Wirtschaft

Fracking: Über diesen Bohrturm in Tunkhannock im US-Bundesstaat Pennsylvania werden Unmengen an Wasser, Sand und Chemikalien in den Boden gepumpt, um Gas aus dem Untergrund zu lösen. Anschließend wird dieses Gas gefördert. (Foto: dpa/Jim Lo Scalzo)

14.04.2022

Söder will umstrittenes Fracking prüfen

Auch in Bayern gibt es Potenzial für Schieferöl und damit für Schiefergas

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat angesichts des Ukraine-Krieges und der Abhängigkeit von russischem Erdgas und Erdöl eine ergebnisoffene Prüfung von Fracking in Deutschland angeregt. Der politische Gegenwind schlug ihm daraufhin postwendend ins Gesicht.

Trotz der Bemühungen um eine schnelle Energieunabhängigkeit von Russland lehnt Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck Fracking in Deutschland ab. „Ich glaube, dass das nicht der Weg ist, den wir gehen sollten“, sagte der Grünen-Politiker am Montag in Berlin. Zum einen würden umfangreiche Genehmigungen lange dauern und in der akuten Situation nicht weiterhelfen. Außerdem wolle die Bundesregierung möglichst schnell weg vom Erdgas hin zu erneuerbaren Energien und Wasserstoff. „Und das ist, glaube ich, auch für Fracking und Erdgas nicht der beste Grund für eine Investitionsentscheidung“, sagte Habeck.

Dabei könnte Deutschland vom Fracking profitieren. „Wir könnten die Hälfte der Importe aus Russland durch heimisches Gas ersetzen – und das für Jahrzehnte“, sagte Hans-Joachim Kümpel der Bild-Zeitung. Der Professor war von 2007 bis 2016 Präsident der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR). Allerdings wäre das Frackinggas rund 20 Prozent teurer als das Gas aus Russland.

Umweltschützer lehnen die Methode strikt ab

Derzeit gibt es laut Bundeswirtschaftsminister Habeck keinen Antrag eines Unternehmens für Fracking in Deutschland – weder auf Probebohrungen noch auf tatsächliche Förderung. Beim sogenannten unkonventionellen Fracking wird mit Chemikalien vermischtes Wasser unter hohem Druck in Schiefergestein gepresst und das Gestein großflächig aufgebrochen, um Gas oder Öl zu fördern. Umweltschützer*innen lehnen die Methode strikt ab, weil sie befürchten, dass Wasser verschmutzt wird, es zu Erdbeben kommt oder das Treibhausgas Methan unkontrolliert austritt. Fracking ist in Deutschland weitgehend verboten, zu Forschungszwecken können jedoch Vorhaben zugelassen werden.

Der Bundesverband Erdgas, Erdöl und Geoenergie (BVEG) aus Hannover hingegen verweist auf den im Mai 2021 veröffentlichten Abschlussbericht der Expertenkommission Fracking. Dieser betont, dass das in tiefen geologischen Formationen vorhandene Grundwasser sich in seiner chemischen Zusammensetzung und den physiko-chemischen Eigenschaften wesentlich von den als Trinkwasserressource genutzten oberflächennahen Grundwässern unterscheidet. Tiefengrundwässer sind hochmineralisiert und weisen für die oberflächennahen Umweltbedingungen störende Inhaltsstoffe auf. Deshalb müssen sowohl für den Flowback aus den Frackingprozessen als auch für die Lagerstättenwässer im Vorfeld eines Frackingvorhabens Konzepte zur Aufbereitung, Lagerung und Entsorgung vorgelegt werden. Dabei muss der Fokus auf der Aufbereitung und Wiederverwendung liegen, um den Wasserverbrauch zu reduzieren. Für die Nachbetriebsphase sind verbindliche Regelungen mit dem bergrechtlich verantwortlichen Unternehmen zu treffen.

Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe geht davon aus, dass es vor allem Schiefergaspotenzial in Norddeutschland und am Oberrheingraben gibt. Aber auch in Bayern könnte es Schieferölpotenzial geben und somit eventuell auch Schiefergaspotenzial. Das Potenzialgebiet erstreckt sich in etwa vom Bodensee im Westen bis zum Ammergebirge im Osten. Doch laut BVEG hat sich die Förderindustrie in den vergangenen Jahren damit nicht mehr befasst.

Unklar ist auch, ob bei Fracking die Gefahr von Minierdbeben besteht, wie das bei Tiefengeothermie der Fall ist. Dem BVEG zufolge gibt es hierzu keine Informationen, weil für Deutschland schlicht keine Daten aus Bohrungen vorhanden sind. Somit kann Söders Vorstoß sinnvoll sein, oder auch nicht. Diesen rundweg abzulehnen, ist jedoch fragwürdig. Denn wie der Weg Deutschlands und damit Bayerns aus der Energieabhängigkeit von anderen Staaten aussehen wird, kann nur klar werden, wenn man alle Optionen prüft – auch das Fracking.
(rs, dpa)

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