Bauen

Blick in den Hof der neuen Mensa auf dem Forschungscampus Garching. (Foto: Michael Heinrich)

11.09.2019

Ansprechende Architektur

Neubau einer Mensa auf dem Forschungscampus Garching der Technischen Universität München

Die Alte Mensa am Campus Garching aus dem Jahr 1978 ist eine Ikone ihrer Zeit. Der Mensabetrieb ist jedoch nach den Betriebsjahren nicht mehr möglich, da die technische Gebäudeausstattung verbraucht ist und der Küchenbereich keinerlei Bezug zum Außenraum hat. Außerdem war das Versorgungsvolumen mit der Zeit viel zu gering geworden. Also hat man sich 2012 dazu entschlossen, für das Hochschul- und Forschungsgelände in Garching mit seinen 15 000 Studenten und 7000 Mitarbeitern eine neue Mensa zu bauen. 44,5 Millionen Euro wurden bereitgestellt, um auf 5300 Quadratmetern Nutzfläche mit modernster Küchentechnik den höchsten Ansprüchen einer Exzellenzuniversität zu genügen.

Statt an der bekannten Linienausgabe anzustehen, bewegt man sich frei zwischen den zehn unterschiedlichen Ausgabestellen. An den Selbstbedienerkassen bezahlt der Gast exakt nach Gewicht. Dies führt zu einer deutlichen Reduktion der übermäßigen Ausgaben, da die Gäste nun mit viel mehr Augenmaß aus dem Essensangebot auswählen.

Aus der Mensa Garching werden bis zu 7300 Gäste täglich mit Mittagessen versorgt. Die Spitzenbelastung der Mensa ist auf die 1500 Sitzplätze im Speiseraum ausgelegt. Hieraus ergibt sich ein etwa 3,5-facher Sitzplatzwechsel. In der Cafeteria stehen rund 200 Sitzplätze für die Versorgung mit Zwischenverpflegung zur Verfügung. Weitere Sitzplätze sind im Innenhof vorgesehen.

Freigestellter Baukörper

Die Großküche in der Mensa ist als Voll- beziehungsweise Zubereitungsküche mit hohem Convenienceanteil konzipiert. Die Speisen werden im Cook & Serve (Warmverpflegungssystem) produziert und ausgegeben. Es wird täglich frisch vor Ort gekocht und sofort verzehrt. Das Essen wird also weder abgekühlt noch wieder erwärmt.

Durch den Einsatz material-, energie- und wassersparender technologischer Verfahren sowie multifunktionaler Küchengeräte, die eine rationelle handwerkliche Speisenfertigung ermöglichen, wird zum einen den aktuellen Anforderungen an einen schonenden Umgang mit Ressourcen Rechnung getragen. Modulare Selbstbedienungstheken im Wechsel mit Front-Cooking-Stationen und der Einsatz modernster Küchentechnik – von der Spülmaschine in der Größe eines Lieferwagens, über die automatische Sortierung der Teller zur Selbstbedienungskasse – ermöglichen einen optimalen Personaleinsatz.

Die Essensausgabe ist als sehr flexibler Free-Flow-Bereich konzipiert. Die einzelnen Ausgaben werden in der Menüabfolge angeordnet, sind jedoch nicht in einer Linie. Dadurch verteilen sich die Verpflegungsteilnehmer und es können mehr Personen versorgt werden. Der Gast findest an acht verschiedenen Theken – unter anderem Pizza, Wok, Grill, Suppenstation, Salatbar – ein reichhaltiges, kulinarisches Angebot.

Der Neubau ist von allen Seiten gut sichtbar, der Baukörper freigestellt. Mit klarer, kraftvoller und raumstarker Architektursprache – so die Begründung des Preisgerichts für den 1. Preis des europaweit ausgeschriebenen Architektenwettbewerbs – haben Meck Architekten das Zentrum inmitten der großen Fakultäten Chemie, Physik, Maschinenwesen und der Einrichtungen um den Reaktor mit der ForschungsNeutronenquelle Heinz MaierLeibnitz sowie des U-Bahn-Bahnhofs und zukünftigem Kommunikationszentrum Galileo neu definiert.

Die städtebauliche Konzeption entspricht den Anforderungen des Masterplans „Science City Garching“, der das Ergebnis des städtebaulichen Wettbewerbs zur Neuordnung und Weiterentwicklung des Hochschul- und Forschungsgeländes Campus Garching darstellt. Mit dem zukünftigen Rückbau des bestehenden Plateaus der alten Mensa wird die zentrale Mitte nach Norden weitergeführt. Der Weg durch den Neubau von Süd nach Nord reagiert auf die neu geschaffene Freifläche im Vorfeld des Catalysis Research Centers (CRC). Auf diese Weise werden auch die bestehenden Institutsbauten sowie weitere Neubauten und Nachverdichtungen, die sich im Norden der neuen Mensa befinden, sehr gut angebunden.

Über einen Hof, einem zentralen Treffpunkt, werden die einzelnen Bereiche erschlossen. Er dient als Freifläche für die Cafeteria, ist Ort der Begegnung und der Kommunikation und wird von schattenspendenden Kiefern überstanden. Das Foyer als räumliche Erweiterung des Hofs beherbergt die Vertikalerschließung, die Basis (Sockel) und Raum (Speisesaal) verbindet. In der Basis sind die öffentlich zugänglichen Bereiche um den Hof gruppiert: Foyer, Cafeteria und Campus-Kneipe sorgen für pulsierendes, kommunikatives und studentisch-attraktives Leben.

Für das Obergeschoss gilt: Vorbereiten, Kochen, Ausgeben, Essen, Rückgeben und Spülen, gemeinschaftlich auf einer Ebene. Die Funktionsverteilung gehorcht dem Personen- und Warenfluss, wobei sich der Speisesaal in die Mitte öffnet. Blickbeziehungen über den Hof zur Cafeteria und zum Foyer lassen die räumliche Komplexität spürbar werden und sorgen für gute Orientierbarkeit.

Tragrost aus Stahlbeton

Ein Tragrost aus Stahlbeton bildet das Dachtragwerk des Speisesaals und verleiht dem Raum in Verbindung mit dem seitlichen Lichteinfall eine einzigartige Atmosphäre. Die hohe Speichermasse der Konstruktion reguliert ausgleichend die klimatischen Schwankungen. Die verwendeten Materialien erscheinen in ihrer natürlichen Oberfläche und sprechen damit für sich. In den Sichtbetonflächen in den Innenräumen findet sich das Muster der Fassade aus Seekieferfurnierschichtholz wieder. Der fast schwarze Boden aus Gussasphalt bildet den zurückhaltenden und dennoch kraftvollen Gegenspieler zum massiven Deckentragwerk aus Stahlbeton.

Um den hohen Anforderungen an energieeffizientes Bauen gerecht zu werden und damit einen Beitrag zum Erreichen der bayerischen Klimaschutzziele zu leisten, wurde durch eine thermische Simulation des Gebäudes die optimale Kombination von Gebäudehülle hinsichtlich Wärmedämmung und Speichermasse sowie der dazu passenden technischen Gebäudeausrüstung herausgearbeitet. Der Primärenergiebedarf unterschreitet mit 302 kW/(m²a) den geforderten Höchstwert von 440 kW/(m²a) um mehr als 30 Prozent. Die Lüftungsanlagen mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung sparen bis zu 328 Tonnen CO2 im Jahr. Durch die Photovoltaikanlage auf dem Dach wird ein weiteres Einsparpotenzial von acht Tonnen CO2 erreicht.
(Christian Brandauer, Daniel Dörr)

(Die Ausgabe mit der Küche und der Speisesaal mit dem Hof - Fotos: Michael Heinrich)

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