Wirtschaft

Hochwertige digitale Umgebungsdaten sind nötig, um die Planung der Trassen für ein flächendeckendes Glasfasernetz möglichst effizient und wirtschaftlich zu gestalten. Dabei helfen der Telekom die sogenannten T-Cars. Sie hat vier davon (Stückpreis rund 500 000 Euro) im Einsatz. Von der Technologie überzeugten sich (von links): Telekom-Vorstandschef Timotheus Höttges, Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König und Nürnbergs Wirtschaftsreferent Michael Fraas. (Foto: Schweinfurth)

20.05.2022

Nürnberg wird Glasfaser-Stadt

Frankenmetropole gehört zur Top 5 der Telekom-Glasfaserprojekte in Deutschland

Überall in Nürnberg fliegen die digitalen Fetzen, nicht nur im Rathaus“, sagte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bei der Vorstellung der Glasfaserausbaupläne der Telekom. In den Großraum seiner Heimatstadt will das Unternehmen eine halbe Milliarde Euro investieren, um für die digitale Zukunft gerüstet zu sein. Denn laut Telekom-Vorstandschef Timotheus Höttges rangiert die Frankenmetropole in Europa auf Platz drei bei den Patentanmeldungen für digitale Lösungen. Außerdem gehört sie zur Top Five der Telekom-Glasfaserprojekte in Deutschland. Nach Berlin, Hamburg und München befindet sich Nürnberg auf dem vierten Platz was die geplanten Glasfaseranschlüsse angeht. Danach kommt nur noch Düsseldorf.

Aber nicht nur Nerds und andere Digitalfreaks sollen von der Ausbauoffensive profitieren. Laut Höttges will die Telekom jedem in Deutschland schnelles Internet zur Verfügung stellen. Um dies zu ermöglichen, adressierte er drei Wünsche an die Politik. Erstens soll diese der Telekom den Weg zu den städtischen Wohnbaugesellschaften ebnen, zweitens die für schnelleren Ausbau sorgen und Pragmatismus angesichts des Denkmalschutzes walten lassen. Denn auch ärmere Bevölkerungsschichten sollten Zugang zur Zukunftstechnologie haben.

Nürnberg ist digitaler als andere Städte

Das funktioniert laut Höttges aber nur, wenn die Telekom auch bei kommunalen Immobilienunternehmen zum Zuge kommt. Auch die sogenannte wegerechtliche Zustimmung für den Glasfaserausbau müsse schneller gehen. Es könne nicht sein, dass die entsprechende Genehmigung von den Kommunen teilweise erst nach zwölf Wochen erteilt werde. Für Nürnberg gelte das nicht. „Denn Nürnberg ist digitaler als andere Städte“, so der Telekomchef. Und beim Denkmalschutz sollte es pragmatischer laufen: „Wir wollen nicht die Nürnberger Altstadt versauen, aber einfach mit dem Glasfaserausbau schneller vorankommen.“

Dabei darf er auf die volle Unterstützung der Stadt Nürnberg zählen. Denn laut Oberbürgermeister Marcus König (CSU) habe man gerade in den letzten zwei Jahren durch die Corona-Pandemie gelernt, wie wichtig ein stabiles Internet ist. „Da war schon immer die Frage, ob man aus seiner Videokonferenz fliegt, wenn die Kinder nebenan Homeshooling hatten“, so König. Damit der Glasfaserausbau schneller vorangeht, lasse die Verwaltung bei den 15.000 Baustellen, die es pro Jahr in der Stadt gebe, immer gleich Leerrohre mitverlegen. Dann müsse nicht extra noch einmal aufgegraben werden.

Deutsche belächeln die Digitalisierung

Telekomchef Höttges indes legte den Finger noch in eine andere Wunde. Er sparte nicht mit Kritik an der Einstellung der Deutschen zur Digitalisierung: „Wir belächeln Metaverse, Blockchain und digitale Zwillinge. Da brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn uns andere Staaten wie zum Beispiel Israel abhängen.“ Bis 2030 werde sich das Datenvolumen verfünfundzwanzigfachen. „Die Digitalisierung hierzulande scheitert nicht an der Deutschen Telekom“, betonte Höttges. Aber er zeigte sich erleichtert, dass er in der bayerischen Staatsregierung auf Zukunftsgeist stößt: „Bayern ist ein verlässlicher Partner.“

Die konkreten Ausbaupläne für Nürnberg sehen vor, dass bis 2029 mindestens 260.000 Haushalte und Unternehmensstandorte eigenwirtschaftlich ausgebaut werden. Das Glasfasernetz ermöglicht Bandbreiten von einem Gigabit pro Sekunde (GBit/s) an. Es ist so leistungsstark, dass Arbeiten und Lernen zuhause, Video-Konferenzen, Surfen und Streamen gleichzeitig möglich sind. Wer sich in der jeweiligen Ausbauphase für einen Glasfaser-Anschluss entscheidet, bekommt den Hausanschluss kostenfrei. Hauseigentümer*innen sparen dadurch rund 800 Euro.

„Nürnberg gehört zu unseren Top Five Ausbauprojekten in Deutschland. Wenn wir die Chancen nutzen, die uns Förderung und alternative Verlegemethoden bieten, dann werden die 260 000 Haushalte kein Schlusspunkt sein, sondern dann werden wir sogar einen Vollausbau in Nürnberg schaffen“, so Höttges. „Und auch das Umland haben wir im Blick. Wir werden in den nächsten Jahren im Ballungsraum Nürnberg eine halbe Milliarde Euro in den Glasfaserausbau investieren.“

Altstadt wird besondere Herausforderung

Die Telekom hat im vergangenen Jahr mit einem Teilausbau in Nürnberg begonnen. Heute sind bereits rund 20.000 Haushalte in den Ortsteilen Wöhrder See, Südstadt und Röthenbach versorgt. Aktuell starten die nächsten Ausbaugebiete in Langwasser, Fischbach, Schoppershof, Schweinau und St. Leonhardt sowie ein weiterer Bereich in der Südstadt. 2023/24 stehen zunächst Gärten bei Wöhrd, Opernhaus, Weißer Turm, Plärrer, Gibitzerhof, Bärenschanze, Gostenhof, Sündersbühl, St. Johannis, Reichelsdorf, Nordwestring, Maxfeld, Hummelstein, Hasenbuck, Gleishammer und Erlenstegen auf dem Plan. Eine besondere Herausforderung wird die Versorgung der Nürnberger Altstadt sein. Sie wird 2025 in Angriff genommen. Über den Ausbau in den anderen Kommunen im Ballungsraum Nürnberg wird die Telekom in eigenen Veranstaltungen informieren.

Wer in einem Gebiet wohnt, das aktuell noch nicht vom Glasfaser-Ausbau der Telekom profitiert, kann sich im Internet trotzdem vormerken lassen: www.telekom.de/glasfaser. Die Telekom meldet sich, sobald der Ausbau startet. Interessenten können auf der Webseite auch schon eine Genehmigung für die Hauszuführung erteilen. Die Details werden beim Baustart besprochen. Übrigens: Mit dieser Interessensbekundung kann man die Ausbauplanung der Telekom ein Stück weit beeinflussen. Denn die Zahl der Interessenten und Genehmigungen spielt bei der Gewichtung eines Ausbaugebiets eine Rolle. Das gilt nicht nur für Nürnberg oder den Ballungsraum, sondern fürs gesamte Bundesgebiet.

Das Glasfasernetz der Telekom umfasst heute schon mehr als 650 000 Kilometer. Im Ballungsraum Nürnberg werden in den nächsten Jahren rund neuntausend Kilometer hinzukommen. Die Telekom baut mehr Glasfaser-anschlüsse als jedes andere Unternehmen in Deutschland. Bis Ende 2024 will sie deutlich mehr als zehn Millionen Glasfaseranschlüsse realisiert haben.
(Ralph Schweinfurth)

Info: Was ein T-Car macht

Die T-Cars, von Fraunhofer IPM aus Freiburg mit einem augensicheren Laserscanner, Kameras, Positionierungssystem und leistungsstarken Speichereinheiten ausgerüstet, liefern detaillierte Messdaten des Straßenumfelds für die Trassenplanung. Mit zwei Millionen 3D-Punkten pro Sekunde und Bildaufnahmen, die nach Belieben zeit- oder weggesteuert aufgenommen werden können, ist das Messfahrzeug universell einsetzbar. Ein aktives Eingreifen in den Erfassungsprozess ist nicht notwendig: Sowohl Aufnahmen als auch die Anpassung der Datenqualität erfolgen vollautomatisch. Die Messdaten werden bei einer Fahrgeschwindigkeit von bis zu 80 Stundenkilometern aufgenommen. Kameradaten und vom Scanner generierte Punktwolken werden zusammengeführt und vollkommen automatisiert ausgewertet. Am Ende steht eine digitale Planungskarte mit allen relevanten Informationen inklusive exakter Lokalisierung: Wie ist die Oberfläche beschaffen – Asphalt, Beton, Pflastersteine oder Grünstreifen? Welche Objekte – Gebäude, Laternen, Mülleimer, Leitplanken oder Bordsteinkanten, Bäume oder Hecken – befinden sich im betroffenen Areal? Auf Basis dieser Informationen errechnet eine von der Deutschen Telekom entwickelte Software einen Planungsvorschlag für die optimale Verlegung der Glasfaserkabel. Für die Identifikation der Objekte und Oberflächen setzt Fraunhofer IPM auf maschinelles Lernen auf Basis künstlicher neuronaler Netze (KNN). Dazu wurden Deep Learning-Algorithmen im Hinblick auf mehr als 30 verschiedene Objektkategorien trainiert, die mit einer Zuverlässigkeit von über 90 Prozent erkannt werden.

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