Wirtschaft

Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber will die Schrauben so stellen, dass sich der Betrieb von Pumpspeicherkraftwerken rechnet. (Foto: STMUV)

29.04.2022

Ökostrom speichern

Marktbedingungen für den Betrieb von Pumpspeicherkraftwerken verbessern

Damit die Energiewende gelingt, muss Ökostrom auch speicherbar sein. Eine Möglichkeit hierfür sind Pumpspeicherkraftwerke. Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) möchte eines bei Riedl (Landkreis Passau) neu bauen lassen und das seit 2011 wegen Schäden in der Sohle des Oberbeckens abgeschaltete Pumpspeicherkraftwerk bei Happurg (Landkreis Nürnberger Land) so schnell wie möglich wieder in Betrieb nehmen.

Doch die Betreibergesellschaft, das in Düsseldorf ansässige Energieunternehmen Uniper, will erst 2023 über die Zukunft von Happurg entscheiden. Uniper hat vor Kurzem eine Machbarkeitsstudie für die Ertüchtigung des Oberbeckens und der Maschinentechnik im Krafthaus abgeschlossen. Zurzeit laufen Gespräche mit den Genehmigungsbehörden über eine mögliche Wiederinbetriebnahme.

„In Happurg können bis zu 850 Megawattstunden Strom gespeichert werden, die zuvor vor allem aus Solar- und Windkraft gewonnen wurden. Da wir dringend Speicherkapazitäten für überschüssigen Strom aus erneuerbaren Energien brauchen, unterstützen wir dieses Vorhaben“, erklärte Aiwanger am Montag bei seinem gemeinsamen Besuch mit Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) in Happurg. „Pumpspeicherwerke ersetzen viele Tausende von Großbatterien“, so Glauber.

Wirtschaftlicher Betrieb notwendig

Die beiden Minister informierten sich über den Stand der Planungen und die Voraussetzungen, die für ein wirtschaftliches Betreiben des Pumpspeicherkraftwerks notwendig sind. Bisher erfolgt die Vergütung im „Energy-only-Prinzip“, was bedeutet, dass nur der eingespeiste Strom entsprechend den Marktbedingungen bezahlt wird. Während beispielsweise für Windkraft und Solarenergie im sogenannten Osterpaket der Bundesregierung zahlreiche Verbesserungen der Vergütung angekündigt sind, gibt es keine Verbesserung für Pumpspeicherkraftwerke. „Das muss der Bund dringend ändern. Wir brauchen die Systemleistung der Pumpspeicherkraftwerke: Sie nehmen die erneuerbaren Stromüberschüsse bei starkem Wind und viel Sonnenschein auf und speichern ihn für erzeugungsarme Zeiten. Sie tragen zur Netzstabilität bei und beugen so Blackouts vor. All diese Leistungen müssen sich im Vergütungsdesign widerspiegeln“, fordert Aiwanger.

Ob Bayern im Bund Gehör finden wird, ist fraglich. Denn Nachbar Baden-Württemberg sieht Pumpspeicherkraftwerke kritisch. Das dortige Umweltministerium favorisiert Wasserstoff als Langzeitspeicher. „Durch Power-to-Gas ist es möglich, aus Wind- und Sonnenenergie via Elektrolyse grünen Wasserstoff zu gewinnen“, betont Ministeriumsprecherin Bettina Jehne. „Außerdem verschlingen sie große Flächen, die dem Natur- und Artenschutz entgegenlaufen.“

Thüringen indes zählt auf den Bund. „Wir gehen davon aus, dass die angekündigten Verbesserungen im Sommerpaket angegangen werden“, sagt Sprecher Jeffrey Ludwig vom Energieministerium in Erfurt. Es gebe entsprechende Signale aus dem Bundeswirtschaftsministerium.

Unterstütztung findet Bayern beim Fachverband Power Systems des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA). „Insbesondere Pumpspeicherkraftwerke spielen für die gesicherte Stromversorgung auch bei Störungen eine wichtige Rolle. Durch eine Entfristung der Netzentgeltbefreiung von Modernisierungen könnten hier zusätzliche Kapazitäten geschaffen werden“, sagt Dennis Rendschmidt, der Geschäftsführer von VDMA Power Systems.

Studie von 2014 sieht viel Potenzial

Der Freistaat hätte noch viel Potenzial für neue Pumpspeicherkraftwerke. Eine vom bayerischen Wirtschaftsministerium 2014 in Auftrag gegebene Studie kam zu dem Ergebnis, dass es 16 „besonders geeignete“ Standorte gibt. Auf diese Weise käme eine Leistung von insgesamt rund 11.000 Megawatt und einem Speicherpotenzial von rund 66.000 Megawattstunden zusammen. Derzeit gibt es in Bayern sieben Pumpspeicherkraftwerke mit einer Gesamtleistung von rund 550 Megawatt und einer Gesamtspeicherkapazität von rund 45.000 Megawattstunden.

Beim Verband der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft (VBEW) geht man noch einen Schritt weiter. „Bayern braucht neben Pumpspeicherkraftwerken auch große Speicherwasserkraftwerke für die Energiewende“, sagt VBEW-Geschäftsführer Detlef Fischer. Hier könne insbesondere das südliche Bayern durch seine guten geographischen Voraussetzungen doch auch mal seine Stärken ausspielen.“ Der Frankenwald hat sein schönstes Tal für eine Trinkwassertalsperre geopfert, warum Oberbayern nicht ein Tal für ein Speicherkraftwerk?“, fragt Fischer. Gehakt habe es in der Vergangenheit an den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, am Widerstand der Bevölkerung und an den langen Genehmigungsverfahren. „Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen habe sich durch die angestiegenen Börsenstrompreise zu Spitzenlastzeiten deutlich verbessert, der Widerstand in der Bevölkerung muss von der Politik gebrochen werden und die langen Genehmigungsverfahren sind einfach nur ein Armutszeugnis für unseren Gestaltungswillen“, betont Fischer.
(Ralph Schweinfurth)

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