Bauen

Das austernförmige Rugby-Stadion Aviva. (Foto: Wiegand)

17.07.2015

Backsteinhäuser und Stahl-Glas-Beton-Bauten

Die Bauten Dublins verbinden acht Jahrhunderte

Dublin, das ist die Stadt der Pubs. Richtig, aber nicht nur. Die mehr als 1000-jährige Hauptstadt der Republik Irland besitzt Bauten aus acht Jahrhunderten. Zu den ältesten zählen die Christ Church Cathedral von 1170 und St. Patrick’s Cathedral von 1220. Letztere ist Dublins Wahrzeichen und dem Nationalheiligen St. Patrick gewidmet, der Irland schon im 5. Jahrhundert das Christentum brachte. Und bloß nichts gegen das gute Guinness sagen. Benjamin Guinness, der Enkel des Brauereigründers, ließ das marode gewordene Gotteshaus in den 1860er Jahren auf eigene Kosten sanieren. Heute zeigt es sich, die Baustile von vielen Epochen vereinend, in voller Pracht und Patina.
Das gilt auch für Dublins Schloss. Der Record Tower, ein wuchtiger Rundturm von 1226, stammt noch aus der Zeit der Normannen, die Irland erobert hatten. Die Schlossteile erhielten im 18. und 19. Jahrhundert ihr heutiges Aussehen. Ein Muss ist auch das Trinity College von 1592, Irlands älteste Universität mit Bauten von Backstein bis Beton. Dort hütet die Alte Bibliothek (Old Library), errichtet 1732, das „Book of Kells“ mit den vier Evangelien, geschrieben um 800 und nun UNESCO-Weltdokumentenerbe.
Das austernförmige Rugby-Stadion Aviva
Bekannt ist Dublin auch für den georgianischen Baustil, benannt nach vier Königen namens Georg auf dem britischen Thron. Es sind symmetrische Backsteinbauten, oft mit Zierbögen, Pilastern (Wandpfeilern) und farbigen Türen mit halbrunden Oberlichtern.
Die meisten modernen Gebäude reihen sich am Liffey-Fluss, in den so genannten Docklands. Dieses frühere Hafengebiet wurde in den Boomjahren 1990 bis 2010 entwickelt und intensiv bebaut. Dann platzte Irlands Immobilienblase. Was dort steht, kann sich sehen lassen, so das riesige austernförmige Rugby-Stadion Aviva von 2010, geplant von Populous und Scott Tallon Walker Architects. Ein Hingucker am Liffey-Nordufer ist auch das Convention Centre von Kevin Roche, New York, dem in Dublin geborenen Star-Architekten und Prisker-Preis-Gewinner.
Gleich daneben schwingt sich die Samuel Beckett Bridge über den Fluss, eine drehbare Schrägseilbrücke von Santiago Calatrava in Gestalt einer liegenden Harfe, Irlands Wappen. Gefertigt wurde sie von der Firma Hollandia in Rotterdam und in fünf Tagen auf einem 90 x 29 Meter großen Ponton nach Dublin transportiert. An Eleganz übertrifft sie die von Calatrava entworfene James Joyce Bridge von 2003.
Auf der Südseite des Liffey-Flusses fällt wegen der goldbraunen Fassade das Riverside 1 von 2006 auf, konzipiert von Scott Tallon Walker Architects. Winzig wirkt das benachbarte The Ferryman, ein georgianisches Ziegelgebäude von 1780, nun ein kleines Hotel. In diese illustre Architektenrunde gehört auch Daniel Libeskind. Sein Grand Canal Square Theatre, ein dynamischer Stahl-Glas-Beton-Bau mit schimmernden Schrägflächen wurde im März 2010 fertig. Freude und Drama bescheinigten ihm die Experten.
Wie wahr, denn das Drama hatte bereits begonnen. Die Immobilienblase, befeuert durch eine laxe Steuer- und Geldpolitik, platzte. Die EU und der Internationale Währungsfonds bewahrten Irland vor dem Staatsbankrott. Bürobauten und Häuser verloren bis zu 60 Prozent an Wert, viele standen jahrelang leer. Die Pläne für spektakuläre Vorhaben landeten in der Warteschleife. Ein 35 Stockwerke hohes Hotel hinter dem National Conference Centre, geplant von Shay Cleary, wurde bisher ebenso wenig realisiert wie Norman Fosters U2 Tower oder der 130 Meter hohe Watchtower von Scott Tallon Walker.
Als Lichtblick gilt jedoch die – nach einer Umplanung durch McCauley Daye O’Connell – 2013 eröffnete Luxusherberge „The Marker Hotel“, ein strahlend weißer Bau gegenüber Daniel Libeskinds Theater. Auch die Regierung zeigt wieder Mut und hat für die neue Intercity-Straßenbahn die Rosie Hackett Bridge nach Plänen von Sean Harrington Architects bauen lassen, eröffnet im Mai 2014.
„Die Banken sind, wenn auch zögerlich, wieder zur Kreditvergabe bereit“, stellt Architekt Máirtín D’Allon fest. Das ist wichtig, hat doch der Baustopp zu Wohnungsmangel und kräftigen Mietsteigerungen geführt. Allmählich werden wieder Häuser gebaut, schick moderne von ODOS Architects. An Bauruinen drehen sich die Kräne und Architektur-Firmen stellen wieder Leute ein. „Alle meine ausgebildeten Studenten an der Architecture Technology School haben 2014 einen Job gefunden. Vorsichtig macht sich das Gefühl breit, dass wir das Schlimmste überstanden haben“, freut sich Máirtín. (Ursula Wiegand) (Die Calatrava-Brücke mit Durchblick aufs Convention Centre; Dublins Schloss und das Grand Canal Square Theatre - Fotos: Wiegand)

Kommentare (0)

Es sind noch keine Kommentare vorhanden!
Die Frage der Woche
Vergabeplattform
Vergabeplattform

Staatsanzeiger eServices
die Vergabeplattform für öffentliche
Ausschreibungen und Aufträge Ausschreiber Bewerber

Jahresbeilage 2023

Nächster Erscheinungstermin:
29. November 2024

Weitere Infos unter Tel. 089 / 29 01 42 54 /56
oder
per Mail an anzeigen@bsz.de

Download der aktuellen Ausgabe vom 24.11.2023 (PDF, 19 MB)

E-Paper
Unser Bayern

Die kunst- und kulturhistorische Beilage der Bayerischen Staatszeitung

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.