Wirtschaft

Rund 5000 deutsche Unternehmen sind in China engagiert. (Foto: dpa/Soeren Stache)

02.10.2023

Zwischen Vorsicht und Hoffnung

Wie man mit China umgeht

„Xi ist ein zweiter Putin“, sagt Botschafter a. D. Volker Stanzel beim Journalistenseminar „Veränderte Weltwirtschaft: die Rolle Chinas“ der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) in München über den chinesischen Machthaber Xi Jinping. Dennoch plädiert der frühere Botschafter der Bundesrepublik in China für einen konstanten Dialog mit der Volkswirtschaft. In aller Klarheit offenbart er, dass die deutsche Wirtschaft mit ihren rund 5000 in der Volksrepublik engagierten Unternehmen (die Mehrheit davon aus Bayern) nur eine Chance hat, wenn sich Europa einig ist und geschlossen dem unverhohlenen Machtstreben Xis entgegentritt. Ein geeintes europäisches Auftreten gegenüber China hätte laut Stanzel durchaus Gewicht, denn stellt die EU mit ihrem Binnenmarkt die größte Volkswirtschaft der Welt dar. Außerdem hätten auch andere Firmen aus der EU etwas vom großen Chinaengagement der deutschen Wirtschaft. Sie seine schließlich häufig als Zulieferer für deutsche Unternehmen im Huckepack-Verfahren mit in die Volksrepublik gegangen.

Umso wachsamer muss laut Stanzel der Umgang Europas mit China sein. Denn im Falle einer Seeblockade Taiwans, die er für durchaus wahrscheinlich hält, weil es schon entsprechende Manöver der chinesischen Marine gab, könnte es schnell zu einem Krieg kommen. „Es ist die Frage, wie Japan und die USA reagieren. Und dann ist der Schaden für uns viel größer als jetzt durch den Krieg in der Ukraine“, so Stanzel, der auch Politischer Direktor des Auswärtigen Amtes war.

Fatale Folgen

„So ein Krieg hätte fatale Folgen“, betonte vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt. Denn 2022 exportierten bayerische Unternehmen Waren im Wert von 18,4 Milliarden Euro nach China. Das waren 8,5 Prozent aller Exporte des Freistaats. Die Volksrepublik rangiert damit auf Platz 3 der wichtigsten Exportmärkte der bayerischen Wirtschaft. Dennoch ware es laut Brossardt falsch, angesichts der veränderten Weltwirtschaft die Erfolgsgeschichte der Globalisierung über Bord zu werfen und ganze Produktionen ins Inland oder ins nahegelegene europäische Ausland rückzuverlagern. „Vielmehr brauchen wir eine multipolare Welt mit möglichst freiem Handel und offenen Märkten mit stabilen Wirtschaftsbeziehungen, neue Freihandelsabkommen sowie Rohstoff- und Investitionspartnerschaften überall auf der Welt. „Gerade die Rohstoffabkommen stecken noch in den Kinderschuhen“, unterstrich  der vbw-Hauptgeschäftsführer.

Allerdings werden sich die deutschen Unternehmen in China auf Veränderungen einstellen müssen. Den Xis proklamierte duale Volkswirtschaft bedeutet laut Ex-Botschafter Stanzel einen riesigen Binnenmarkt für die Einheimischen und einen Identitätswechsel: „Ausländische Unternehmen müssen chinesische Unternehmen werden.“ Insofern müsse idealerweise auf europäischer Ebene der richtige Umgang mit China gefunden werden. Investitionskontrolle für chinesische Unternehmen, wenn sie sich in der EU engagieren wollen, und eine europäisch organisierte Exportkontrolle, damit nicht unerwünschterweise europäische Technologien in die Volksrepublik gelangen.

Als Fazit des Austauschs mit dem ehemaligen Botschafter könnte man zwei Regeln nennen: „Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste“ und „Prinzip Hoffnung“. 
(Ralph Schweinfurth)

Kommentare (0)

Es sind noch keine Kommentare vorhanden!
Die Frage der Woche
X
Vergabeplattform
Vergabeplattform

Staatsanzeiger eServices
die Vergabeplattform für öffentliche
Ausschreibungen und Aufträge Ausschreiber Bewerber

Jahresbeilage 2024

Nächster Erscheinungstermin:
28. November 2025

Weitere Infos unter Tel. 089 / 29 01 42 54 /56
oder
per Mail an anzeigen@bsz.de

Download der aktuellen Ausgabe vom 29.11.2024 (PDF, 19 MB)

E-Paper
Unser Bayern

Die kunst- und kulturhistorische Beilage der Bayerischen Staatszeitung

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.