Bauen

Die neue Sankt-Martin-Grundschule mit dem Sportplatz auf dem Turnhallendach. (Foto: Thomas Häring)

13.10.2025

Der Sportplatz auf dem Dach der Turnhalle

Marktoberdorf eröffnet neue Sankt-Martin-Grundschule mit Turnhalle und Hort

Mit der feierlichen Eröffnung der neuen Sankt-Martin-Grundschule inklusive Turnhalle und Schülerhort geht eines der größten Bauprojekte der jüngeren Stadtgeschichte Marktoberdorfs erfolgreich zu Ende. Was im Jahr 2006 mit ersten Diskussionen über Sanierung oder Neubau begann und von intensiven Standortdebatten begleitet war, ist nun Wirklichkeit geworden: Eine Schule, die architektonisch überzeugt, pädagogische Konzepte neu denkt und ökologische Verantwortung übernimmt.

Die Entscheidung, die Schule im Herzen der Stadt zu belassen, war ein Bekenntnis zu Identität und Heimatgefühl. Kinder sollen in der Stadt zur Schule gehen und nicht aus ihr hinaus. Diese Grundhaltung bestimmte Planung und Umsetzung. Der Neubau fügt sich harmonisch in den Hang zwischen Kirche, Schloss und Stadt ein. Zugleich wurde der vorhandene Standort optimal genutzt: So entstand die Sportfläche auf dem Dach der Turnhalle und die dreizügige Schule wie der sechsgruppige Hort teilen sich Räume effizient.

Die Planungsphase war von Corona überschattet, der Baubeginn fiel mitten in die Krisenjahre: Lieferengpässe durch den Ukrainekrieg, steigende Energiepreise und extreme Kostensteigerungen bei Baustoffen stellten die Verantwortlichen vor enorme Herausforderungen. Trotz allem konnte das Projekt nach vier Jahren Bauzeit mit Gesamtkosten von 37 Millionen Euro im geplanten Rahmen abgeschlossen werden, dank staatlicher Förderungen und einer präzisen Projektsteuerung ganz ohne Kreditaufnahme.

Eine zentrale Leitlinie war die Nachhaltigkeit. Statt auf einen Flächenverbrauch am Stadtrand zu setzen, nutzte man das bestehende Schulgrundstück. Technische Lösungen wie unterirdische Zisternen für Starkregenereignisse, Fernwärmeheizung und eine leistungsstarke Photovoltaikanlage auf dem Schuldach tragen zum klimafreundlichen Betrieb bei. Die PV-Anlage erzeugt nicht nur Strom, sondern macht erneuerbare Energien für die Schülerinnen und Schüler unmittelbar erlebbar. Auch die Klinkerfassade ist ein Statement: Sie schützt dauerhaft die Wärmedämmung, kommt ohne Anstrich aus und unterstreicht den Anspruch auf Langlebigkeit.

Lernlandschaften

Das pädagogische Konzept spiegelt sich in der Architektur wider. Die von Hess/Talhof/Kusmierz entworfenen Cluster sind um zentrale „Marktplätze“ gruppiert, die vielseitige Unterrichtsformen ermöglichen. Damit entstehen moderne Lernlandschaften, die offene Unterrichtsformen fördern. Bei der technischen Ausstattung setzten ZWP Ingenieur-AG und die damalige Innovationsabteilung (heute MorgenGrün) auf maßgeschneiderte Lösungen, die Funktionalität, Energieeffizienz und Nachhaltigkeit vereinen.

Der Neubau ist nicht nur ein Symbol für Bildungsqualität, sondern auch ein Zeichen kommunaler Handlungsfähigkeit in schwierigen Zeiten. Möglich wurde er durch das Engagement vieler. Von Verwaltung und Stadtrat über Fachplaner bis hin zu Bauunternehmen, die unter schwierigen Rahmenbedingungen verlässlich zusammenarbeiteten.

Das Gelände selbst blickt auf eine lange Schultradition zurück. Bereits im 16. Jahrhundert wurden Kinder der Marktgemeinde Oberdorf im Mesnerhaus des benachbarten Pfarrhofs unterrichtet. Anfangs allerdings nur im Winter, wenn sie nicht auf den Feldern gebraucht wurden. Mit der Einführung der allgemeinen Schulpflicht 1786 durch Kurfürst Clemens Wenzeslaus erhielt die Bildung eine feste Ordnung. 1867 schließlich errichtete die damalige Marktgemeinde am Standort der heutigen Sankt-Martin-Grundschule ihr erstes eigenes Schulhaus, ein Fundament, auf dem die Entwicklung bis heute aufbaut.

Die Sankt-Martin-Grundschule hat die „Stürme ihrer Entstehung“ überstanden und ist bestens gerüstet, kommende Herausforderungen zu meistern. Sie ist ein Ort des Lernens, des Zusammenlebens und der Identifikation für heutige Schülerinnen und Schüler ebenso wie für künftige Generationen. (Wolfgang Hell)
 

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