Wirtschaft

Studien zeigen, dass das Pflegepersonal nur noch in 15 Prozent der Arbeitszeit Gelegenheit zur direkten Pflege der Kranken hat. (Foto: KU)

16.09.2022

Roboter als Serviceassistenten in Kliniken

Forschende aus Eichstätt und München testen, inwieweit die künstliche Intelligenz das menschliche Pflegepersonal entlasten kann

In der vergangenen Woche berichtete die Staatszeitung über ein Restaurant, wo ein Roboter das Bedienpersonal entlastet. Doch die Einsatzmöglichkeiten von sogenannten robotischen Systemen gehen noch weiter: Forschende der KU Eichstätt und der LMU München testen, inwieweit eine Entlastung von Pflegekräften in Kliniken möglich ist.

Welches Potenzial haben robotische Systeme, um das hochqualifizierte Pflegepersonal in Kliniken von fachfremden Servicetätigkeiten zu entlasten? Dies erforschen die Professur für Pflegewissenschaft an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt und das Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München. Das Kooperationsprojekt trägt den Titel „Robotersystem zur Entlastung des Pflegedienstes von Servicetätigkeiten (REsPonSe)“ und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Auf der nuklearmedizinischen Therapiestation des Münchner Klinikums wird dabei der Einsatz eines Pflegeroboters getestet.

Verschiedene Studien zeigen, dass Pflegepersonal nur noch in 15 Prozent der Arbeitszeit Gelegenheit zur direkten Pflege von Patient*innen hat. Stattdessen geht viel Zeit bei unnötigen Laufwegen (21 Prozent) und anderen pflegefremden Tätigkeiten (25 Prozent) verloren. Inge Eberl, Professorin an der KU Eichstätt und selbst examinierte Pflegefachkraft, weiß: „Die meisten Laufwege werden durch spontane und häufig undifferenzierte Patientenanfragen verursacht.“ Dabei nehmen gerade die Pflegenden eine Schlüsselrolle bei der Versorgung der Patient*innen und der Koordination von hochkomplexen Maßnahmen ein. Bei herkömmlichen Klingelsystemen erfährt das Pflegepersonal erst durch Nachfrage, welches Anliegen die Patient*innen haben. Deshalb sind bereits Software-Lösungen erhältlich, mit denen man vom Bett aus – ergänzend zum weiterhin vorhandenen Notfallknopf – per Smartphone-App seine Wünsche spezifizieren kann.

Einsatz auf der nuklearmedizinischen Therapiestation

Das laufende Projekt auf der nuklearmedizinischen Therapiestation K0 des LMU-Klinikums geht noch einen Schritt weiter, indem es ein solches System mit einem Serviceroboter verknüpft: Die Smartphone-App Cliniserve erleichtert die Kommunikation von Patient*innen mit dem Stationspersonal. Über die App kann man vom Bett aus einfache Serviceanfragen direkt an den Roboter Jeeves senden. Das gleiche Modell rollt bereits durch Hotels und bringt Gästen Getränke oder die vergessene Tube Zahnpasta aufs Zimmer – nachdem man eine telefonische Bestellung aufgegeben hat. Die Ware findet sich in mehreren Schubladen des Roboters.

Der Einsatz von App und Roboter bietet sich auf der Station K0 am LMU-Klinikum München am Campus Großhadern besonders an: Hier werden den Patient*innen radioaktive Therapeutika verabreicht, sodass der persönliche Kontakt für bis zu 48 Stunden auf ein Minimum reduziert werden muss. Mithilfe der Kommunikations-App können sie ihre Bedürfnisse gezielt an das Stationspersonal oder den Serviceroboter schicken – ohne dass eine Pflegefachkraft im Zimmer nachfragen muss. Einfache Serviceanfragen, wie beispielsweise die Lieferung von Wasser, übernimmt der Serviceroboter Jeeves selbstständig. Er liefert die Bestellung bis an die Zimmertür und benachrichtigt die Patient*innen über die Kommunikations-App. „Neue Technologien und die Robotik miteinander zu verbinden ist in Zeiten des Pflegenotstands für unsere Station eine hilfreiche Unterstützung“, sagt die Leiterin der Station K0, Judith Kammer. „Das gibt uns die Möglichkeit, uns auf pflegerische Tätigkeiten zu konzentrieren.“

Seit Start der Erprobung wurden mehr als 300 Aufgaben durchgeführt. Zusätzlich können Pflegefachpersonen die App nutzen, um sich an bestimmte Aufgaben zu erinnern, oder diese auch an andere Pflege-, oder Servicepersonen weiterzuleiten. Durch eine Chatfunktion können Patient*innen ihre Anfragen konkretisieren und das Pflegefachpersonal kann direkt darauf antworten. Der Roboter ist unterwegs, um die Kranken mit Wasser, Handtüchern, Zahnbürsten oder Kaltkompressen zu versorgen. Diese Anfragen hätte ansonsten das Pflege- oder Servicepersonal erledigen müssen. Weiterhin wird durch den Einsatz der Technologien mutmaßlich die Strahlenbelastung reduziert. (Constantin Schulte Strathaus)

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