Die ab 1689 errichtete und im Laufe des 18. Jahrhunderts mehrfach umgestaltete Sommerresidenz Schloss Seehof der Bamberger Fürstbischöfe kam nach der Säkularisation 1803 an das Kurfürstentum und spätere Königreich Bayern. In der Folge gelangte das Schloss in Privatbesitz und wurde nach wechselvoller Geschichte im 19. und 20. Jahrhundert schließlich 1975 durch den Freistaat Bayern erworben.
In den Folgejahren erfolgte eine umfassende Instandsetzung der gesamten Anlage durch das Landesamt für Denkmalpflege, das bis heute eine Dienststelle im Schloss unterhält. Die wesentlichen Sanierungsarbeiten wurden noch in den 1980er-Jahren abgeschlossen, die aufwendige Wiederherstellung der Kaskade im Schlosspark war 1995 vollendet.
2003 wurde Seehof der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen mit dem Auftrag einer verstärkten öffentlichen Nutzung zur Verwaltung übergeben. Das Denkmalensemble mit Schloss, Garten und Wasserspielen hat sich seitdem zunehmend zu einer überregional bekannten Besucherattraktion im Landkreis Bamberg entwickelt. Neben den Prunkräumen des Schlosses sind in der als Lapidarium genutzten westlichen Orangerie Originalskulpturen von Ferdinand Tietz für die Besucherinnen und Besucher zu besichtigen. Die Liegenschaft verfügt darüber hinaus über eine beliebte Gastronomie und mit der Orangerie und der Schlosskapelle auch über attraktive Veranstaltungsräume.
Arbeiten an den Parkmauern
und der Figurenausstattung
Mehr als 25 Jahre nach den letzten größeren Instandsetzungsarbeiten an den Fassaden und am Dach des Schlosses wurden nun erstmals wieder umfassende bauliche und restauratorische Maßnahmen zur Erhaltung der Bausubstanz des Schlosses sowie an den Parkmauern und der Figurenausstattung des Parks notwendig.
Am Dachtragwerk des Schlosses waren umfangreiche Zimmererarbeiten für die statische Sicherung durchzuführen, die wegen der Kontamination der gesamten Konstruktion durch Holzschutzmittel mit hohem organisatorischen Aufwand verbunden waren. Wenn auch das an verschiedenen Stellen in den Jahren vor der Sanierung eingedrungene Wasser bereits umfangreiche Schäden hinterlassen hatte, so konnte nicht nur das historische Tragwerk, sondern auch große Teile der ebenfalls gut 300 Jahre alten Dachschalung durch Reparaturen erhalten werden.
Die Neueindeckung des Daches und der vier charakteristischen Ecktürme des ab 1687 nach Plänen von Antonio Petrini erbauten Schlosses erfolgte erneut mit schwarzem Schiefer. Dessen natürlicher Glanz und feine Struktur, in Verbindung mit der aufwendigen sogenannten Altdeutschen Deckung, verleihen der ehemaligen fürstbischöflichen Sommerresidenz nun wieder den gewünschten individuellen Charakter. Zum repräsentativen Gesamtbild des Daches tragen auch die erneuerten Kaminköpfe bei, die bereits in der vorausgegangenen Instandsetzung durch funktionslose leichtgewichtige Attrappen ersetzt worden waren, um die Dachkonstruktion zu entlasten.
Die großen technischen Herausforderungen, insbesondere bei den Glockenhauben der Eckpavillons aber auch bei der sonst insgesamt schwierigen Dachgeometrie, wurden von den beteiligten Zimmerern, Spenglern und Dachdeckern mit großem handwerklichen Geschick bewältigt.
Auch die übrigen Handwerker und Restauratoren, die an der Fassadeninstandsetzung beteiligt waren, standen immer wieder vor besonderen Herausforderungen. Nach der konstruktiven Sicherung und Ausbesserung der Natursteinbauteile und der in Teilen noch erhaltenen historischen Putze wurde der Anstrich der Fassaden mit Kalk-Kaseinfarbe ausgeführt. Der heute wegen der schwierigen Verarbeitung nur noch selten eingesetzte Anstrich lässt die Fassade nach Abschluss der Arbeiten wieder in ihrer historischen Farbigkeit erstrahlen. Auch die leuchtend grünen Fensterläden setzen nun wieder den gewünschten gestalterischen Akzent an dem im Mittelpunkt der weitläufigen Gartenanlage gelegenen Schloss.
Die den Park Seehof auf drei Seiten umfassende Parkmauer bildet nicht nur den Abschluss der Anlage gegen die umliegenden landwirtschaftlichen Flächen, sondern ist erkennbar als gestaltendes Element in die Landschaftsplanung des Parks einbezogen. Mit der Instandsetzung der historischen Mauerabdeckung und der Ausbesserung der Putzflächen, wurde die in weiten Teilen in ihrer Substanz stark geschädigte Mauer umfassend saniert. Die insbesondere an der Südseite des Parks aufwendig gestaltete historische Gartenmauer öffnet sich dort hin zu den Figurenweihern und bietet einen weiten Blick in die Landschaft.
Die Einfriedung des Parks besteht hier aus einer Zaunanlage und dem repräsentativen „Seegitter“ aus Sandstein. Diese aufwendig aus Sandstein gearbeitete Balustrade wurde in einer vorhergehenden Restaurierung durch Acrylharzvolltränkung vor dem völligen Verlust gerettet. Die über die Jahrzehnte danach aufgetretenen, wohl überwiegend auf thermische Spannungen zurückzuführenden neuen Schäden stellten die Restauratoren für den weiteren Erhalt nun erneut vor große Herausforderungen.
Einfacher war es dagegen, die verbrauchten einfachen Lattenzäune im Bereich der östlichen und westlichen Gartenquartiere durch neu gestaltete Holzzäune zu ersetzen. Die in der Hauptachse der Anlage gelegene, über das Rechteck des Parks in die Landschaft hinausragende Exedra erhielt dabei einen schlichten Metallzaun als Abschluss, der die Transparenz zwischen Garten und Landschaft nochmals erhöht.
Ein weiterer Schwerpunkt der umfassenden Instandsetzungsarbeiten im Gartendenkmal Seehof war die Restaurierung der Steinskulpturen und Figurengruppen sowie der Kaskade. Das Arbeitsspektrum reichte dabei von der Reinigung über die Restaurierung und farblichen Neufassung bis hin zum Ersatz ganzer Figurengruppen durch neue Abgüsse. Besondere Aufmerksamkeit verdienten die noch im Original erhaltenen Figurengruppen „Raub der Proserpina“ und der „Sturz der Titanen“ von Ferdinand Tietz, die aus witterungsanfälligem grünem Mainsandstein gearbeitet sind. Wie alle anderen Parkfiguren erstrahlen sie nach Abschluss der umfassenden Steinrestaurierung nun wieder im leuchtenden Weiß.
Die von Johann Peter Benkert noch vor der Ausstattung des Parks durch Ferdinand Tietz geschaffenen Attikafiguren des Memmelsdorfer Tores konnten wegen starker Schädigungen und Absturzgefahr nicht an Ort und Stelle erhalten werden. Die Herstellung der Abgüsse der überlebensgroßen Figuren sowie auch die in Sandstein ausgeführten Kopien der Wappensteine über den Toren am Schloss zeugen von der hohen handwerklichen Qualität der mit diesen Aufgaben betrauten fränkischen Steinmetzbetriebe.
Die vom Staatlichen Bauamt Bamberg geleiteten Maßnahmen wurden unter Planungsbeteiligung freiberuflicher Architekten, Ingenieure und Restauratoren abschnittsweise ab 2020 umgesetzt und konnten im Frühjahr 2024 abgeschlossen werden. Die bau- und denkmalfachliche Begleitung der gesamten Arbeiten erfolgte durch die Bayerische Schlösserverwaltung. Nach einer Sommerpause sind dann für den Herbst noch abschließende Rückbau-, Wiederherstellungs- und Ausbesserungsarbeiten an den Freianlagen notwendig, um auch letzte Spuren des Baustellenbetriebs der letzten Jahre an der nun wieder in ihrer vollen barocken Pracht erstrahlenden Parkanlage zu tilgen. (Jürgen Bauer)
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