen die Zimmertür flogen oder Stars wie Montgomery Clift mal wieder über die Maßen dem Wodka zugesprochen hatten.

Im Conti wurde aber auch regelrecht Politik gemacht. Ob Wilhelm Hoegner (SPD), Hans Ehard (CSU), Hanns Seidel (CSU), Alfons Goppel oder Franz Josef Strauß (beide CSU) – die bayerischen Ministerpräsidenten hielten im Conti gerne Hof. Dort empfingen sie ausländische Staatsgäste zum Lunch, Dinner oder zum vertraulichen Meinungsaustausch.

Eine Episode aus der Nachkriegszeit zeigt, dass viele der heutigen politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen schon vor 50 Jahren bestanden. Um dem eklatanten Mangel an Arbeits- und Fachkräften Herr zu werden, hat die vbw vor Kurzem zu deren Vermittlung ein Büro in Albanien eröffnet. Im Jahr 1971 hießen die gesuchten Personen noch Gastarbeiter, um deren Anwerbung es auch bei einem Abendessen von Ministerpräsident Goppel und Dragutin Haramija, dem Premierminister der Sozialistischen Republik Kroatien, ging. Die bayerische Seite hatte insbesondere Interesse an Krankenpflegekräften, während die kroatische Delegation sich – allerdings vergeblich – um ein Bier-Joint-Venture mit bayerischen Brauereien bemühte.

Im April 1993, ein Jahr nach dem 100. Geburtstag des Conti, war dann Schluss im unrentabel gewordenen Grand Hotel. Es wurde vom Verein der Bayerischen Metallindustrie gekauft, abgerissen und nach den Ansprüchen eines Hauses der Bayerischen Wirtschaft neu gebaut. Der Einzug 1997 fiel mit dem 50-jährigen Verbandsjubiläum zusammen.

In dem Buch wird der Neubau wie folgt beschrieben: „Eine repräsentative Terrakottafassade, zwei begrünte Innenhöfe, Natursteinwege und begrünte Dächer verleihen dem Bau eine einladende Atmosphäre. Das architektonische Herzstück ist das gläserne Treppenhaus, auf das L-förmig die Gänge der Bürogeschosse treffen. Aufgrund der vertikalen Durchbrüche in den Geschossen wirkt die Gesamtanlage leicht und transparent.“

Das Ambiente war neu, die Mentalität blieb die gleiche, erklärte vbw-Präsident Wolfram Hatz bei der Buchpräsentation. „Denn die Tradition des Conti als Ort der Begegnung gerade auch von Entscheidern, Unternehmern, Managern, Verbandsvertretern, Politikern und einer interessierten Öffentlichkeit wird auch im Haus der Bayerischen Wirtschaft gepflegt.“

Und vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt sagte: „Mit dem Einzug in dieses Haus haben wir ein neues Kapitel der Verbandsarbeit eröffnet. Hinterzimmerpolitik und Geheimabsprachen waren passé, die Verbände suchten das Gespräch mit der Öffentlichkeit.“

Das 168 Seiten starke Buch ist eine Fundgrube für alle, die sich für Bayerns Wirtschaftsgeschichte interessieren.
(Friedrich H. Hettler)

(Bernhard Adam, Ort der Begegnung. Vom Grand Hotel Continental zum hbw – Haus der Bayerischen WIrtschaft, München 2023, 168 Seiten. Das Buch ist kostenlos bei der vbw erhältlich)

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