Bauen

Klaus-Jürgen Edelhäuser. (Foto: Tobias Hase)

25.10.2022

„Die relativ strikte Ablehnung ist Vergangenheit“

Kammer-Kolumne: Klaus-Jürgen Edelhäuser über Photovoltaik und Denkmal

Die Energiekrise ist in aller Munde und täglich erleben wir die Diskussionen darüber, wie wir unseren Energiebedarf künftig decken können. Aktuell geht es dabei primär um die Verfügbarkeit und die Kosten von Erdgas. Fast schon in den Hintergrund gedrängt wurde leider die Tatsache, dass die Energiewende auch deswegen notwendig ist, um die CO2-Emissionen zu reduzieren und damit den Klimawandel zu bremsen. Es geht also nicht nur um die Verfügbarkeit und damit auch um die Kosten, sondern es geht darum, wie wir Energie sparen und regenerativ Energie bereitstellen können.

Der Aspekt der regenerativen Stromgewinnung hatte schon vor dem Krieg in der Ukraine die Diskussionen zum Ausbau der Windenergie, sowie zur Ausstattung unserer Gebäude mit Photovoltaikanlagen auf die Tagesordnung gebracht, dieser Sache aber jetzt nochmal eine neue Dynamik verliehen.

Für besonderen Zündstoff haben hier in den vergangenen Monaten auch unsere Baudenkmäler gesorgt. War in den letzten Jahren noch die Ausstattung eines Baudenkmals mit einer Photovoltaikanlage in Bayern weitgehend ein „No-Go“, gibt es nun zunehmend Fälle, bei denen eine solche Anlage auch bei einem Baudenkmal gestattet wird. Die relativ strikte Ablehnung ist Vergangenheit und es ist wohl zu erwarten, dass zukünftig der Einsatz der PV-Technik auch bei Denkmälern nichts Ungewöhnliches mehr sein wird.

Verfolgt man die Diskussionen dazu, zeigt sich allerdings auch eine massive Kluft zwischen den Befürwortern und den Gegnern von Photovoltaikanlagen auf oder an Baudenkmälern. Einerseits wird es, gerade mit Blick auf die Entwicklungen im Energiesektor, als Notwendigkeit gesehen, auch Denkmaleigentümern die Möglichkeit der regenerativen Stromgewinnung mittels PV-Anlage zu geben. Andererseits fürchten viele Menschen, das historische Bauwerke oder Ensembles mit PV-Anlagen verschandelt werden könnten. Beide Sichtweisen sind ernst zu nehmen und beim Einsatz von Photovoltaikanlagen zu respektieren.

Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege (BLfD) betont in vielen Veröffentlichungen, dass es bei Denkmälern nicht um die Kulisse geht. Instandsetzungen und Modernisierungen sollen, natürlich mit Rücksicht auf die Denkmalwerte, eine zeitgemäße Nutzung der Baudenkmäler sicherstellen. Die „zeitgemäße Nutzung“ – wie es als Begrifflichkeit in vielen Veröffentlichungen des BLfD genannt ist – im Baudenkmal sicherzustellen, bedeutet auch, gewisse technische Entwicklungen zu adaptieren.

Dazu gehört sicher auch zuweilen der Einsatz von Photovoltaikanlagen. Aber nicht nur. Wichtig ist die ganzheitliche Betrachtung der Energieeffizienz von Baudenkmälern, bei denen dann die PV-Anlage vielleicht noch ein wichtiges Element darstellen kann. Genau hierfür ist es wichtig, versierte Planerinnen und Planer einzubinden, die einerseits die technischen Rahmenbedingungen bewerten können und andererseits aber auch über die notwendige Denkmalerfahrung verfügen.

Die „Energieberatung im Baudenkmal“ wird damit wichtiger denn je. Auf Grundlage eines durchdachten Energiekonzepts kann dann die genaue Abwägung im Einzelfall stattfinden, welche Elemente notwendig sind, um einen effizienten und umweltschonenden Gebäudebetrieb im Baudenkmal sicherzustellen und gleichzeitig einen wichtigen Beitrag zur Energiewende zu leisten. Kommen Photovoltaikanlagen dabei zum Einsatz, handelt es sich um Elemente, die hinsichtlich ihrer optischen Auswirkungen genau geplant werden müssen. Ebenfalls eine Aufgabe von Ingenieurinnen und Ingenieuren, die in diesem Bereich tätig sind.

Es ist wichtig, jetzt nicht mit Schnellschüssen zu agieren und den Fokus auf nur ein Element der regenerativen Energiebereitstellung zu richten. Die ganzheitliche Betrachtung von Baudenkmälern und Ensembles ist die große Verantwortung, die wir jetzt besonders ernst nehmen müssen, um unsere Kulturlandschaft auch für die Zukunft zu erhalten und gleichzeitig den wirtschaftlichen und umweltfreundlichen Gebäudebetrieb sicherzustellen. Als Ingenieurinnen und Ingenieure sind wir für diese Aufgabe gut gerüstet. 
 

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