Der Airbus-Konzern plant, bis 2030 an allen Standorten die CO2-Emissionen im Vergleich zu 2015 um 63 Prozent zu reduzieren, den Energieverbrauch um 20 Prozent. Anlässlich der Bayerischen Energietage stellte Airbus Helicopters in Donauwörth sein Energiekonzept vor. Ein Punkt dabei: die Umrüstung der Beleuchtung auf energieeffiziente LED-Technik. Beim Werkrundgang wurde deutlich, wie unglaublich viel Elektronik in einer Hubschrauber-Kabine verbaut werden muss. Für die Arbeiter in der Montagehalle bei Airbus Helicopters heißt das höchste Konzentration bei jedem Handgriff – und möglichst gute Lichtverhältnisse.
Der größte Arbeitgeber in Nordschwaben
Bei der LED-Umrüstung sei das eine große Herausforderung gewesen, erklärte Timo Gayr vom Energiemanagement-Team des Hubschrauber-Herstellers: „Es wurden nicht nur die Leuchtmittel getauscht, sondern auch eine tageslichtabhängige Steuerung eingeführt.“ Durch die Milchglasscheiben im Sheddach kommt Tageslicht durch und der helle Fußboden reflektiert das Licht. So wirkt die alte Montagehalle lichtdurchflutet und modern. „Automatisierung und Sensorik sind natürlich teuer, aber durch die Energieeinsparung macht sich das bezahlt“, schilderte Gayr. Das Airbus-Werk Donauwörth ist der größte Arbeitgeber in Nordschwaben: Mit rund 7000 Beschäftigten werden hier rund 130 Hubschrauber im Jahr produziert; darüber hinaus Flugzeugtüren und für viele Kunden-Hubschrauber wird im Werk die Wartung durchgeführt. Airbus Helicopters führt die weltweit umfangreichste Modellpalette und ist auf dem zivilen Hubschrauber-Markt mit einem Anteil von 54 Prozent mit Abstand Weltmarktführer.
„Wer Hubschrauber entwickelt und baut, hat Energieeffizienz im Blut“, machte Hans Bartosch, Mitglied der Geschäftsführung deutlich, dass Energie für die Hubschrauber-Bauer keine neue Disziplin sei. „Senkrecht starten und landen erfordert viel Energie, aber es gibt den Hubschraubern auch einzigartige Fähigkeiten, nämlich dort landen und starten zu können, wo sonst kein anderes Fluggerät und oft auch kein anderes Fahrzeug hinkommt.“ Beim Transport von Unfallopfern, in der Bergrettung oder Vermisstensuche seien Hubschrauber deshalb unverzichtbar. Etwa zwei Drittel aller Hubschrauber in Deutschland seien im Dienst einer staatlichen Institution oder eines Rettungsdienstes unterwegs. „Bei solchen Einsätzen zählt jedes Gramm, das ein Hubschrauber zusätzlich an Bord nehmen kann, jede Minute, die er länger in der Luft steht. Seit Jahrzehnten arbeiten wir daher daran, unsere Hubschrauber so energieeffizient wie möglich zu konstruieren“, betonte der Geschäftsführer. Die „Volumenmodelle“ der Donauwörther H135 und H145 hätten den niedrigsten CO2-Ausstoß ihrer Klasse.
Energie und CO2 einsparen
Bartosch zufolge sollen die CO2- und Energie-Einsparziele über drei Wege erreicht werden: Umrüstungen auf neue, effiziente Technik, erneuerbare Energien und umweltbewusstes Verhalten der Belegschaft. Hier fördere Airbus Fahrgemeinschaften, die über das Intranet des Unternehmens gebildet werden könnten. Das Unternehmen wolle sich aber auch für eine Fußgängerunterführung einsetzen. Zwar liegt das Airbus-Werk direkt am Bahnhof, wegen des fehlenden Tunnels müssen Bahn-Pendler aber über einen Kilometer Fußweg bis zum Haupttor zurücklegen.
Solarpark-Partnerschaft „Die Energiegewinnung aus erneuerbaren Quellen bedeutet für uns im ersten Schritt Photovoltaik“, ließ Bartosch einblicken, „alle infrage kommenden Dächer am Standort werden oder sind bereits mit dieser Technik ausgestattet.“ Bisher sei hier rund ein Megawatt PV-Leistung installiert. Batterie-Speichersysteme für den grünen Strom wolle man noch dieses Jahr in Betrieb nehmen. „Leider sind die Flächen am Standort selbst limitiert“, bedauert der Manager. Der große Firmenparkplatz würde sich zwar gut für eine Solar-Überdachung eignen, liege aber im Hochwasserschutzgebiet der Donau und sei deshalb nicht ohne weiteres zugänglich. Daher habe man zusammen mit dem Partnerunternehmen GP Joule in der Region nach geeigneten Flächen gesucht. Bartosch: „Seit sieben Monaten beziehen wir nun den Solarstrom aus dem Solarpark Tapfheim.“ Mit Solarpark und PV-Anlagen auf den Firmendächern könnten zehn Prozent des Strombedarfs gedeckt werden.
Das Erneuerbare-Energie-Unternehmen GP Joule GmbH hat einen Standort in Norddeutschland und einen in Buttenwiesen, im Nachbarkreis Dillingen gelegen. Markus Tischer, Projektleiter bei GP Joule, erklärte die Besonderheiten des Solarparks „Donauried“ in der Gemeinde Tapfheim: Der geerntete Solarstrom werde hier nicht ins öffentliche Netz eingespeist, sondern es sei eine Direktleitung zum Airbus-Werk verlegt worden. „Bei der 6,5 km langen Leitung gab es einige Hindernisse. Die Donau musste im Horizontal-Spülbohrverfahren unterquert werden. Das war für unsere Techniker und die ausführende Firma eine große Herausforderung“, sagte Tischer. Die elektrische Energie werde ins Werksnetz von Airbus eingespeist. An Wochenenden ohne Strombedarf könne der Solarstrom von dort ins öffentliche Netz weitergeleitet und vermarktet werden.
Der Solarpark wird von einer Tochterfirma betrieben
Der Solarpark mit 3,5 Megawatt Leistung wird von einer GP-Joule-Tochterfirma betrieben, die den Strom an Airbus Helicopters verkauft. Hierzu sei laut Tischer ein „Power Purchase Agreement“ (PPA) getroffen worden mit der Lieferung von jährlich mindestens 3 GWh Strom zum festen Preis über eine Laufzeit von zehn Jahren. Mit dem PPA-Vertrag könne Airbus günstig grünen und planbaren Strom für seine industriellen Prozesse beziehen und damit zum Erreichen seiner Unternehmensziele beitragen. Patrick Augustin von der IHK Schwaben stellte hierzu einen Vorschlag der Deutschen Industrie- und Handelskammer vor: Die Bundesregierung solle PPAs mit 25 Prozent Investitionszuschuss und reduzierten Netzentgelten fördern. So könnten die Industriestrompreise stabilisiert, Produktions-Standorte gesichert und gleichzeitig der Ausbau der Erneuerbaren beschleunigt werden.
Photovoltaikstrom von innen und außen Im Solarpark Tapfheim wurden die Solarmodule optimal nach Süden ausgerichtet für einen höchstmöglichen spezifischen Stromertrag. Bei einer Photovoltaikanlage auf einem vierstöckigen Bürogebäude des Airbus-Werks sind die Module dagegen ost-west-orientiert installiert. Martin Behringer von Airbus zeigte auf dem Werkrundgang die Dachanlage mit 300 kW Leistung: „Vom Solarpark bekommen wir die Maximalmenge des Stroms um die Mittagszeit. Hier haben wir dagegen eine flachere Erzeugungskurve, damit wir den Eigenstrom voll nutzen können.“
Halbzeit auf dem Weg zum Konzernziel
Guido Lumpe, Leiter des Energiemanagement-Teams lieferte einen Überblick über die Maßnahmen bei Airbus Helicopters. In der „Halbzeit“ auf dem Weg zum Konzernziel im Jahr 2030 habe man in Donauwörth auch ungefähr die Hälfte der Vorgaben erfüllt: Der Energieverbrauch konnte um 10,9 Prozent, der CO2-Ausstoß um 35 Prozent gegenüber 2015 gesenkt werden. Neben den Bereichen Photovoltaik und LED-Beleuchtung sei bereits die zentrale Drucklufterzeugung auf effizientere Technik umgerüstet worden. Bei den zwei gasbetriebenen Blockheizkraftwerken (BHKW) sei eine effizientere, wärmegeführte Fahrweise eingeführt worden. Außerdem baue man eine Ladeinfrastruktur für Elektroautos auf mit inzwischen 82 Ladepunkten, die bei den Mitarbeitern einen hohen Anklang finde.
Bei den zukünftigen Themen solle vor allem die Photovoltaik ausgebaut werden. Mittel- bis langfristig sei vorgesehen, die BHKW auf Wasserstoff oder Biogas umzustellen. „Hier laufen bereits Gespräche“, sagte Lumpe. Außerdem solle der Einbau eines Elektrodenkessels im Heizhaus geprüft werden: „Wenn wir dann genügend grünen Strom haben, könnten wir in den Sommermonaten komplett auf Gaskessel verzichten und den Standort mit erneuerbarem Strom versorgen“, so der Energiemanager. Angedacht sei darüber hinaus der Einsatz von Wärmepumpen, darunter einer Flusswasser-Wärmepumpe in der Donau.
(Christian Dany)
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