Wirtschaft

Autozulieferer Bosch ist schon lange in Bamberg mit einem Werk vertreten. (Foto: dpa/David Ebener)

07.01.2020

Neues Jahr, neues Glück

Darauf setzen die gebeutelten Automobilzulieferer in Franken

"Gerade das Thema Mobilität und Klimawandel stellen insbesondere die Region Bamberg durch die hohe Dichte an Automobilzulieferern vor große Herausforderungen", heißt es in einem Brief an Peter Altmaier (CDU). "Wir bitten Sie als Bundeswirtschaftsminister um Unterstützung für die gesamte Region." Die Unterzeichner: ein Bundestagsmitglied, der Oberbürgermeister von Bamberg und die lokalen Betriebsratsvorsitzenden von Bosch, Michelin und Schaeffler. Es ist ein fast schon flehentlicher Brief, der beispielhaft für die Sorgen der Automobilzulieferer steht.

Zoll-Drohungen, ein schwächelndes China und der Wandel vom Verbrenner zum Elektromotor machen dem Automarkt zu schaffen. In Franken sind viele Automobilzulieferer beheimatet. Allein in der unterfränkischen Stadt Schweinfurt arbeiten nach Angaben von IG Metall mehr als 22.000 Mitarbeiter in der Branche, in der Region Bamberg laut Landratsamt rund 20.000. Große Namen wie Schaeffler, Bosch oder Michelin sind dort. Noch zumindest.

Michelin hat schon angekündigt, was viele andere befürchten: Im Werk in Hallstadt bei Bamberg sollen ab Ende Januar 2021 die Maschinen stillstehen. Knapp 860 Mitarbeiter stehen dann auf der Straße. Seit der Hiobsbotschaft befindet sich die Region im Krisenmodus. Arbeitgebergipfel, Wirtschaftsförderung, Revitalisierungskonzepte. Ein erstes solches Konzept gebe es inzwischen, so eine Sprecherin von Michelin. Überlegt werde, das Werksgelände für ein Bosch-Logistikzentrum zu nutzen. Das Konzept stimme man nun mit den Gremien vor Ort ab.

Task Force gegründet

Der Bamberger Landrat Johann Kalb (CSU) gründete erst eine Task Force, dann eine "Regionalinitiative Transformation Automobil (RITA)". Die Task Force trifft sich etwa alle sechs Wochen, um neue Jobs für die Mitarbeiter von Michelin zu finden. RITA soll ab dem kommenden Jahr nichts weniger als die aktuelle Krise bewältigen, wie es von Seiten des Landratsamtes heißt. Wie können sich Zulieferbetriebe auf den Umbruch einstellen? Welche Stellschrauben können auch regional gedreht werden?

Viel Zeit bleibt nicht, um die Schrauben festzuziehen. Der Autozulieferer Brose will bundesweit 2000 Arbeitsplätze bis Ende 2022 abbauen. Betroffen wird vor allem Franken sein, genauer gesagt die Werke in Bamberg, Hallstadt, Coburg und Würzburg. Dort arbeiten derzeit mehr als 7000 Mitarbeiter, so ein Sprecher des Unternehmens. Seit der Bekanntgabe Mitte Oktober gab es noch keine Details, noch ist unklar, an welchen Standorten wie viele Mitarbeiter gehen müssen. Betriebsbedingte Kündigungen sollen "weitgehend" vermieden werden, hieß es damals in einer Mitteilung.

"Die Beschäftigten sind natürlich verunsichert, was die Zukunft ihrer Arbeitsplätze angeht", sagt Johann Horn, Bezirksleiter IG Metall Bayern. "Und sie sind verärgert, weil sie registrieren, dass ihre Unternehmen ohne Notwendigkeit Stellen abbauen wollen." Tausende gingen bei Bosch in Bamberg auf die Straßen, tausend bei Michelin in Hallstadt. "Sicherheit in unsicheren Zeiten" forderten Ende November mehr als 3000 Demonstranten in Schweinfurt.

Sicherheit sieht anders aus

Doch Sicherheit sieht wohl anders aus. Kurzarbeit bei Bosch-Rexroth in Schweinfurt, ein Programm zum freiwilligen Personalabbau bei Schaeffler mit Sitz in Herzogenaurach. 1300 Arbeitsplätze sollen so abgebaut werden, kündigte Schaeffler zuletzt an. Auch ein Krisenplan wurde ausgetüftelt, mit Kurzarbeit und Schließtagen an Brückentagen.

Der Automobilzulieferer ZF versucht stattdessen, mit dem Abbau von Zeitguthaben, weniger Schichten und weniger Arbeitsstunden pro Woche die Krise abzuwenden. Fast 2000 Mitarbeitern sind nach Unternehmensangaben in Schweinfurt, Aschaffenburg, Nürnberg und Bayreuth in unterschiedlicher Weise davon betroffen.

Auch Bosch setzt auf kürzere Arbeitszeiten. Im Gegenzug wurde im November eine sechsjährige Standortgarantie für das Werk in Bamberg beschlossen. Aufatmen bei den mehr als 6000 Mitarbeitern und in der Lokalpolitik. Vielleicht lässt sich die Krise zumindest abfedern, so die Hoffnung des Landratsamts.

Automobilzulieferer wie SKF in Schweinfurt versuchen die Flaute mit Kunden aus anderen Branchen auszugleichen. "Die Krise wird uns gar nicht so sehr treffen, weil Schweinfurt sehr divers aufgestellt ist", sagt Sebastian Remelé (CSU), Oberbürgermeister der Stadt. Das Thema beschäftige die Leute natürlich, von Panik könne aber keine Rede sein. "Alles was rollt, wird weiter rollen."
(Mirjam Uhrich, dpa)

Kommentare (0)

Es sind noch keine Kommentare vorhanden!
Die Frage der Woche

Soll man die AfD verbieten?

Unser Pro und Contra jede Woche neu
Diskutieren Sie mit!

Die Frage der Woche – Archiv
X
Vergabeplattform
Vergabeplattform

Staatsanzeiger eServices
die Vergabeplattform für öffentliche
Ausschreibungen und Aufträge Ausschreiber Bewerber

Jahresbeilage 2024

Nächster Erscheinungstermin:
28. November 2025

Weitere Infos unter Tel. 089 / 29 01 42 54 /56
oder
per Mail an anzeigen@bsz.de

Download der aktuellen Ausgabe vom 29.11.2024 (PDF, 19 MB)

E-Paper
Unser Bayern

Die kunst- und kulturhistorische Beilage der Bayerischen Staatszeitung

Abo Anmeldung

Passwort vergessen?

Geben Sie Ihren Benutzernamen oder Ihre E-Mail ein um Ihr Passwort zurückzusetzen. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an: vertrieb(at)bsz.de

Zurück zum Anmeldeformular 

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.

Abo Anmeldung

Passwort vergessen?

Geben Sie Ihren Benutzernamen oder Ihre E-Mail ein um Ihr Passwort zurückzusetzen. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an: vertrieb(at)bsz.de

Zurück zum Anmeldeformular 

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.