Die Generalinstandsetzung und Erweiterung des Oskar-von-Miller-Gymnasiums und des direkt angrenzenden Maximiliansgymnasiums in Schwabing ist ein Vorzeigeprojekt der Münchner Schulbauoffensive. Rund 165 Millionen Euro hat die Landeshauptstadt dafür in die Hand genommen. Die umfassende Generalinstandsetzung und Erweiterung erstreckte sich über vier Jahre. Sie bereichert heute das Jugendstilensemble um einen modernen Neubau mit Fachlehrsälen und um zusätzliche Unterrichtsräume im Dachgeschoss sowie im Souterrain. Ein besonderes Highlight sind die beiden unterirdischen Sporthallen im Innenhof mit ihrer effizienten Raum- und Flächenausnutzung. Die historischen Turnräume konnten dadurch in eine barrierefreie Aula und Mensa umgestaltet werden.
Aufgrund von baulichen, technischen und brandschutzrechtlichen Mängeln entsprach der Gebäudekomplex in vielerlei Hinsicht nicht mehr den heutigen Anforderungen. Zudem musste ein erhebliches Raumdefizit behoben werden. Im August 2018 fand der Umzug der beiden Schulen in ihre Ausweichquartiere statt. Für rund vier Jahre kamen die Schüler*innen in Pavillonanlagen unter: Das Maximiliansgymnasium an der Oettingenstraße und das Oskar-von-Miller-Gymnasium an der Domagkstraße. Parallel wurde mit den Bauarbeiten im Stammgebäude der beiden Schulen begonnen.
Die Modernisierung der Gymnasien umfasste die vollständige Sanierung von Tragwerks- und Brandschutzdefiziten, die Installation einer neuen Haustechnik sowie das Optimieren hinsichtlich Barrierefreiheit, Inklusion, Raumakustik und Bauphysik. Zudem hat das Baureferat die Gebäudehülle der Gymnasien energetisch saniert. Der sensible Umgang mit der historischen Bausubstanz war ein zentrales Anliegen. Ein weiteres wichtiges Ziel bestand darin, den Schulen durch den Ausbau des Dachgeschosses und des Souterrainbereichs, den Neubau eines Erweiterungsbaus sowie neuer unterirdischer Sporthallen die dringend benötigten Mehrflächen zu verschaffen.
Über einen Zeitraum von zwei Jahren wurden zunächst aufwendige Rückbauarbeiten durchgeführt, wobei das Abbruchmaterial aus technischen Gründen nur durch Handarbeit aus dem Gebäude transportiert werden konnte.
Im Souterrain wurden die Bodenplatte abgesenkt und Fensteröffnungen behutsam aufgeweitet, um neue Unterrichtsräume zu schaffen. Durch Spezialtiefbauarbeiten wurden die Fundamente gefestigt. Um die Dachkonstruktion zu optimieren, wurde das Dachgeschoss umfassend entkernt, einschließlich des Einbaus zusätzlicher Stahlträger. Dies ermöglichte Raum für weitere Klassenzimmer.
Die Dachgeschosse beider Gymnasien sind mit modernen Dachliegefenstern ausgestattet. Sie lassen viel Licht herein, ohne die historische Dachlandschaft zu stören. Die Maßnahme wurde eng mit dem Landesamt für Denkmalschutz und der Unteren Denkmalschutzbehörde abgestimmt. Um eine angenehme Lernumgebung zu schaffen, wurden in den Schulfluren durch Schallabsorber die Akustik verbessert und Sitzpodeste für die Schüler eingerichtet. Die beiden unterirdischen Sporthallen liegen in einer Tiefe von gut 12 Metern mittig unter dem Innenhof.
Die großen historischen Aulen, vormals für den Sportunterricht genutzt, erfüllen alle Vorgaben für Barrierefreiheit. Sie wurden an die unterirdische Lüftungszentrale angeschlossen, was eine Nutzung als Mensa, Aula und öffentliche Versammlungsstätte für bis zu 400 Personen ermöglicht. Der Erweiterungsbau mit modern ausgestatteten Fachlehrsälen fügt sich durch sorgfältig ausgewählte Materialien und Farbtöne harmonisch in den historischen Baukörper ein. Sechs neue Aufzüge im gesamten Gebäudekomplex gewährleisten die Barrierefreiheit und runden die umfassenden Modernisierungsmaßnahmen ab.
Der Turm des Oskar-von-Miller-Gymnasiums wurde erneuert. Auch den Dachstuhl des Turmes mit seinem denkmalgeschützten Holzfachwerk wurde saniert. Das Uhrwerk konnte nach Abschluss aller übrigen Arbeiten wieder in Betrieb genommen werden.
Zwei unterirdische Einfachsporthallen
Der Erweiterungsbau zwischen den nördlichen Kopfbauten ergänzt das bestehende Ensemble sorgfältig durchdacht und gelungen. Durch seine Konzeption als aufgeständerter und frei stehender Baukörper, unterirdisch mit dem Bestand verbunden, fügt sich der Erweiterungsbau harmonisch in den denkmalgeschützten Gebäudekomplex ein. Die zwei unterirdischen Einfachsporthallen werden durch den Pausenhof überdeckt. So konnte durch das Erweitern des Schulensembles und das Einrichten neuer Unterrichtsräume im bestehenden Gebäudekomplex im dicht bebauten Stadtteil Schwabing maximaler Zusatzraum geschaffen werden.
Im Rahmen der energetischen Sanierung der Gymnasien wurde großer Wert auf die Verbindung von Tradition und Moderne gelegt. Beide Schulen verfügen nun über einen Bau, der nicht nur den aktuellen Anforderungen gerecht wird, sondern auch seine historische Substanz bewahrt. Die Gebäude wurden mit neuen Fenstern, Elektrik, Haustechnik sowie neuen Sanitäranlagen ausgestattet. Die Fenster in den Bestandsgebäuden wurden nach energetischen Faktoren unter Einsatz von technisch hochwertigem Wärmeschutzglas hergestellt und erfüllen so die aktuellen Wärmeschutzanforderungen. Darüber hinaus wurde das Gebäudeinnere an den Außenwänden mit einem speziellen Dämmputz auf mineralischer Basis versehen. Diese Maßnahme dient nicht nur der Energieeffizienz, sondern minimiert auch chemische Einflüsse auf die originale Bausubstanz. Die Entscheidung, die vorhandenen Terrazzo- und Parkettböden in den historischen Gebäuden zu erhalten, unterstreicht das Engagement für Nachhaltigkeit. Diese Böden zeichnen sich durch ihre Langlebigkeit und Robustheit aus und tragen gleichsam zur Bewahrung des historischen Charakters bei. (Stefanie Wollgarten)
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