Wirtschaft

Vom Windpark bei Laubendorf profitieren viele. (Foto: Wraneschitz)

30.06.2023

Vereins- und Gemeindekassen füllen

Wenn Windkraftanlagen in Bürgerhand sind

Wenn Wind- oder Solarkraftwerke in Bürgerhand sind, können sie viel Gutes bewirken. Ein gutes Beispiel: Jene Gesellschaft, die beim Langenzenner Ortsteil Laubendorf (Landkreis Fürth) sechs Windkraftwerke betreibt. Sie füllen durch ihre Stromumsätze nicht nur die Kassen der Standortkommunen.

So bekam die Freiwillige Feuerwehr FFW Laubendorf mit 10.000 Euro nun die „größte Einzelspende der Vereinsgeschichte“. Die soll laut FFW-Vorstand Jochen Hollweck der neu gegründeten Jugendfeuerwehr zugutekommen. Das haben die 241 Gesellschafter aus Langenzenn und Umgebung genauso entschieden, wie aus den Einnahmen im vergangenen Jahr 2022 die Bürgerstiftung Langenzenn mit 5000 Euro zu bedenken.

Von den Erträgen profitieren

Und gerade, wenn die Betreiber sich regional verwurzelt fühlen, können auch Kommunen rund um Windkraftanlagen von deren Erträgen profitieren. So werden sich die Stadt Langenzenn, der Markt Emskirchen und die Gemeinde Hagenbüchach (beide im Nachbar-Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim) jene 62 000 Euro teilen, die das Erneuerbare-Energien-Gesetz als „freiwillige Kommunalabgabe“ erlaubt. Nicht zu vergessen: Der Standortstadt Langenzenn geht der Betrag von 300.000 Euro an Gewerbesteuer zu. Wegen der sehr hohen Börsenstrompreise 2022 konnte auch die Laubendorfer Windkraftanlage mehr Einnahmen generieren, als in den Prognosen vorgesehen.

Übrigens wäre es beinahe nicht zur Inbetriebnahme des Windparks gekommen: Als schon Fundamente gegossen, Bauteile für Türme und Gondeln geliefert worden waren, erließ Bayerns Staatsregierung im Jahre 2014 die sogenannte 10H-Verordnung. Danach sollten Windkraftanlagen nur noch errichtet werden dürfen, wenn sie den zehnfachen Abstand ihrer Höhe zu Wohngebieten einhalten. Diese 1960 Meter Entfernung bis Laubendorf hätten nie eingehalten werden können. Doch irgendwann wurde in München beschlossen, bereits im Bau befindliche Windparks dürften noch errichtet werden. Und so konnten dann doch die fünf Anlagen der Bürgerwindenergie Langenzenn errichtet werden. In der Zwischenzeit wurde sogar ein weiteres Windkraftwerk dazu gebaut.

Nun aber scheint auch in Bayern die starre Anwendung von 10H zu kippen: „Bundesminister Robert Habeck hat der Staatsregierung den Zahn gezogen. „In bestehenden Windvorrang- und Vorbehaltsgebieten gilt schon jetzt kein 10H mehr“, erklärt Erich Wust. Der Projektentwickler aus dem wenige Kilometer entfernten Markt Erlbach hat den Langenzenner Windpark umgesetzt, wie auch einige andere Ökostromkraftwerke in der Gegend.

Im Einklang mit den Kommunen

Für ganz Mittelfranken mit seinen Planungsregionen 7 und 8 rechnet Wust außerdem damit, „dass die Planungsverbände in Ansbach im Laufe dieses Jahres das 1,8-Prozent-Ziel abschließen“, sie also knapp 2 Prozent der Fläche im Bezirk als Windgebiete ausweisen. „Das passiert im Einklang mit den Kommunen“, wie er ausdrücklich betont.

Doch werden dann auch sofort jede Menge neuer Windräder aufgestellt? Nein, sagt Wust. Denn auch künftig werden die Genehmigungsverfahren lange Zeit in Anspruch nehmen. Wobei er auf den neuen § 2 im Bundesgesetz EEG hofft. Womöglich führe der dort eingeführte „vorrangige Belang der erneuerbaren Energien“ dazu, dass die „zeitaufwendigen Artenschutzuntersuchungen über eine ganze Vegetationsperiode nicht mehr so oft notwendig sein werden“.

Und dann könnte vielleicht auch schneller ein größerer neuer, interkommunaler Windpark im Landkreis Fürth entstehen, zwischen Zirndorf, Großhabersdorf und Cadolzburg. Für diese Fläche sprechen Regierung und Kommunen offenbar aktuell über die Aufnahme in den Raumordnungsplan. Wobei danach noch die Projektentwicklung anstünde, die Ausschreibung – und die Lieferung der Anlagen: die allein dauert etwa ein Jahr.

Aber ob dann dort auch Bürgerwindkraftanlagen gebaut werden wie in Langenzenn oder Wilhermsdorf, mit Menschen aus den Standortkommunen als Gesellschafter, die bestimmen, wohin die Gewinne fließen? Wenn es nach Projektentwickler Wust geht: sicher. Doch es gibt auch jede Menge anderer Investitionsmodelle, mit denen Wind- oder Solarparks finanziert werden können. Und viele interessierte Projektentwickler.
(Heinz Wraneschitz)

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