Bauen

Der Erweiterungsbau des Berufsschulzentrums Nördlingen. (Foto: Obel Architektenbüro)

19.07.2018

Angenehme Atmosphäre

Generalsanierung und Erweiterung des Berufschulzentrums Nördlingen

Nördlingens größte Schule war in die Jahre gekommen, an den noch vom Beginn der 1960er Jahre stammenden Gebäuden gab es auch nach der Sanierung des Hauptgebäudes (2014 abgeschlossen) weiter teils erheblichen Sanierungsbedarf – zu sehr, wie der Landkreis befand und nach einer öffentlichen VOF-Ausschreibung das Donauwörther Architekturbüro Obel Architekten mit der Instandsetzung und Erweiterung beauftragte. Das fertige Ergebnis wurde von der Bayerischen Architektenkammer in seine diesjährige Architektouren-Liste aufgenommen und stand für interessierte Besucher am dritten Samstag im Juni für einen Besuch offen.

Das neue Gelenk der weitläufigen Anlage aus Berufs-, Techniker- und Wirtschaftsschule – Nutzfläche: 3100 Quadratmeter – ist die zweigeschossige, 457 Quadratmeter große Pausenhalle, die einen niedrigen, nur einstöckigen Vorgängerbau wie auch das frühere Treppenhaus ersetzt. Die allseitig von großen Fensterflächen umgebene, lichterfüllte Halle bietet neben ihrer nun intensivierten Funktionalität – beide Anschlussbaukörper können ohne Geschosswechsel durchquert werden – jetzt auch ein ästhetisches Erlebnis.

Eine breite Treppe und ein ebensolcher Steg lassen viele unterschiedliche Perspektiven der Raumwahrnehmung zu. Zugleich unterstreichen die verwendeten Materialien, Oberflächen und Farben – Metall für die Treppe, die Brüstung und die elegant abgehängten Zugelemente des Stegs, weiß und grau für den Boden und die Wandschale, blau und Eichen-Holztöne ergänzen das Farbkonzept – die geplante Aufwertung der Lern- (und Lebens-)Umgebung.

Lässige Sitzelemente

Ein besonderer Clou gelang mit der photomechanischen Reproduktion des früheren Sgraffitobands mit Darstellungen der hier gelehrten Berufe: Da eine Erhaltung des Originals nicht realisierbar war, vertritt nun das Repro, eine 20 Meter lange Alu-Verbundkonstruktion, diesen historischen Aspekt der Berufsschule.
Spannend wird es, wenn man von hier aus in den südlich anschließenden, rundum sanierten Baukörper eintritt: Hier befindet sich der Speisesaal, der sich zur Pausenhalle hin öffnen lässt und so ein Backoffice bei Veranstaltungen unterschiedlichster Größe sein kann – mit einer leichten Trennwand lässt sich der Raum teilen – daneben geht es ebenerdig auf die Terrasse. Hölzerne Lamellenwände schlucken den Schall.

Lässige Lounge-Sitzelemente und praktikable Hochbänke und -tische können sich sehen lassen und werfen einen Augenschein auf die große Schulbau-Erfahrung des Planers Wolfgang Obel, dem qualifizierter Nachwuchs für das Handwerk ein großes Anliegen ist – damit steht er als kongenialer Partner an der Seite von Landrat Stefan Rössle, über dessen Engagement im Bildungsbau jüngst mehrfach berichtet wurde.

Ebenso wirksam wurde auch der Begriff Inklusion umgesetzt: Die Lebenshilfe Donau-Ries Werkstätten GmbH bieten den Service ihrer Austeilküche durch ein Team auch mit behinderten Mitarbeitern an – die ersten Rückmeldungen der Nutzer sind ermutigend. Weiter hinten im Flügel finden die Kfz-/E-Mobil-Fachleute ihren Platz, die hier alle Voraussetzungen für moderne Fahrzeug- (und Hebe-)Technik mit Raumhöhen über 3,20 Meter finden.

Pausenhalle aus Stahlbeton

Ähnlich durchdacht sind die Klassenzimmer und Vorbereitungsräume im Stockwerk darüber – mit allen technischen Finessen ausgerüstet. Die Haus- und weitflächig verfügbare Netzwerktechnik stellte hohe Anforderungen an die Planer und Fachingenieure, aber auch analoges Wissen wird in Bibliotheken für Schüler wie für Lehrer bereitgestellt. Aber auch hier sollen die geradezu haptische Erfahrbarkeit der Räume und deren Oberflächengestaltung kognitive Fähigkeiten aktivieren, die Aktivitäten der Nutzer durch eine wertige Umgebung fördern.

Da ist es sinnvoll, dass die konstruktiven Anforderungen wesentlich durch den Einsatz eines Betonskelettbaus mit Stahlbetonrippen- beziehungsweise -flachdecken gelöst wurden, sodass die Einteilung der Raumeinheiten für spätere Veränderungen weitgehend variabel bleibt.

Die Pausenhalle ist dagegen aus Stahlbeton gefügt. Wie so oft, entziehen sich knifflige Details einer oberflächlichen Betrachtung – so wie ein komplett neues Fundament an dieser Stelle, da die alte Halle keines besaß. Zur Anschaulichkeit: Es ist in etwa ebenso schwer wie die gesamte Einwohnerschaft Nördlingens.
All diese Aspekte verdeutlichen die Komplexität einer solchen Bauaufgabe auf mehreren Ebenen, von denen die Funktionalität über die Konstruktion, die Nutzung im Bezug zur Nutzungsdauer und der städtebauliche und soziale Bezug nur die wichtigsten sind. (BSZ)

(Die lichtdurchflutete Aula und ein Blick in die Mensa - Fotos: Obel Architektenbüro)

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